diesem herrlichen Krieg vom Jahr 1809 die Franzosen
nicht vernichtet, und die deutschen Länder befreiet wur
den, das lag nicht in der Gleichgültigkeit noch Feig
heit der Oestreichifchcn Unterthanen, sondern tu vielen
unglücklichen Ereignissen und Begebenheiten, die hier
nicht erzählt werden dürfen. Das aber ist wahr und
wird ewig unsterblich bleiben, daß in dieser Zeit die
tapfern Tvrvler, Landleute und Bauern unter ihrem
heldenmüthigen Anführer, den Sandwirth Andreas
Hofer aus Passier und die spanischen Landleute von
Navarra, Catalonien und Castilten durch ihren from
men und treuen Muth, berühmter geworden sind, als
stehende Heere.
Auch diesem vergangenen Gommer und Herbst ist
erschienen, und durch Gottes gnädige Hülfe recht hell
erschienen, was ein Volk vermag, das Gort fürchtet,
und Freiheit und Ehre liebt.
Der französische Tyrann drang mit zahllosen Heeren
in Rußland ein, und meinte, das Land zu plündern
und zu unterjochen; aber es gerieth ihm anders —
das ganze Volk ergrimmte, rüstete und waffnete sich,
sie beteten zu Gott, knieten an den Altären, zeichneten
sich mildem heiligen Kreuz für den heiligen Krieg,
ließen sich und ihre Fahnen durch priesterliche Gebete
und Seegen weihen, und so zogen sie gegen den Feind,
Leben, Gut, Städte und Dörfer, alles gaben sie in
Blut und Feuer dahin, damit ihr Land gerettet, der
Feind vertilgt, und ihr Schwur erfüllt werde. Was
diese tapferen Bürger und Bauern in Rußland und
Pohlen Löbliches und Gewaltiges gethan, und wie sie
das Reich aufgerichtet und erhalten haben, wie auch
mit ihnen der Adel, die Priester einmüthig und gemein
schaftlich gestritten und gearbeitet haben — das wird
die Geschichte dereinst mit goldenen Buchstaben schreiben.
So gieng das französische Heer unter: gegen solche
Frömmigkeit und solchen Muth, konnte Bonapartes
Bosheit nicht bestehen. Mehr als 400,002 Mann ver
darben durch das Schwerdt, den Hunger, die Kälte und
Gefangenschaft; etwa20,ooc> Mann elende Flüchtlinge
ohne Waffen, ohne Kleider und viele verkrüppelt, die
meisten mit dem Ruin des Todtes in dem Leibe, ent- >
kamen und zogen' eben so lächerlich als traurig durch !
die Städte und Oerter zurück, durch welche sie vor ,
einem halben Jahr trotzig und übermürhig gegangen wa, 1
ren. An ihnen erschien sichtbar der Wechsel menschli,
cher Dinge, die Strafe Gottes, und wie nahe dem
Uebermuth der Fall ist. Jetzt ist Bonaparte durch Gott
geschlagen, es ist kein französisches Heer mehr, er
bedarf Monate, um wieder ein neues aufzurichten;
seinen Ruhm aber und den Wahn, woraus seine
Siege Hervorgiengen, vermag er nimmer wieder auf-
zurichten.
Nun da Gott den Weg gezeigt hat, muffen alle
Völker sich erheben; vor allen aber muß in allen Land-
schäften, Kreisen und Gemeinen das deutsche Vaterland
sich erheben, denn kein Volk ist von ihm mehr geschun
den und mißhandelt worden, als grade das deutsche
Vaterland. Weil aber, wenn man ihm Zeit giebt,
alle Kräfte aufzubieten, er wieder neue Haufen von
Menschen zusammen treiben wird, so ist die größte
Geschwindigkeit Noth, daß man die Waffen und
Länder von ihm gewinne, und ihm die Hülfe ab
schneide; auch ist es nicht genug, daß auf das schnell
ste die stehenden Heere gebildet, ergänzt und vermehrt
werden — sondern, wenn er die ganze Volkökraft in
die Hand nimmt, «nd wie er will, gebraucht, so muß
das. deutsche Volk auch gegen ihn in die Waffen geru
fen werden. Wenn dies geschieht, so ist es nicht zwei
felhaft, daß für Gott und Freiheit durch Gott, und
die gute Sache, gesiegt werden wird, gegen die Ty
ranney und Ungerechtigkeit. Diese Volköderufung, die
alle wehrhaften Männer des ganzen deutschen Landes,
so wie es von Franzosen gereiniget wird, sogleich ver
sammeln muß, begreift von 20 — 60 Jahren alles, was
nicht durch Aemter oder körperliche Gebrechen an Dienst
gehindert wird; sie zerfällt in zwei Theile: in die
Landwehr und Landsturm. Die Landwehr besteht
aus den jüngeren Männern, von 20, 30 bis 38 Jah
ren, doch mag von den ältern jeder freiwillig beitre,
ten. Sie wird ordentlich soldatisch geübt, und bewaff
net, und ist bestimmt, nicht allein die Landschaft, wo
sie errichtet wird, zu vertheidigen, sondern auch weiter
auszuziehen, und die wirklichen Kriegsheere zu ver
stärken. Sie ist die Wehr des Vaterlandes in Zeit des
Krieges, besonders wenn ein feindliches Volk mit zahl,
reichen Haufen sich heran wälzt, und das Vaterland
zu unterdrücken droht.
(Die Fortsetzung folgt.)