ns* Montag
Jntelligenzblatt W
des Westphäl. Moniteurs.
Kassel.
Bericht des Herrn Staats-Raths-
Gen eral-Direktors der direkten
Steuern, Baroms von Malchus, an
den König.
Sire!
(•v
^Hndem ich Ew. Majestät hierdurch Rechenschaft
über die Verwaltung der direkten Steuern ab
lege, halte ich mich zugleich verpflichtet, Ihre
Aufmerksamkeit auf die große Verschiedenheit zu
lenken, welche bisher in den Grundsätzen und in
dem Administrationssystem dieses für die Staats
einkünfte so wichtigen Verwaltungszweiges ge
herrscht hat, auch solange noch darin wird herr
schen müssen, als die zu Anlegung eines Steuer-
kadasters nöthigen Arbeiten unbeendigtseyn werden.
Jedem, der die Geschichte der^ jetzt unter dem
glorreichen Szepter Ew. Majestät vereinigten,
Provinzen -nur flüchtig durchlaufen hat, ist es
bekannt, nach welchen verschiedenartigen und un
beständigen Grundsätzen, die, unter der Benen
nung der direkten Steuern, erhobenen Abgaben,
in allen jenen Provinzen veranlagt worden sind.
Durch bic dringenden Bedürfnisse des Augen
blicks größtentheils nothwendig gemacht., und nur
für eine kurze Zeit bestimmt, wurden diese Ab-
gaben weder nach den, aus der Natur der Sache
fließenden, Grundsätzen veranlagt, noch
nach dem produktiven und steuerbaren Vermögen
der ihnen unterworfenen Objekte berechnet, de
ren Bezeichnung selbst oft nur ein Werk des Zu
falls war.
Neue Bedürfnisse machten neue Auflagen noth
wendig. Man fand weniger Bedenken, zu die
Den s ten Oktober/ igiv.
Kasfel'sche
WZ e i t u n g.
sen seine Zuflucht zu nehmen, als zu einer Ver
mehrung oder Berichtigung der schon vorhandenen
Abgaben zu schreiten; ein Verfahren, das durch
den einmal angenommenen Grundsatz, daß alle
diese Lasten nur- vorübergehend waren, und daß
daher auch die neuern derselben, zugleich mit der
Noth, die sie diktirt hatte, verschwinden sollten,
herbeigeführt wurde.
Die eingetretenen politischen Veränderungen in
Europa erheischen indessen die Beibehaltung aller
dieser Abgaben, und auf diese Art entstanden die
Steuern, ìvvlche, statt eines, auf solide Grund
lagen gebauten Systems, einen Haufen von An
sätzen darstellen, welche sich selbst untereinander
überladen, und daher dem Interesse des Gouver
nements und dem der Steuerpflichtigen gleich
schädlich werden müssen.
Es würde ein sehr nngegründeter Vorwurf für
die vormaligen Gouvernements seyn, wenn man
glauben wollte, sie hätten die, mit einer solchen
Ordnung der Dinge unzertrennlich verbundenen,
Mißgriffe nicht gefühlt. — Sie waren im Ge
gentheil davon durchdrungen; aber sie haben es
nicht gewagt, sie zu berühren, aus-Furcht, die
Baufälligkeit eines Theils des auf so schwanken
den Grundpfeilern ruhenden Gebäudes, möchte
dessen gänzlichen und unfehlbaren. Einsturz nach
sich ziehn, — vielleicht auch ans Achtung für das
Eigenthum der Unterthanen, welches freilich, bei
jeder Veränderung des Steuersystems, mehr oder
weniger bedroht wird.
. Ich will mich bei einer genauern Zergliederung
der Natur und der Grundsätze, welche man bei
der Veranlagung einer jeden dieser verschiedenen
Abgaben beobachtet hat, nicht länger aufhalten»
Ein solches Detail würde nur die Fortschritte"-^
menschlichen Verstandes in einem für den Staat
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