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dass diese Sünde von vielen jungen Leriten begangen,
„nd daß besonders in öffentlichen Schulanstalten man
cher hoffnungsvolle, gutgeartete Jüngling verführt
wird. Eltern, Lehrer und Vormünder müssen daher
ihre Aufmerksamkeit verdoppeln, damit dieser im Fin
stern schleichenden Pest, welche die schönsten Kräfte des
Lebens verzehrt, und für unser aufblühendes Geschlecht
und für die Nachwelt traurige Folgen hat, möglichst
Einhalt gethan werde. Wohl dem Unglücklichen, der,
wenn er ein so edles Sinn-enwerkzcug, wie das Gehör
ist, verliert, sich keine quälenden Vorwürfe machen
darf, daß er fein Elend selbst verschuldet habe. Das
Unglück ist ohnehin groß genug, wenn er auch weiß,
daß er durch eine solche Sünde sich's nicht zugezogen
hat. Manche jungen Leute, Die Diese geheimen Sün
den nicht begehen, erlauben sich Ausschweifungen mit
dem weiblichen Geschlecht, zu einer Zeit, wo sich ihr
Wachsthum noch nicht entwickelt hat, und geschieht
dieß öfters, so wirdjdie Kraft der Nerven verzehrt,
und diese Schwache theilt sich auch dem Gehörwerk-
zcuge mit.
Daß'auch erwachsene Personen, die sich im Genusse
der ehelichen Liebe nicht zn mäßigen wissen, und auch
außer der Ehe ihre Kräfte verschwenden, einer solchen
Gefahr ausgesetzt sind, darf ich.wohl nicht erinnern.
Höchst unglücklich sind schwache entkräftete Menschen,
die Sklaven der Wollust sind, besonders wenn sie geile
Weiber haben, an welchen es leider nicht fehlt.
Es ist übrigens nichts Seltenes, daß Nervenfieber,
Ccharlachfieber, Blattcrnkrankhciten rc. Schwerhörig
keit Zurücklassen. Aber auch hier sind die Menschen
meist selbst Schuld. Jene zieh» sic sich durch Unvor
sichtigkeit und Leichtsinn zu, wenn sie bis in die spate
Nacht hinein schwärmen, sich erhitzen, und dann in
der kalten Luft zu Haufe gehn, aus Galanterie, an-
kühlen Sommcrmorgen und Abenden bei siuchtcr Wit
terung eine zu lerchre Kleidung tragen, auf Erhitzung
kalte Getränke trinken rc.
Zwar könnten sie wieder genesen, wenn sie sich ge
hörig abwarteten, aber sie nehmen sich wahrend ihrer
Krankheit nicht sorgfältia genug in Acht, beobachten
nicht die erforderliche Diar, wagen sich zn frühzeitig,
sobald sich der Anfang zur Besserung zeigt, hinaus in
die freie Luft * *), beginnen ihre vorige Lebensart wie
der, oder nehmen zu früh, den Kopf anstrengende
Arbeiten vor. Es enl/eht ein Rückfall, die Krankheit
wird schlimmer, alv 'sie vorher war, und wenn ihr
nicht der Tod ein Ende macht, so läßt sie doch trau
rige Nachwehen zurück, die das Leben deS Menschen
verbittern, und nur am Grabe verschwinden.
Gegen die traurigen Folgen der Dlatterriseucbe sind
diejenigen nun gesichert, welche sich die wohlthätigen
Kuhpocken einimpfen lassen.
Präfektur - Verfügungen uni) Bekanntma
chungen anderer öffentlichen Behörden.
Cirkular-Schreiben an die Herrn Kantons-
Maires im Fulda-Departements.
M e i n e Herrn!
1. Ich benachrichtige Sie hierdurch, daß zufolge
eines Schreibens Sr. Erzellenz des Herrn Fi-
nanzministcrs, alle im Umfange des König
reichs sich aufhaltende Beamten und Agenten
fremder Machte, die P erso n alst e ue r gar
n i ch t, der E i n k 0 m inensst e u e r hingegen
nur in Ansehung des Grundvermögen s,
was sie im Königreich besitzen, unterworfen
seyn sollen.
Ich ersuche Sie, in vorkommenden Fällen,
sich hiernach zu richten und versichere Sie mei
ner Hochachtung.
Kassel, den ^jtcn Oktober izio.
Der Präfekt deS Fulda-Departements,
von Rei man.
2. Mit Bezug auf die in diesen Blattern unterm
22tcn v. M. geschehene Benachrichtigung, wird
dem Publiko hierdurch bekannt gemacht, daß
der Verkaufs - Termin der für konsiszirt er
klärten :
7000 Pfund Kaffee.
1000 — Zucker.
1400 — Twist, worunter sich die vor
züglichsten Sorten Mull - und feine Watcr-
Garne besinden, und der übrigen aus Kakao,
Piement und Indigo bestehenden Waaren ans
künftigen Dienstag den yten d. M. angesetzt
ist, und Vormittags von 9 bis 12 Uhr und
Nachmittags von 2 bis 5 Uhr in dem hiesi
gen Meß-Gebäude abgehalten werden wird.
Sollte an dem genannten Tage der Verlauf
der von selbst nicht darauf fiel. Ob aber durch jene lauten Bekanntmachungen und Warnungen mehr ge
nützt oder gejchadet worden ist, das ist eine andere Frage.
*) Nicht nur die Witterung sondern auch die Zeit des Tages muß berücksichtigt werden. Sobald als cs
kühl wird, und die Sonne sich zu neigen anfängt, darf kein Kranker in der freien Luft verweilen!