Vom I-Len Decenlöer 1808. L4ZA
Am Dienstage den syten v. M. wo fast jeder Einwohner und besonders die Wirthe bei? Stabt
mit den täglicken Französischen Einquartirungrn beschäftigt waren, kehren Mittags gegen
I Uhr in dem Gasthofe zum Stern zwey, dem Wirth Hahn unbekannte, aber sehr elegant
gekleidete Heer»! ei«, und lassen sich ein Glas Bier geben. Kurz darauf erscheint eine dritte
Person, dem Anschein nachdem Jude, der sich aber um die beyden vornehmen Herrn nicht
zu bekümmern scheint, und fordert ein Glas Brandewein. Während dem die ganze Wirth
schaft in Beschäftigung gesetzt ist und unterhalten wird, entfernt sich der am meisten ele
gant gekleidete Herr, kehrt bald wieder, die Zeche wirb bezahlt, und augenblicklich verlas
sen die beiden vornehmen Herrn sowohl, wie der Jude, das Gasthaus. Der Gastwirth
Hahn, welcher um angekaufte Frucht zu bezahlen Gelder aus seinem Bureau aus seiner
oben im Hause befindlichen Wohnstube holen will, sieht zu seinem Schrecken, daß das Du
rra» mit einem Meissel gewaltsam erbrochen ist, und daß ihm aus demselben zum allerwe
nigsten 294 Rthlr. 26 Alb. baares Geld, eine silbrrne Uhr und sonstige Kostbarkeiten ent
wandt worben sind. Durch die Thätigkeit der Gensd'arwerie upd durch das Zuvorkommen
des hiesigen Postillons Georg Ries, waren jene zwey vornehme Herrn auf dem Wege von hier
nach Rotenburg bald eingeholt, arretirt, und eö wurden die entwandten Gelder, die silberne
Uhr und übrigen Sachen noch bey ihnen gefunden, und har der Jnculpat Jacob Philipp den
Diebstahl unter allen Umständen eingestanden. Auf dem Wege hierher fällt der Arrestat
Jacob Philipp, wie eö scheint ganz von ungefähr, in eine Wafferpfütsche, allein beyden
angestellten Nachsuchen fand sich darin ern lederner Beutel mit $ Dietrichen, die der In-
Cttlp.at als ihm gehörig und zu Diebstählen bereitet anerkannt hat. Außer diesen Dkeiriche»
fanden sich bey diesen Kerls noch rin Jatschaber Meiste!, kurze sehr starke Messer und Zun
der, Stein und Stahl, mithin lauter Sachen, die nur Diebe von Profession bey sich führen.
Aus allem diesen geht hervor, daß diese Kerls zu der ersten Classe der Diebe, nämlich den
Iauackenern oder Schockcrn gehören, und es steht sehr zu vermuthen, daß diese Hierunter
signalisirte Kerls sich berews mehrerer dieser Art Diebstähle schuldig gemacht Haben. Sollte
nun dieses der einen.oder andern Obrigkeit bekannt sein, so ersuche ich zur Hülfe Rechtens,
mich savon schleunigst zu benachrichtigen. Hersfeld denkten December 1808..
Der zeitige Criminal-Commrffarius. G. §. Nicola.
Signalement: i) der arretirte Jacob Philipp ist angeblich 26 Jahr alt, und aus Mühlhau
sen dry Bamberg gebürtig, derselbe tst 5 Fuß 8Zoll groß, hat ganz schwarze Haare, schwarz-
braune Augen, eine lange große Nase, gute weiße Zähne, ei« regelmäsiges Kinn, eine»
starken schwarzen Bart, und vorzüglich einen schönen schwarzen Backen-Bart, an der rech
ten Hand rechter Seits nach dem kleinen Finger zu, hat er eine gewöhnliche und etwa- starke
Warze. Bey Verübung des hierfelbst verübten Diebstahls und der darauf erfolgten Arre-
tirung, bestand seine Kleidung in einem sehr schönen feinen und noch neuen Ueberrocke von
grünem Luche mit großem Chenillen-Kragen, einer gelb mit schwarzen Streifen quarirtea
Weste von Seide und Baumwolle, einem gelben cattunenen, mit weißen Stippchen verse
henen Nacht Kamisol, einer langen schwarzen guten Manchester» Hose , einer Reithose von
neuem und ganz feinen dunkelblauen Tuche mit Leber und hellblauen Schnüren besetzt, Stie
feln von Zugledrr, schwarz seidenen Halstuche, und einem schwarzen runden Huthe. Der
selbe führt einen Paß 6 d. Heinrichs bey Suhl im fränkischen Kreise vom S4ten October d.
Ir,«ach welchem er als Galanterie« Händler über Sachs. Meinungen nach Cassel hat reiftn
' wollen. Früher bat er einen Paß d. d. Bleicherode im Han-Deparrement vom 2?ten Junik
d. I. bey sich gehabt, und will bey der Inden-Witwe Schüchtern zu. Bleicherode logirt ha
ben. Von hier will der Jnculpat über Nordhausen, Mudlhaufen, Langensalze und von
hier über Sanbershaustn nach Suhl gereiset sein. Seit feinem igten Jahre will derselbe
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