Full text: Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung (1808, [1])

Vom izten Februar i8o8. 
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Steckbriefe. 
X) Alle und jede Obrigkeiten werben hierdurch geziemend ersucht, auf den nachbetchriebenen 
Elfengesangeneu, CaSpar Ruprecht aus dem Fuldlschen, einen sehr gefährlichen Kerl, wel- 
cher heute Vormittags um o Uyr, bey der Arbeit zu entkommen Gelegenheit gefunden 
hat, aufs genaueste mvigilirrn, ihn im Betretungsfall arretrren und uns alsbald Nachricht 
davon zugehen lassen. Cassel, den roten Februar >8oz. 
LriMinalgertcht daselbst. Beerprann. 
Signalement. Der Entflohene ist zr Jahre alt, fünf Fuß acht Zoll groß, von starkem 
Glreberbau, auch ziemlich corpulent, hat ein rundes Gesicht, «ineplatte Käse, dünneLip- 
pen, große breite Stirn, blaue Augen, braune Haare und Augenbraunrn, und trug bey 
der Entweichung, den gewöhnlichen braunen Rock der Stockhausgesangrnrn, leinene Bein 
kleider, blaue Strümpfe und ein schwarzes Halstuch. 
s) Gestern Abend zwischen 5 und 6 Uhr hat der Peter Degenhard aus Literode, Gerichts 
von Hanstein, die Martha Elisabeth, des Einwohners Johann George Söders Tochter zu 
Oberneden, man weiß noch nicht, ob vorsätzlich oder zufällig, erschossen, sich aber darauf 
gleich aus flüchtigen Fuß gesetzt. Da nun an Hgbhaftwerdung des Thäters äußerst viel ge 
legen ist, so werden alle Gerichte, Mllltair und Civilbebörden ersucht, auf denselben genau 
^ mvigilirrn und ihn ruf Beiretungssall sofort arretiren und gegen Erstattung der Kosten, 
sofort an das peinliche Gericht dahier abliefern zu lassen^ wobey man das Reciprocum verspricht» 
Wltzenhausen den lyten Jan. 1808. peinliches Ger,chl daselbst. E. w. Frankenberg» 
Signalement. Der entwichene Peter Degenhard ist von Literobe Gerichts Haustein 
gebürtig, mittlerer Statur, hat schwarze Haare, ein schmales, längliches, blasses Gesicht, 
etwas mit Blatternarben gezeichnet, und ist vhngesrhr 28 bis 30 Jahre alt. Gewöhnlich 
hat er eine blaue, kurze Jacke, kurze leinene Hosen nod Schuhe getragen, auch einen run 
den Hnth aus gehabt» 
3) Eine Räuberbande von' etwa 10 bis lz Mann, hat in der verwichenen Nacht die Be 
wohner des, an der Nordhauser Straße ohnwelt Urbach belrgrnen Ehrhardtschen Gasthoses 
überfallen, den Gastwirth Ehrhardt selbst mittelst eines Pistolenschusses ermordet, dessen 
Leute aber geknebelt und gemißhandelt. Schränke und Koffer im Hause gewaltsam erbro 
chen, und mehrere Sachen entwandt. Bey der großen Bestürzung, worin sich die Gemiß 
handelten befunden haben ist es ihnen nicht möglich gewesen, genau aus die Räuber zu ach 
ten und sie treffend zu schildern; doch aber stimmt Die Aussage aller darin überein, daß die 
mehrestrn der Räuber nach Sitte der hiesigen Landlrute gekleidet gewesen, zum Theil grüne, 
zum Theil blaue Kleider angehabt, und einige derselben Hüthe, andere aber sogenannte Pu 
delmützen, und auch verschikdrnr von ihqen «risse Nachtmützen getragen haben. Der An 
führer der Bande, den sie oft Hauptmann genannt, soll mit einer grünlichen Chenille, und, 
worüber die Aussagen variiren, mit einem großen dreyeckten, oder mit einem runden Huthe 
bekleidet gewesen seyn, und einen Säbel mit schwarzem Koppel geführt haben. Auch die 
übrigen Räuber sind mit Degen und Pistolen bewaffnet gewesen, und haben, um sich un 
kenntlich zu machen, ihre Gesichter schwarz gefärbt gehabt. Nach Angabe eines reisenden 
Handwerkers, welcher in jener Nacht im Gasthose logirte, hat der ebengedachte Räuber» 
Hauptmann unter der Chenille einen dunkelgrünen Obrrrock getragen, und ein schwarzes 
Degrnkopprl umgevadt, auf welchem sich drey weiße Buckeln befunden; allein diese zu ge 
naue^ Schilderung trägt in Verbindung mit mehreren Umständen dazu bey, diese Aussage 
verdächtig zu machen» Gewöhnlich haben di« Räuber ihre Sprache verstellt, oft aber auch 
hochdeutsch, und zwar im thüringischen Dialecte gesprochen. Dieß scheu läßt vermuthen, 
baß wenigstens einig« derselben in hiesiger Gegend wobnen ; noch mehr aber scheint brr Um 
stand, baß rin von den Räubern zurückgelassener drrpecktrr, mit Staube und Gerstenspitzen 
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