Full text: Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung (1778)

der Herrschaft Schmalkalden haben sich in diesem Sommer ünd Herbst zweyerley Krankhei« 
r^% ten am Rindvieh geäusert. Die eine, sv durch die von Seiten des dasigen Ober-Amts und 
vom Land-Rath des Distrikts vorgekehrte Anstalten schon im Anfang des August-Monaths auf 
gehöret hat, war tödtlich; die andere aber, welche noch jetzo graßiret, ist solches bis hierhin nicht 
gewesen. Da von dieser die Kennzeichen und Cur dem Publico in dem 42ten Stück dieser Zei 
tung bereits bekannt gemacht worden: so will man demselben von jener eine gleiche Nachricht 
hiermit ertheilen und zu dem Ende die Aussage eines Mannes aus der Gemeinde Springstille der 
sich mit Curirung des Viehes abgegeben und darinn so glücklich renssrrt hat, daß nicht eins von 
denen unter seinen Händen gewesenen Stucken gefallen ist, beybehalten, 'Auf die ihm vom Obers 
Amt im Beyseyn des Land- und Stadt-Physici vorgelegten Fragen: 
1) Auf was für Art sich die Krankheit geäusert ? 
Resp. Es seye dem Rindvieh an irgend einem Ort des Leibes, bald am Veitt, bald am Hals, 
bald an einem andern Fleck ein Knoten aufgefahren; dieser wäre Anfänglich wie eine wel 
sche Nuß groß gewesen, und in Zeit von 2, bis Z Stunden immer größer, wie ein großer 
Apfel, ja zum Theil noch größer geworden. ' Diese Knoten hätten eine besondere Art ge 
habt und waren nicht recht hart und auch nicht recht weich gewesen; die Haut des damit 
befallenen Thiers habe auch gleich eine ganz andere Farbe angenommen, so.daß es geschie 
nen, als wenn solche gänzlich abgestorben gewesen. f 
2) Was für Zufälle sich dabey geäusert? 
Resp. Das Vieh ware^dem Anscheine nach, Anfänglich dabey gesund gewesen, und habe anch 
gefressen, bis der Schwulst überhand genommen, da es denn 4,. oder 5 Stunden vor 
dem Tod angefangen zu anken. 
3) Wie seine Cur eigentlich veranstaltet worden? 
Resp. Im Anfang hatte er die Knoten mit Haut und Haar herausgeschnitten, weil dieses 
aber gar zu große Flecken gegeben, so habe er hernach die Methode erwählet, die Knoten 
rund herum zu umschneiden, und zwar dergestalt, daß er die Haut bis auf das Fleisch 
durchschnitten, so daß der Schnitt in das gesunde Fell, nehmlich wohin sich der Geschwulst 
noch nicht erstreckt gehabt, gegangen; wenn der Schnitt geschehen, so seye das Fell rund 
herum an die 2 Finger breit zurück gewichen; in diesen Schnitt hätte er spiritum nitri aci- 
öum hernach auch Blauwasser (aqua ophtalmica saphirea) geschüttet; sodann einen Um 
schlag gegen^ die Hitze gemacht: 
Dieser bestünde in Flöhkraut, vulgo, wilde Weiden, Hopfen, Virkenlaub, jedeö eine 
„ Hand voll, ungelöschten Kalk ein wenig; welches alles in einem wohl zugedeckten Topf ge 
kocht, damit der Knoten warm gewaschen oder umschlagen, und dies alle Stunde wieder- 
höhlet wurde. 
Des andern Tages würde eine Salbe folgender gestalt gemacht: Man nähme ein Schop 
pen Wein, ein | Pfund von de§ mittleren grünen Schale des Stinkbaumes (prunus pa- 
dus) in den Wein gekocht und'ausgedruckt, hernach würde Z Pf. Hirschnnschlitt, H Pf. 
Gelbwachs und Z Pf. frische Butter darzu gethan, und so lange gekocht bis der Wein 
verzehret seye und eine dicke Salbe daraus geworden; mit dieser Salbe wurde die voriges 
Tages durch den Schnitt gemachte Oeffnuna und zwar täglich einmal geschmieret. 
Um dem Faulen Fleisch zu widerstehen, würde gebraudtcr Alaun in die Wunde gestreuet t 
durch diese Cnrart wäre die giftige Materie, wie Hefen aus der Wunde mit grosem Ge 
stank herausgelaufen, täglich würde der Allaun in die Wunde gestreuet und solche darmit 
gereiniget, hernach wieder mit der Salbe geschmieret und so lange darmit continuiret, 
m die. Wunde zugeheilet, welches m 8 dis 14 Tagen erfolge, 
Sodann
	        

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