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Vom 2zten November 1778.
Gemeinnützige Sachen.
Fortsetzung der bewährt gefundenen Methode, den tollen Hundesbiß zu behandeln.
(S. das 45.u.4-ste Stück dieser Zeitung.)
Abschrift eines Briefes des Hrn. Blms an den Herrn, von Lassone.
Mein Herr,
Ich habe von dem Herrn Grneral-Coutrolleur im Anfange des Januars den Plan der Erw
art erhalten, den Sie zur Heilung der Unglücklichen, die in unserer Gegend von dem tollen Wolf
beschädigt sind, entworfen; da die Mittel, die man nach dem Plan gebraucht, so großen Nutzen
geschaft, so eile ich, Sie davon zu benachrichtigen. Ich bin so sebr von dem Nutzen der Beob
achtungen, besonders rn einem solchen Fall, wo noch so vieles dunkel ist, überzeugt, daß icl) ge
wiß weiß. Sie werden mit Vergnügen diese Bemerkungen von dem Nutzen des Quecksilbers die
Tollheit zu verhüten, aufnehmen. Ob ich gleich den Herrn Intendanten von Bourgogne gebeten.
Ihnen die genaue Veschrerbnng die ich ihm zugesandt, mitzutheilen, so werden Sie dennoch er
lauben, daß ich Ihnen kürzlich die Folgen dieser schrecklichen Begebenheit und den Nutzen der
Curart, die Sie vorzuschlagen die Güte gehabt, erzähle, und zugleich Ihren Verdiensten das
schuldige Opfer dringe.
Der tolle Wolf verwundete innerhalb 24 Stunden fünfzehn Personen in der Gegend von
Macon; die mehresien wurden im Gesicht, oder am Kops, oder am Arm, so weib er bloß ist,
von ihm gebissen; alle diese Unglücklichen eileten sehr, sich unnützer Mittel zu bedienen, die seit
langer b"t ein blinke# Borurthei! inj dieser Gegend bekannt gemacht hat. Eines von diesen ist
unter dem Namen des Mittels des Grafen von SrHy bekannt, und ist eben dasselbe das sonst
schon palmarius anpries, das andere sind gebrannte Austerfchalen.
Der Bi schoss von Macon, dessen Güte, menschenfreundliche und christliche Denkungsart ich
nie genug loben kann, gab mir den Auftrag, mich dieser Unglücklichen nach äusserstem Vermögen
anzunehmen; ich besuchte sie auf dem Lande, und verschrieb ihnen gleich Quecksilber. Auf meine
Vorstellungen, die ich von der Dürftigkeit dieser Leute denen Herren Stände» von Macon that,
daß nemlich einige dieser Unglücklichen aus Armuth diese Mittel nicht gebrauchen könnten, ja,
daß es ihnen sogar an dem nothwendigsten Unterhalte fehlte, ließen dieselben sie hreher bringen,
um sie auf alle mögliche Art zu unterstützen.
Ich erhielt im Anfange deS Januars hier eilf Kranke, die ich alle auf die von Ihnen gütigst
vorgeschriebene Art behandelte; ich verlor Einen nach acht Tagen r dieses war ein sehr robuster
Mensch, seine Wunden ^m Gesicht und Händen waren sehr groß, und der Wolf hatte ihn in der
Zeit seiner heftigsten Wuth gebissen; doch waren, ob diese Umstände gleich seine Zufälle verschlim
merten, die Anfälle, die er litt, nicht so heftig, als bey deney^-LLeMne Mittel brauchten.
Ein anderer starb nach der regelmäsigsten Eur, nach zwanzig Tagen. Ob ich gleich gegen
daS Ende gewisse Symptomen der Wasserscheu bemerkte, so glaube ich doch, daß sein Tod von
einem unmäßigen Genusse des Weins herrührte, den er ohne Jemandes Wissen mehr Tage fortgesetzt.
Ein dritter hat das Ende ber Eur nicht abgewartet, feine Verwandte nahmen ihn mit Ge
walt, gegen alle ntfine Vorstellungen weg, aus Furcht, er möchte verhungern, und weil er zu viel
Medicin brauchte; ich weiß, daß er drey Wochen hernach starb, und sein Tod befremdete mich
auch nicht, weil er-am Kopf eine große Wunde hatte, wobey der Knochen mit angegriffen wur
de, und seine Verwandten ihm diej gehörige Wartung auf dem Lande, wo kein Wundarzt war,
nicht geben konnten; als man ihn wegnahm, befand er sich nach seinen Umständen recht wohl, unk»
man hätte eine gründliche Heilung erwarten können, wenn er die Cur bis zu Ende fortgesetzt hätte.
(Die Fortsetzung folgt.)
Kkkkkr Lrcni-