nicht selten in Kleinigkeiten, die doch wieder so eigener, mein kann sagen, eigensinni
ger Natur sind, daß sie kein Zufall erklärt; es iß die Uebereinstimmung, die wir bei Ge
schwistern von der verschiedensten Gesichtsbildung finden, welche oft bestimmt gefühlt wird,
ohne daß eS möglich ist, sie auszudrücken. Hieraus folgt, daß bei einem Mythensiamme
nur im allgemeinen Sinn von einer Hauptsache und Nebendingen die Rede seyn kann,
und das, was hier wie nichtssagend liegen bleibt, dort die Wurzel des Ganzen zu seyn
vermag. Daher erscheint der Name auf. der einen Seite in diesem Verhältniß als etwas
wichtiges und wohl zu beachtendes, auf der andern aber wird er auch wieder nicht mehr
als eben das wichtigste geachtet; die Sage reißt sich davon los arid unterwirft sich einem
andern. Dieser neue kann wieder bedeutend seyn oder auch gleichgültig, wenn gerade
kein Aeeent auf ihn gelegt worden. Es ist klar, daß auf diese Weife die mannigfaltigsten
Verhàltin'ffe entspringen; bei sonst gleichem Inhalt können blos die Namen verschieden
seyn, wie wir in unserm Fragment Odoaker für Ermenrich finden; beide können in ihrer
Weise, bedeutend, oder eurer kann gleichgültig geworden seyn, so sehen wir in Rother den
Namen Dieterich nur als eineu geborgten wieder erscheinen, der ursprünglich der rechte
war; und dem Amelung, der in dem Lied den alten Hildebraud vor seinem Sohn warnt,
in der Wrlkiua - Saga den unpassenden: Conrad, gegeben. Aber auch davon zeigt sich hier
ein Beispiel, daß eine Reihe in ihrer Sage bedeutender Namen aus eine andere überge
gangen ist, wo sie wahrscheinlich dieses Gewicht nicht mehr hat, indem nämlich Gud-
brand, Hildebraud und Heerbrand in dem Gedicht vom König Horn vorkommen; ja selbst
die beiden Namen Hornkind und Rymcnild, neben einander, haben gewiß in Siegfried
(Horn in den ^iltdäuischen Liedern und das Siegeliuden - Ki n d ) und Chriemhild ihrVor-
bild, ohngeachtet die Sage unter ihnen eine andere, und selbst der Name Horn durch
deii Trank aus dem Horn auf andere Weife erklärt wird.
Wenn wir hier auch versucht haben, einige Namen als bedeutend zu den Inhalt der
Sage zu erklären, so wird, wenn es nur sonst nicht mißglückte, dies keinen Eiuwurf ma-
cheu, daß in andern Fällen an eine solche Beziehung gewiß nicht zu denken ist. Was die
Bedeutung selbst betrifft, so sehe mau diese nicht als eine genaue Bezeichnung au. son
dern als ein unabhängia^ß Hinneigen oder Streben nach Zusammenklang, das alle Poesie
bezeichnet, und sich in jegliches Detail verbreitet, daher es oft feiner ist, als daß es in
Worten dargelegt werden könnte. Dasselbe gilt auch, wenn wir geglaubt, in einigen epi
schen Personen eine sittliche Idee ausgedrückt zu sehen. Man'verstehe dies nicht so, als
habe die Mythe Vorsah und Absicht gehabt, sondern wie man sagen kann, daß die Poe
sie in ihrer Bedeutung beruhe, so muß auch in jeder mythischen Gestalt eine besondere
Idee hervortreten, denn nur das bleibt endlich übrig, was sich dauernd in ihr durch alle
Bewegungen des Schicksals gezeigt, darum aber leuchtet diese Idee in ihr stärker durch,
als in jedem andern menschlichen Leben, weil die Sage alles Anfällige verdorren läßt.
Dabei steht jedoch das Eigenthümliche und Besondere unangetastet, was, für sich uner
gründlich, mit das Herrlichste der Poesie ausmacht. Es soll kein Aufheben und Vergleichen