worden waren 5"). Eine Schwierigkeit ergab sich daraus, daß das Inventarium des Kunst-
hauses nicht aufgefunden werden konnte; am 27. September wurde den Erben zur dringen-
den Pflicht gemacht, mit allen Mitteln nach dem verschwundenen Stück zu forschen -
am 29.0ktober mußten sie berichten, daß alle ihre Bemühungen vergeblich gewesen
waren, das Inventarium war und blieb spurlos verschwunden.
Eine besondere Rolle spielten bei dieser Auseinanderlegung die Handschriften, Aus-
züge und dergl. mehr, die Schmincke zur hessischen Geschichte gesammelt und ange-
fertigt hatte. Er war nämlich schon während seiner Marburger Tätigkeit im Jahre 1717
zum Historiographen von Hessen ernannt worden und hatte dieses Amt bis zu seinem
Tode beibehalten. Es entstand daher die Frage, wem die dieser Tätigkeit Schminckes
entstammenden Stücke gehören sollten. Die Verhandlungen hierüber haben sich jahrelang
hingezogen, bis endlich am 8. März 1748 dahin entschieden wurde, daß „die in Königl.
Fürstl.Bibliothec befindlichen und zur Hess. Historie einschlagenden Manuskripte und
Literalien" in besonderen Schränken in der Bibliothek aufbewahrt werden sollten 5').
Damit ist die Bibliothek in den Besitz eines für die hessische Geschichtsforschung
äußerst wertvollen Quellenmaterials gekommen, das noch heute immer wieder herangezogen
werden muß. Es befinden sich unter diesen 53 Nummern nicht nur die umfangreichen
Collectaneen Schminckes, sondern auch eine große Anzahl von selbständigen Schriften,
z. T. in Abschriften von Schminckes Hand. Erwähnt seien nur die Hessische Chronik von
Wigand Lauze und die Frankenberger Chronik von Wigand Gerstenberg; daneben haben
zahlreiche kleinere Chroniken von Hessen und von Thüringen, aber auch Bemerkungen,
kürzere und längere Ausführungen zur allgemeinen, zur hessischen, zur brabantischen,
zur darmstädtischen und zur thüringischen Geschichte ihre Bedeutung. Schmincke ist
selbst nicht mehr zur Auswertung seiner Sammlung gekommen; sein Sohn und später auch
Nachfolger Friedrich Christoph Schmincke war der Nutznießer dieser Arbeit, die ihm
in den Jahren 1747-4765 die Herausgabe der „Monimenta Hassiaca" gestattete, in denen
er diese Chroniken, Urkunden und Akten, z. T. vollständig, z. T. in Auszügen, veröffentlichte.
5. Johann Arckenholt}. (1 746- 1 766).
Aus der nur 21l2 Jahre währenden Amtszeit Johann Philipp Kuchenbeckers sind
nur ganz wenige Nachrichten erhalten. In der Verwaltung der Bibliothek scheint der seit
1738 als Registrator angestellte „Candidatus" Carl Böber bei der Regierung von Anfang an
wenig Vertrauen genossen zu haben. Er wurde zwar auf Grund seiner Meldung bei der Biblio-
thek und dem Münzkabinett in der üblichen Weise angestellt und verpflichtet, aber in
seiner Verwendungsmöglichkeit dadurch stark eingeengt, daß Schmincke „ausdrücklich
anbefohlen worden, dahin alle nöthige precaution und fürsichtigkeit anzuwenden, damit
dem Königl. Hochfürstl. Interesse hirdurch kein nachtheil zuwachsen, sondern dasselbige
auf alle arth und weiße behörig möchte conserviret werden". Schmincke hatte diese Wei-
sung dahin praktisch werden lassen, daß er Röber den Zutritt zum Münzkabinett und zu
den Handschriften der Bibliothek, die in einem besonderen Zimmer verschlossen waren,
versagte. Es ist verständlich, daß sich Röber durch diese Maßnahme, deren Gründe nicht
mehr festzustellen sind, bedrückt fühlte; er scheint die Quelle der Zurücksetzung in
56) A. L. B. III, 5.
57) A. L. B. III, 5.
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