knüpfen, die in dem Duc de Berry ihren freigebigen Mäzen fand. Man könnte nach dem
Rahmen auch an die Nähe des maitre des heures de Marechal de Boucicaut denken, aber
da die Miniaturen typischer französisch zu sein scheinen, ja in der David-Figur - wenn
man will - sogar an den Greis aus dem Par-iser Berry-Psalter erinnern, während man bei
dem maitre de Marechal nach Durrieus Darstellung mehr flämische Anklange erwarten
würde, so wird man wohl eher zu den vielbewunderten Gebetbuch-Kostbarkeiten des Her-
zogs Beziehungen suchen müssen. Man braucht sich deshalb nicht zu verhehlen, daß unsere
Handschrift mit den beglaubigten Arbeiten dieser Sphäre im allgemeinen nicht konkurrieren
kann. Bei der Häufung des Ornamentalen und damit einer Übersteigerung des Tech-
nisch-Handwerklichen, andererseits bei einer gewissen Unbeholfenheit und Typisierung
der Miniaturen kann man freilich nur an eine gewiß begabte aber eben doch epigonäre
Gefolgschaft denken.
Entstehung, Geschichte, Herkunft:
Die Frage der Entstehung wurde bei Prüfung des Bildschmuckes schon gestreift.
Man kann kaum mehr sagen, als daß die Handschrift in Frankreich hergestellt wurde,
denn ihre direkte Herkunft aus Frankreich wird uns durch ein Exlibris auf der Innen-
Seite des am Bücken goldverzierten Ledereinbandes, sowie durch nur außen aufgepreßtes
Wappen bestätigt. Das Werk stammt aus der Bibliothek des Nicolas Joseph Foucault
Comitis Consistorii, des französischen Archäologen (1643-4721), der dem Conseil d'Etat
angehörte, denn Comes consistorianus oder consistorii bedeutet hier wohl ähnlich wie im
byzantinischen Reiche Mitglied des Kronrates. Nach seinem Tode werden es die hessi-
schen Landgrafen für ihre Bibliothek erworben haben. Schließlich sei noch erwähnt, daß
das Werk bislang im Handchschriftenkatalog als Liber Precum s. horae, auro et figuris non
inelegantibus adornatae, also als ein Liber horarum figurierte.
Literatur:
Knackfuß, H. und Max Gg. Zimmermann: Allgemeine Kunstgeschichte, Bd. 2. Gotik und Renaissance
(1900), S.119 [iAbb. von Bl.4r] und 121.
Beinach, Salomon: Notes de voyage. Cassel. in: Revue archeologique, Serie 4. Tome 7 (Paris 1906). S. 350:
nur als Heures francaises du XIVe siecle, avec jolies miniatures erwähnt, mit falscher Signatur
40 Mss.theol. 12 (statt 35), jedenfalls kann der zweite Teil der Nicolaus von Landau-Predigten (vgl.
S. 92) nicht gemeint sein. Der gleiche Signatur-Irrtum findet sich übrigens auch in den dem Hand-
schriftenkatalog abschriftlich beigefügten Bemerkungen von R.Kautzsch zu den Kasseler Bilder-
handschriften.
3. Fritälarer Psalterium: 4" Mss.the0l. 93.
Beschreibung:
Pergt.Hs. 14. Jahrh. 145 Blätter (16 Quaternionen, von diesen hat eine nur 7, eine
9, eine 10 Blätter, dazu kommen die beiden Anfangslagen mit 4 und 5 und die Schlußlage
mit 6 Blättern; vor Bl. 80 fehlt ein Blatt mit entsprechender Textlücke). Blattgröße:
22,5)(16 cm, Schriftspiegel: 16,5)(11cm, durchschnittlich 20 Zeilen. Kleinere (meist
unbeholfen mit roter oder schwarzer Tinte umrandete) und größere (strichmäßig primitiv
crnamentierte) Goldinitalien, daneben auch einige bunte. Einige sehr rohe Miniaturen und
figürliche Darstellungen in Initialen. Zahlreiche Verbesserungen, spätere Schrifterneuerilngen,
Randzusätze, verschiedentlich mit Neumennotierungen und Basuren (gelegentlich sind
wohl ganze bereits benutzte Blätter so neu beschrieben worden). Verschiedene Schreiber-
hände. Gotische Minuskel des strengen Buchstiles.