Mit Vertrag vom 19. Juli 1920 übereignete die Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde
in Kassel ihre 1500 Bände umfassende Bibliothek, die hauptsächlich aus Zeitschriften
örtlicher geographischer Vereine, die im Austausch erworben wurden, besteht.
Baronesse Alice von Haaren -in Baden-Baden hinterließ im Jahre 1921 der Landes-
bibliothek 120 Bände verschiedenen Inhalts im Wert von etwa 2500 Mk. In der gleichen
"Zeit schenkte Major von Marschall in Wilhelmshöhe 247 Bände und 153 Hefte kolonial-
und militärwissenschaftlicher Literatur.
Eine willkommene Bereicherung des Quellenmaterials zur hessischen Geschichte
bieten die Briefe und sonstigen Aktenstücke aus dem Nachlaß des Generalleutnants Frei-
herrn Wilhelm Caspar Ferdinand von Dörnberg, eines der Helden des hessischen Be-
freiungskampfes, deren Ankauf aus dem Antiquariatshandel nach umständlichen Ver-
handlungen im März 1916 abgeschlossen werden konnte.
Besonders hervorzuheben ist die Schenkung des Privatmanns Alexander Fiorino
in Kassel, der im Jahre 1917 eine außerordentlich wertvolle, reichhaltige Sammlung hessi-
scher Urkunden und Schriftstücke aus dem Nachlaß hessischer Fürsten und anderer Per-
sönlichkeiten, darunter 65 Briefe der Brüder Grimm überwies.
Im Jahre 1920 konnten im Tausch 44 hessische Handschriften und 15 hessische
Druckschriften aus dem Heeresarchiv durch das Abwickelungsamt Preußen erworben
werden.
Der schriftliche wissenschaftliche Nachlaß des am 9. Juni 1922 verstorbenen vor-
maligen Direktors der Landesbibliothek Hugo Brunner ging noch in demselben Jahr durch
Kauf in das Eigentum der Landesbibliothek über; diese umfangreichen Kollektaneen zur
hessischen Landes-, Orts-, Kultur-, Rechts-, Wirtschafts- und Personen-Geschichte ent-
halten bedeutsames, für jeden hessischen Geschichtsforscher wertvolles Material.
Mit dem Nachlaß des 1865 verstorbenen Archivars Georg Landau, den die Landes-
bibliothek damals käuflich erworben hatte, waren zahlreiche, dem kurhessischen Staats-
archiv entstammende Akten in den Besitz der Landesbibliothek gelangt, deren Fehlen
zunächst nicht bemerkt, seit Anfang dieses Jahrhunderts aber vom Marburger Staatsarchiv
als unangenehme Lücke empfunden wurde. Wiederholte Verhandlungen führten 1923 zu
einem Abkommen, nach dem diese in gemeinsamer Prüfung festgestellten Akten dem
Staatsarchiv zurückgegeben wurden; als Gegenleistung empfing die Landesbibliothek 45
Handschriften und 576 Druckwerke, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl hessischen
Druckereien entstammen und eine erfreuliche Bereicherung dieser Bestände der Landes-
bibliothek darstellen.
Einer 1929 übermittelten Schenkung der Stiftsdame ein Obernkirchen, Marianne
von Schmidt, verdankt die Landesbibliothek 518 Briefe und Familienpapierc derer von
Wurmb, in denen sich mancherlei Material zur hessischen, insbesondere zur Kultur-
geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts findet.
Die seit dem Jahre 1897 arbeitende Kasseler Grimm-Gesellschaft, die sich der Pflege
der Erinnerung an die Brüder Grimm und ihre Familie widmete, konnte nach dem Krieg
nicht mehr zum Leben erweckt werden; die wenigen noch vorhandenen Mitglieder be-
schlossen daher im Jahre 1920 die Auflösung der Gesellschaft, deren Sammlungen, die
wertvolle Stücke aus dem Briefwechsel der Brüder, Ausgaben ihrer Werke sowie zahl-
reiche größere und kleinere Schriften über sie enthalten, satzungsgemäß in das Eigentum
der Landesbibliothek übergingen, mit ihnen auch drei Ölgemälde Ludwig Emil Grimms,
die der Gesellschaft 1915 geschenkt worden waren.
Noch im Jahre 1913 war es gelungen, für den Tauschverkehr der Landesbibliothek
mit den deutschen Universitäten auch Freiburg, Jena, Tübingen und Würzburg zu ge-
103