Studentisches Leben
an der GhK.
einander Studiengänge des bisherigen „Fachhochschulni-
veaus" anzubieten, sondern die bestehenden Einrichtungen
sofort zu bündeln." (19.10.1971) Als Ziel dieses Weges sah
von Friedeburg die „Universität der Zukunft", sollte heißen,
die Verwirklichung reformierter Studienwege mit Beispiel-
charakter für die gesamte Republik. Der Oberbürgermeister
lobte die Landesregierung, versagte sich jedoch nicht, auf die
zurückgestellten Forderungen nach einem medizinischen
Fachbereich und nach einerjuristenausbildung in Kassel, die
der Bundespräsident bei seinem Besuch in Kassel angespro-
chen hatte, aufmerksam zu machen. Auch in den weiteren
Festreden von Gründungsbeiratsmitglied Schwarz und sei-
tens der Studentenschaft wurden Problembereiche themati-
siert, die die Entwicklung der Hochschule zum Teil auch in
späterenjahren noch belasten sollten. Neben vermeintlichen
Planungsfehlern standen vor allem die Kompetenzverteilung
zwischen Wiesbaden und Kassel bei Planungs- und Beru-
fungsverfahren sowie die unterschiedliche Stellung der Hoch-
schullehrer im Mittelpunkt kritischer Anmerkungen. Die
abschreckenden Bremer Erfahrungen und der Experimen-
talcharakter der Kasseler Gründung sowie das geplante
Tempo der Gründung hatten von Friedeburg zu einem streng
dirigistischen Gründungsverfahren veranlaßt, was von Begirm
an für Auseinandersetzungen gesorgt hatte. Gründungsbei-
rat und Studentenschaft forderten - erstere vornehm, letztere
unverblümt-die Neugründung rasch mit Planungs- und
Selbstverwaltungskompetenzen auszustatten. Es gehörte in
jenenjahren zum guten Ton, daß eine solche Veranstaltung
von Protesten und Demonstrationen begleitet wurde; so
geschah es auch in Kassel. Allerdings benahmen sich die
Demonstranten vor und im AVZ, so die „Kasseler Hoch-
schul-Nachrichten", wie „Nordhessen, also brav". Spruch-
bänder der Organisationseinheit Sozialpädagogik wiesen auf
das Fehlen von 16 Hochschullehrern hin, die Organisati-
onseinheit sei eine „Totgeburt" hieß es u.a., Fachhochschul-
lehrer hatten sich Abzeichen mit der Aufschrift „Fachhoch-
schullehrer-Hochschullehrer 2. Klasse!" angeheftet, zu-
sätzlich gab es Flugblätter. Und ein jovialer Ministerpräsi-
dent suchte das Gespräch mit den Demonstranten. „Erwar-
tete Würfe mit Tomaten und Eiern fielen aus; Polizei war
ohnehin nur in Gruppenstärke zur Verkehrsregelung gekom-