Was treibt die Forschung?
Der zuvor als obsolet abgelehnten ,akademischen4 Haltung
gegenüber Doktoranden steht eine ,Manager'-Haltung zur
Seite, die vielleicht von den voruniversitären Erfahrungen
ihrer Vertreter herrührt: Die Forschung ist ein Geschäft, das
Akquisition von Arbeitskraft (vulgo Doktoranden), sächli-
cher und monetärer Ressourcen und nicht zuletzt von Ideen,
Projektmanagement und Berichtswesen miteinander verbin-
det, alles zur höheren Ehre des Fachbereichs, Instituts, Lehr-
stuhls, um das alte Wort noch einmal zu benutzen. Das äußert
sich in solchen Sätzen wie: „Der Doktorand arbeitet 100 Prozent
seiner Arbeitszeit für mich. Wenn er nach Dienstsehliß meine Maschi-
nen (Reagenzgläser; Inhunablen, Versuchstiere...) benutzt und durch
die Betreuung meiner Lehrveranstaltungen Wissen azgiiimmt, dann
muß das genug sein. Entschuldigen Sie, ich miß jetzt nach..."
Der dritte Eckstein des spannungsgeladenen Umfeldes,
in dem sich Doktoranden bewegen, ist die zögerliche Hal-
tung, die manche zu Doktorvätern geeignete Hochschul-
mitglieder einnehmen, die schon in Vorläuferinstitutionen
der Gesamthochschule tätig waren. Dort wurde nicht pro-
moviert; man war und ist vielleicht auch selbst nicht pro-
moviert...
Das sind auch andere nicht, die ,universitär' an die
Gesamthochschule berufen wurden, weil sie eine adäquate
Leistung vorzuzeigen hatten. Was die Berufungskommission
nicht störte, stört die Betroffenen selbst. Sie stehen wenig
selbstbewußt neben einer akademischen Tradition und fra-
gen: „ a, dürfen wir das denn, jemanden promovieren ?", obwohl
sie sieben Patente auf umstürzende Erfindungen halten und
die brennenden Fragen von Wirtschaft, Umwelt und Gesell-
schaft wie das Einmaleins können.
Zwischen diesen Extremen treibt der Doktorand die For-
schung voran - weil ihn selber etwas treibt. Sein Ehrgeiz, sein
Zeitvertrag und das oben beschriebene Reizklima, von des-
sen Eckpunkten wir annehmen wollen, daß sie in der beschrie-
benen Reinform nur in der Vergangenheit existierten. Die
gesunde Mischung von akademischer Tradition, Projektma-
nagement und Bodenkontakt zeichnen den idealen Doktor-
Vater aus. Die ökologische Nische, in der Doktorarbeiten
wachsen, braucht schließlich den intellektuellen Anreiz
genauso wie die dumme Frage, die gekonnte Beseitigung