rigkeiten, Themen der Historischen F rauenforschung in de
Kanon der Prüfungsthemen einzuführen. Die Seminare zu
Geschichte der Frauen im späten Mittelalter und in dc
Frühen Neuzeit waren für mich der Einstieg in die Frauer
forschung mit dem Schwerpunkt „Geschichte der Geschlecl
terbeziehungen".
Und die GhK bot eine zweite Lern- und Wirkungsmög
lichkeit: die Kontaktstelle für Wissenschaftliche Weiterbi
dung, die über die Hochschule hinaus wirkt. Die Teilnel
merinnen und Teilnehmer an diesen Seminaren haben mic
herausgefordert, die in der Frauenforschung erörterten Th:
sen zu überdenken, ihr Interesse hat mich beflügelt, neu
Themenbereiche zu erarbeiten.
Perspektiven: Kontinuität und konstruktiver Streit
A.N.: Nun haben wir ja inzwischen eine Professur für Frau-
enforschung an der GhK. Was hast Du vorgefunden, als Du
nach Kassel kamst, Christel?
C.E.: Ich habe 1993 die erste Professur an der GhK einge-
nommen, die explizit der sozialwissenschaftlichen Frauen-
forschung mit dem Schwerpunkt Arbeit und Beruf gewidmet
ist. Das ist ein schöner Erfolg langer Bemühungen von vie-
len engagierten Frauen und einigen aufgeschlossenen Män-
nern. Ich komme aus der Frauenbewegung und habe Frauen-
forschung am Institut für Sozialforschung in Frankfurt
betrieben, bin also das Arbeiten in ständigen Diskussionszu-
samrnenhängen gewohnt. Im Vergleich mit dem überschau-
baren Forschungsinstitut erscheint mir die Universität viel
parzellierter und Kommunikation schwerer herzustellen.
Die LAG ist ein wichtiges Forum für die Diskussion inner-
halb der Frauenforschung. Wir brauchen aber auch die Aus-
einandersetzung mit den „Main-stream-c" oder „Male-stream"-
Wissenschaften. Für mich ist die Frauenforschung vor allem
eine kritische Wissenschaft, und das ist sie vor allen Dingen
mit Wissen und Kompetenz in ihren jeweiligen Fachgebie-
ten. Der Anspruch und das Programm dieser Reformuni-
versität ist daran zu messen, wie sich die Disziplinen mit dem
beschäftigen, was die Frauenforschung zur Sprache bringt,
d.h., daß auch die Auseinandersetzung, die Diskussion, das
Streitgespräch mit den anderen Vertretern der jeweiligen
Gebiete stattfinden sollte. Das geschieht noch zu wenig.