Schlußbeme rkungen
Zehn Jahre Entwicklung der Ausbildung für soziale Berufe an der Ge-
samthochschule Kassel stehen hier exemplarisch für deren Reform in
der Bundesrepublik - auch wenn in Kassel alles ganz anders war und
wurde. So weit zu übersehen ist, sind allenthalben die mehr oder min-
der stürmischen Anläufe in Konsolidierungsphasen eingemündet. Durch
unterschiedliche Ausbildungsschwerpunkte und abweichende Formen der
Studienorganisation haben sich Fachhochschul-"Individualitäten" ent-
wickelt, wie sie auch zuvor im Vergleich der Höheren Fachschulen un-
tereinander aufzufinden waren. Kassel nimmt gegenüber den anderen
Ausbildungsorten eine Sonderstellung ein, da hier das Prinzip der Ge-
samthochschule so weit als möglich durchgehalten wurde. So ließen
sich die integrierten Studiengänge entwickeln, so ist hier - im Gegen-
satz zu den Fachhochschulen - neben der Lehre die Forschung ermög-
licht. Diese zielt entweder auf die Theorie-Entwicklung von sozialer
Arbeit, ihre Geschichte oder auf einzelne ihrer speziellen Arbeitsge-
biete. Dabei hat sich durch die Einrichtung der "Interdisziplinären Ar-
beitsgruppe für Soziale Gerontologie" ein besonderer Schwerpunkt ge-
bildet, der sich durch sehr enge Zusammenarbeit von Wissenschaft
und Praxis auszeichnet. Doch das gilt auch für manche anderen For-
schungsaktivitäten im Fachbereich. Vielleicht unterscheidet sich der
Kasseler Fachbereich auch insofern von manchen anderen, als hier in
Forschung und Lehre in besonderem Maße Aufklärungsprozesse inten-
diert werden, die - wie vermittelt auch immer - zu den beiden großen
Aufklärern der Moderne - Marx und Freud - in Bezug zu setzen sind.
Der Kontakt der Ausbildungsstätten untereinander ist zwar wieder in-
stitutionalisiert in der "Konferenz der Fachbereichsleiter der Fachbe-
reiche für Sozialwesen in der Bundesrepublik Deutschland", diese ist
jedoch in ihrer Zusammensetzung variabler geworden, als es die Kon-
ferenz der Direktoren war, und ihre Zusammenkünfte scheinen an "Er-
eignis-Charakter" verloren zu haben. Außerdem gibt es Arbeitsgemein-
schaften auf Länderebene und Fortbildungsangebote für Lehrende, über
die gegenseitige Informationen laufen. Da die Ausbildung jetzt an Hoch-
schulen stattfindet, überwiegt die staatliche Trägerschaft (es gibt nur
wenige konfessionelle Fachhochschulen), wirkt sich die Kultushoheit
der Länder als desintegrierendes Moment wohl stärker aus als zuvor.
Der Professionalisierungsprozeß der sozialen Berufe hat durch die Auf-
wertung der Ausbildung zur Sozialarbeit und Sozialpädagogik und - in
Kassel -ß für Supervision einen Schritt voran getan, weitere werden mit
den Studiengängen für Soziale Therapie und Soziale Gerontologie fol-
gen. Gleichwohl wird die Professionalisierungsdebatte weitergeführt
werden müssen.
Übrigens: Wahrscheinlich hätte jeder Mitarbeiter im Fachbereich die-
sen Bericht anders geschrieben - mit anderen Einschätzungen, Bewer-