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tur nicht nur konventionelle, sondern auch unkonventionelle, unwahr-
scheinliche Redeweisen auftreten, die poetische Verteilungen mindestens
simulieren". 19 Die formalisierte Zufälligkeit jedoch, als Neben-, Brot-
oder Notberuf, steht dem künstlerischen Prinzip Zufall entgegen und
wird als Einengung und Einschränkung empfunden, wo es doch Erweite-
rung sein soll.
"Kunst am Bau" zum Beispiel ist ein Begriff, der in diesen Zusammen-
hängen immer wieder vorkommt und von dem man ernsthaft nichts mehr
erwarten kann. Dieser Begriff setzt ja doch noch einen Rest von Archi-
tektur als Gesamtkunstwerk voraus. Spätestens an einer Gesamthochschu-
le erfährt man sinnigerweise, daß so was gar nicht erstrebenswert ist.
Die Rivalität von Architektur und Kunst hat eine lange Tradition, die
auch nicht wenigstens probeweise an der Gesamthochschule Kassel zu
überwinden versucht wurde. Was mir erlebnisnah dabei einfällt, ist ein
Abend mit Richard Neutra, für den ich damals eine Ausstellung gestal-
tet hatte und der uns 1954 in Bonn überraschend mit seiner Frau besuch-
te. Der größte Teil des Gespräches drehte sich um Biotop-Architektur.
Dabei saß er stundenlang vor einer riesigen Picasso-Reproduktion, ein-
ziges Bild im Raum, das zentimetergroß auch signiert war. Erst beim
Abschied fragte er beiläufig, von wem denn das Bild da sei. Ich war tief
beeindruckt, wie das lebendige, geistreiche Gesicht Neutras bei dem
von mir genannten Namen des Künstlers Langeweile und Bedeutungslo-
sigkeit ausdrückte. Frau Neutra, die Situation erkennend, macht mir
zuliebe eine versöhnliche Geste. Für seine Architektur, fand ich' heraus,
war diese Haltung auch konsequent. An dieses für mich einprägsame
und lehrreiche Erlebnis wurde ich erinnert, als ich 1966 an die Hoch-
schule für bildende Künste Kassel kam und mir der zuständige Kollege
bedeutete, daß es mit der Kunst (der bürgerlichen) nun endlich vorbei
sein müsse, und während ich das hier schreibe, höre ich aus dem Radio
den Kölner Architekten Oswald Matthias Ungers wieder diesen Satz sa-
gen: "Nur Architektur und Musik sind richtige Kunst, Malerei bildet
nur ab". 20
Die Frage, die seit William Morris noch Kunst oder Industrie lautete,
heißt heute auch schon nicht mehr Architektur oder Industrie; um der
Übermacht der industriellen Fabrikation zu begegnen," fehlte schon vom
Ansatz her jede gemeinsame Idee von Kunst und Architektur. Architek-
tur und Kunst zeigen so eine gewisse Konkurrenzhaltung, die sich beide
auch eben jenes "Versagen" vorhalten: "Wenn man heute den Bauten der
60er Jahre "Kunstlosigkeit" vorwirft und fordert, Architektur müsse
wieder "Kunst" sein, so übersieht man, daß diese Architektur in einem
engen Verhältnis mit der zeitgenössischen bildenden Kunst steht. . . Die
geometrischen, spiegelnden Rasterfassaden, die hartumgrenzten Kuben
der Architektur haben mit Hard-Edge-Painting und Minimal Art ebenso-
viel gemeinsam wie das Großraumbüro mit Conceptual Art und die Ver-
kehrs- und Regionalplanung mit Land Art. Wenn man dies als überholt,