Der FB 21 dagegen stand 1971 eher in der allgemeinen Diskussion über
eine neue Definition und Organisation des westdeutschen Hochschulwe-
sens. Deutsche wie ausländische Absolventen hatten in zunehmendem
Maße festgestellt, daß ihre in anderen Ländern ausgebildeten Kollegen
bei einer als äquivalent verstandenen Ausbildung über einen universitä-
ren Grad (z.B. B.Sc.) verfügten, während die Bundesrepublik die inter-
nationale Anerkennung der Graduierung zum Ingenieur (grad. ) nicht hat-
te durchsetzen können. In seinem Verhältnis zur praktischen Landwirt-
schaft sieht sich der FB 21 eher als außerhalb stehend in einem Verhält-
nis der Überordnung, des Verfügens über die Praxis, der Intervention
("Entwicklung"). Dazu trägt sicher auch bei, daß man aufgrund der un-
terschiedlichen geographischen Bedingungen und soziokulturellen Kon-
texte in der internationalen Agrarwirtschaft notwendigerweise in Viel-
falt und Alternativen hinsichtlich der Lebens- und Produktionsweisen zu
denken gewohnt ist. In diesem Sinne war und ist man sicher auch "wis-
senschaftlicher" und "politischer" als in anderen ingenieurwissenschaft-
lichen Fachbereichen der GhK. Die Integration in die Gesamthochschule
wurde als eine notwendige Selbstverständlichkeit angesehen.
Integration in die GhK
(1) Was "Integration" in die GhK konkret bedeutete und bedeuten konnte,
war schwer zu sagen, vor allem für die Witzenhäuser Fachbereiche.
Aus Kassel kamen zunächst Bilder von Rastern und Vernetzungen, von
einem Hochhaus mit speziellen lntegrationsaufzügen, von einem "edlen
Gesamthochschulkern", der allmählich die als brauchbar erscheinende
Substanz der Kunsthochschule und der Fachhochschule aufsaugt und den
Rest einem dahinvegetierenden natürlichen Aussterben überläßt. Univer-
sität durfte die Gesamthochschule nicht heißen, doch sollte sie die beste
aller Universitäten werden. Und manchem in der Hochschule, der applau-
dierte, entging dabei, wie sehr er zu seiner eigenen Diskriminierung t
beitrug und letztlich auch der Realisierung der Idee der integrierten Ge-
samthochschule schadete.
(2) Rückblickend über diese zehn Jahre GhK wäre es wohl richtig, eini-
ges zu den Erwartungen zu sagen, die man in Witzenhausen bezüglich
einer Integration in diese Hochschule hegte. Vorsichtigerweise will ich
mich dabei auf den FB 21 beschränken, über den ich als Mitglied bei al-
ler Subjektivität der Wahrnehmung und Erinnerung einen besseren Über-
blick habe (wenngleich manches auch für den FB 20 zutreffen mag).
Eine der wesentlichen Erwartungen des FB 21 war zunächst einmal die
Möglichkeit der Ablösung des Fachhochschulstudienganges durch das
Kasseler Modell integrierter konsekutiver Studiengänge. Neben den for-
malen Gründen, wie z. B. der internationalen Anerkennung vor allem
des ersten Abschlusses, ging es dem FB 21 dabei auch darum, seine
eigenen Erfolge um die Weiterentwicklung der Bedingungen des Lehrens