Kultusministerkonferenz in den sechziger Jahren abgestimmten großzü-
gigen Förderung des Ingenieurschulwesens ausgebaut worden. Hinzu kam
die Ingenieurschule für Betriebswirtschaft, weiter gab es die für den
nordhessischen Raum wichtigen Höheren Fachschulen für Sozialarbeit
in kirchlicher und für Sozialpädagogik in städtischer Trägerschaft, fer-
ner in Witzenhausen die Ingenieur-Schule für Landwirtschaft und die für
Internationale Agrarwirtschaft. Das Spektrum der Studiengänge des künf-
tigen Fachhochschulbereiches wurde durch die florierende Werkkunst-
schule vervollständigt.
Am 23. Mai 1966 forderte die Stadtverordnetenversammlung mit den
Stimmen aller Fraktionen aufgrund der Berichterstattung des damaligen
Stadtverordneten H. Börner die Errichtung einer Naturwissenschaftlich-
Technischen Universität. Seitdem lebte die Diskussion in Magistrat,
Stadtve rordnetenversammlung und Öffentlichkeit immer wieder auf. 1968
tauchte der Gedanke einer Stiftungsuniversität auf. 12 1969 organisierte
sich die interessierte Öffentlichkeit zusammen mit zahlreichen kommu-
nalen Trägern und gestützt durch die Wirtschaft des nordhessischen Rau-
mes in einem Förderverein für die künftige Universitätsgründung, dem
"Arbeitskreis Universität Kassel", dessen späterer Geschäftsführer Ur-
bach die eher von der Wirtschaft getragenen Zielvorstellungen - wenn auch
nicht mit einer Stiftungsuniversität - umzusetzen suchte. Dieser schloß
sich bereits in einer Denkschrift 1969 den bildungspolitischen Rahmen-
bedingungen in der Bundesrepublik an und forderte eine Ge samthochschu-
le. Die Stadt ihrerseits, die auch in dem Arbeitskreis vertreten war,
suchte nun die Entwicklung voranzutreiben, indem sie im Zuge der bun-
desweiten Wünsche von Kommunen nach Hochschulgründungen das für
deren Analyse und Begründung bereits ausgewiesene Institut für regio-
nale Hochschulforschung an der TH Hannover unter ihrem Leiter Dr.
Geißler beauftragte, ein Standortgutachten für Kassel als Hochschul-
stadt - unabhängig vom Land Hessen - anzufertigen. Schon im Frühjahr
1970 lag dieses sehr differenzierte Gutachten vor 13; es beeinflußte die
weitere Diskussion nachhaltig, besonders deswegen, weil es sie in Rich-
tung auf eine Standortauswahl für die Gesamthochschule konkretisie rte.
Auch aus dem Hochschulbereich kam Unterstützung: die hessischen
Hochschulen standen den Gründungsplänen angesichts des Studentenzu-
stromes und drohender Zulassungsbeschränkungen positiv gegenüber.
Ausreichende Mittel für den Bildungsbereich schienen nach Überwindung
der ersten Wirtschaftskrise vorhanden zu sein, zumal er landespoliti-
sche Priorität besaß. So hatten sich seit Beginn des Jahres 1969 Rektor
und Senat der benachbarten Universität Marburg mehrmals für eine Neu-
gründung in Kassel eingesetzt, um ihre eigenen Ausbildungskapazitäten
zu entlasten. Der Gedanke, das inzwischen als Lehrkrankenhaus mit der
Universität Marburg vertraglich verbundene Stadtkrankenhaus zum Kern
einer Medizinischen Fakultät werden zu lassen, lebte wieder auf und
fand zeitweilig dann auch das offene Ohr des Kultusministers.