Die Möglichkeit, sich für eine der beiden Orientierungen zu entschei-
den, stellt einen Freiheitsspielraum für die Studenten dar, der sehr
wichtig ist. Nicht nur die rechtliche Möglichkeit für Fachoberschulab-
solventen, den Dipl.Ing. , bzw. später sogar den Dr.Ing. zu "machen",
als Einlösung der Forderung nach Durchlässigkeit und späterer Ver-
wirklichung von Chancengleichheit, stellt eine bedeutende Weiterentwick-
lung der alten Ingenieur- und Fachhochschule zur Gesamthochschule
dar. Auch die damit notwendigerweise inhaltlich verbundenen Freiheits-
spielräume im Studium (so z. B. im Projektstudium) in der Wahl einer
der angebotenen Wahlpflicht- und Wahlfächer eröffnet den Studierenden
die Chance von Neu- und Umorientierungen während des Studiums bzw.
- unter anderem Blickwinkel - auch die Möglichkeit der "Abstimmung
mit den Füßen". In einer Zeit, in der die meisten Technikstudiengänge
nach Studenten suchen müssen, werden auch die Hochschule und der ein-
zelne Hochschullehrer interessiert sein müssen, das Interesse der Stu-
denten zu wecken - eben attraktiv zu sein.
Insofern kann konstatiert werden, daß in bezug auf Forschungsorientie-
rung,eigene Arbeitsmöglichkeiten, Eigenverantwortung, Studieneinfüh-
rung und -beratung sowie Tutoren-Unterstützung jeder Student der Tech-
nikwissenschaften an der GhK in allen Studienphasen besser gestellt ist
als sein Kommilitone an der Fachhochschule. Inwieweit es angestrebt
werden sollte, allen Studenten auch die gleichen Möglichkeiten zu bie-
ten, die eine TU oder TH jedem Studenten bietet, muß der weiteren Ent-
wicklung der GhK insgesamt vorbehalten bleiben.
Einige Reflexionen über öie Gründe für die Unterschiede zwischen Kon-
zepten und Wirklichkeit
lmplementationsstudien über Reformprozesse im Hochschulbereich le-
sen sich meist wie restriktionsanalytische Grabgesänge, in denen Pla-
ner darüber klagen, warum ein ursprünglich "guter" Plan dann doch
nicht so umgesetzt worden ist,wie es aus ihrer Sicht hätte sein müssen,
also nur die zweit- oder drittbeste Lösung zum Tragen kam (manch-
mal auch gar keine): Die Schuldfrage wird dann zum alles überstrahlen-
den Motiv der Darstellung, wogegen die Berücksichtigung der während
des Implementationsprozesses eingetretenen Veränderungen der sozia-
len und bildungspolitischen Umweltbedingungen sowie die notwendiger-
weise dynamische Eigenentwicklung des inganggesetzten Prozesses da-
bei nur allzu leicht aus dem Blickfeld geraten. Auch konzeptionelle Män-
gel, Nichtberücksichtigung von erst später erkannten (erkennbaren)
Widerständen, mangelhafte Durchsetzungsmöglichkeiten und -vermögen
der "Männer der ersten Stunde" beim Hinzutreten weiterer involvier.
ter Personen, bildungspolitischer Klimawechsel und andere, die "Um-
setzung" des Planes beeinflussende Faktoren werden häufig nur unzu-
reichend berücksichtigt. 5