Full text: Kreis Hofgeismar : Teil 1. Schloß Wilhelmstal (7)

 
 
GESCHICHTE 
 
 
zu datieren ist als das erste, ergibt sich ohne weiteres auch aus dem Fortschritt der Arbeiten. Auch ist 
wwegen der fehlenden Gruppen nach Holland zu schreiben und deren Absendung zu beschleunigenc, während 
sie bei dem ersten Pro Memoria nannoch gnädigst zu wehlenm waren. 
Die drei Hauptanlagen der Achse, die Grotte, der zugehörige Teich hinter der Grotte und der Enten: 
teich, dieser mit den Chinesischen Häusern und den Geflügelhäusern, werden eingefaßt durch zwei schmale 
Randstreifen mit hohen Hecken, die teils Schmuckanlagen, teils Obstgärten enthalten. Die einzelnen Teile 
werden getrennt durch zwei breite Querwege, die senkrecht zur Achse verlaufen und durch je ein Tor in 
der südlichen Umfassungsmauer zugänglich sind. Nach Westen wird die Achse durch drei große Bosketts 
mit bewegten lauschigen Gängen und Kabinetten, alles in geometrischen Konturen, zum Abschluß gebracht; 
die Wände dieser Kabinette aus hohen Buchenhecken mit Sitznischen; in der Mitte der umschlossenen 
Flächen Rasenbeete. Das südlichste der Bosketts mit Postament in der Mitte, in dem Plane von 1746 als 
nbosquet de Venusß bezeichnet, das nördlichste mit irrgartenartigen Gestaltungen, zugleich als Glied der 
Bindung zur Hauptachse. 
D i e G rotte ist wohl als das Hauptstück dieser Achse anzusehen und hat von jeher am meisten 
Beachtung gefunden. Es kann angenommen werden, daß der Rohbau mit Abschluß des Jahres 1745 voll: 
endet gewesen ist, denn am 20. Dezember desselben Jahres hat Prinz Wilhelm sich bereits an den Bankier 
Du Val im Haag gewandt mit der Bitte, ihm Muscheln für das Grottierwerk und Bildhauer für den figürs 
lichen Schmuck zu vermitteln} Bald darauf muß er sich auch um die Beschaffung eines Grottenkünstlers 
bemüht haben, denn La Potterieß der Hofkünstler des Kurfürsten Clemens August von Cöln, ist im 
Oktober 1746 mit dem größten Teil seiner Arbeiten bereits fertig. Der Verlauf seiner Tätigkeit in Wilhelmstal 
ist aus dem Schriftwechsel mit dem kurkölnischen Hofmarschall Baron von WolffßMetternichs mit Zuver: 
lässigkeit zu ersehen. Nachdem der Statthalter für die Überlassung des geschickten Kunsthandwerkers 
seinen Dank ausgesprochen hat, führt er in einem Schreiben vom 31. Oktober 1746 folgendes aus: wLa 
grotte que je lui ai fait faire, est achevee a peu de chose pres, et si S. A. E. düt me faire la gräce de voir 
cette petite piece je suis convaincu qu'Elle Yhonorerait de son approbation et rendrait justice ä la main 
et ä Yentendement de l'ouvrier. La rude saison qui nous a surpris, n'a pas permis de finir cette annee le 
peu de chose qui y manque encore. Mais il ne faudra plus que six ou sept semaines pour y mettre la 
derniere mainxs Auf ein Schreiben des Statthalters vom 29. Mai 17474 wird ihm der Grottierer nochmals 
übersandt. Am 1. Dezember desselben Jahres hat er seine Arbeiten vorläufig beendet und wird mit aber: 
maligem Dankschreiben an den Hofmarschall entlassen. Zur Zeit des zweiten Pro Memoria ist wdie In: 
crustirung in: und auswendig an der Grottem bereits wzu reparirener, Fenster: und Türrahmen sowie wdas 
Gitter um das BassinK werden vergoldet und auf letzterem rwFeuer vergoldete Knöpfem befestigt. wDie 
Cascaden und Nappen in der GrotteK sind ßzu probirenrs und die Wassersprünge außerhalb der Grotte 
wieder in Ordnung zu bringen. Endlich ist auch wder Hang Leuchter oder Lüstreßr in der Grotte fertig 
zu machen, auch Arme als Wandleuchter anzubringen wund der Marmor Fußboden in der Grotten neu 
abzuschleifenK. Es kann wohl angenommen werden, daß damit der Grottenraum im wesentlichen vollendet 
gewesen ist. Allerdings ist La Potterie 1749 nochmals in Wilhelmstal beschäftigt gewesen, wahrscheinlich in un: 
mittelbarem Anschluß an den Besuch des Kurfürsten, der bei seiner bekannten Liebhaberei für Grotten vielleicht 
lSchreiben des J. J. Du Val vom 7. 2. 1746, Mbg. Staatsarch, O. St. S. T396.- ln einem Schreiben v. 15. 5. 1744 (wahrscheinlich 
an Kammerrat Plumque gerichtet) hat Joh. David Ebel aus Bremen ebenfalls bereits Muschelproben gesandt, ein Zeichen, daß 
man sich damals schon ernstlich mit dem Bau beschäftigt hat. 
2 Geb. 1702 in Bordeaux, 9Jahre Schüler der Akademie in Paris. 1735 von Clemens August nach Cöln berufen, der ihn vorzugs: 
weise in den Schlössern von Neuwied, Falkenlust und Poppelsdorf beschäftigt hat (s. Brunner a. a. O., S. XVl, Eckhardta.a.O., S. 17, 
Hallo, Über zwei Marmorgruppen und den Meister der Grotte im Wilhelmstaler Park, Hessenland 1925, H. 10). 
3 Mbg. Staatsarch. ONV. S. 83. S. a. Brunner a. a. O., S. XVI. 
4 Es heißt in diesem Schreiben: all ne faudra pas davantage pour finir ce qu'il y a encore ä faire dans mon jardin d'Amelienthal.m 
Die letzten drei Worte sind durchstrichen und ersetzt durch die Worte: vma grotteßl Diese Wendung zeigt deutlich, wie sehr die 
Schöpfung dem Statthalter am Herzen lag, und belegt außerdem, daß sie vor seinem Regierungsantritt sein persönliches Eigentum 
gewesen ist. , '
	        

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