GARTEN
der Jüngere sich darauf beschränkt haben, den vorhandenen Plan seines Bruders zu kopieren, so daß
dieser zu der Unterschrift nDessine par S. L. Du Ryß um so mehr berechtigt war, als er den Grundriß
des Schlosses hinzufügte. Im übrigen zeigt dieser Plan bereits die Umgestaltung des alten Baumgartens der
Amalie Elisabeth in eine dreistufige holländische Obstterrasse, die von zwei Kanälen, dem früheren Mühlen.
bach und dem Ablauf des Flutgrabens, durchzogen und auf drei Seiten von einer Mauer mit Obstbaum,
nischen umgeben ist, den Hausgraben als Abschluß des Ehrenhofes in kurvierter Form nach dem Vor:
bilde zahlreicher französischer Anlagen der Zeit und mit Brücke als nEntree du Cöte de la Ferme-r, sowie
in den Zwickeln zwischen Hausgraben und Obstgarten einen Kirschengarten. Der alte Lustgarten der
Amalie Elisabeth ist unter Beibehaltung der großen Vierteilung in einen Gemüsegarten umgewandelt, mit
Wasserbassin anstelle der Sternrabatte in der Mitte. Dieser Teil wird in dem Plan bereits als rAncien
potagerw bezeichnet. Er ist nach Südosten um etwa die Fläche des früheren ngroßen Kirschgartensm erweitert.
Der kleine Garten (Jardin secret) südlich des Hauptgebäudes ist augenscheinlich 1757 hinzugefügt und ebenso
die wVolieremr auf der Nordseite. Die Neuanlage beginnt östlich des geradenWeges in der Nordsüdrichtung, der
einerseits an der Ostfassade des Hauptflügels vorbeiführt und andererseits in die heutige Rasenallee einmündet.
Grundlegend für das Studium der Baugeschichte der südlichen Parkachse sind zwei Pro Memorien} von
denen das eine 1749 entstanden, aber von Eckhardt? auf Grund einer nachträglichen Aktennotiz irrtümlich in
das Jahr 1745 verlegt ist, während das andere ein bis zwei Jahre früher, also auf 1747 oder 1748 zu datieren
sein wird. Das letztere soll hier als Pro Memoria I, das erstere als Pro Memoria II bezeichnet werden. Die
Datierung des Pro Memoria I ergibt sich daraus, daß, wie vorweg bemerkt sei, die wasserspeienden Schwäne
des Beckens vor der Grotte am 12.Juli 1747 durch den Bildgießer Willem Rottermondt aus dem Haag
abgesandt und in Rechnung gestellt werdenß und daß, wie der Obersalzgraf XVaitz in einem Schreiben vom
21. November desselben Jahres an den Statthalter berichtet, zu dieser Zeit wan der Wasserleitung zu denen
Schwänemr stark gearbeitet wird} Da es im Pro Memorial heißt, daß der wZu Fluß und der Hahn zu
denen Schwahnen zu rectificiremr ist, wdamit sie höher springenß kann es frühestens im Dezember des
Jahres 1747 verfaßt sein. Wenn weiter gesagt wird, daß wein Dach oder Surtout über das zweite Japanische
Hauß zu machen ist, damit über Winters darinnen und auswendig daran gearbeitet werden Könner, so muß
es bestimmt noch vor Ablauf des Winters entstanden sein. Wenn andererseits wdie annoch fehlende Statuen
gnädigst zu wehlen und zu verschreibem: sind, so muß das vor 1748 oder spätestens im Anfang des Jahres
geschehen sein, denn am 18. Juli dieses Jahres werden bereits zwei Stücke von der letzten Serie von Figuren,
den Gruppen auf dem Grottenhause, geliefert}
Die Datierung des Pro Memoria II wird dadurch wesentlich erleichtert, daß es sich um eine Aufzählung
von Verrichtungen handelt, die eine Instandsetzung oder Vollendung der Anlagen bezwecken und die aus Anlaß
eines Besuches des Kurfürsten Clemens August von Cöln für erforderlich erachtet werden? Ein Besuch
dieses Fürsten in Cassel ist als Erwiderung auf den Besuch des Statthalters und seines Sohnes, des Prinzen
Friedrich, in Neuhaus bei Paderbornö für Anfang Mai 1749 nachweisbarF Daß dieses Pro Memoria später
lMbg. Staatsarch. O. St. S. 7396.
2 Eckhardt a. a. 0., S. 14 ff.
3 S. Anhang Rechnungsbelege.
4 Er hofft, daß noch in derselben Woche die gesamten Röhren hinauskommen und zum Teil gelegt werden. S. a. Brunner a. a. 0., S. XIX,
5 U. a. heißt es in Abs. VI, 5 : nDie Wege wo der Churfürst (von Cöln) bey seiner Ankunft herkommen möchte, zu repariren und
alle unordentliche herumliegende Materialien bey seite zu bringennr
6 Dieser im Februar 1749 ausgeführte Besuch in Neuhaus war insofern für den Prinzen verhängnisvoll. als er hier von der Geist-
lichkeit veranlaßt wurde, heimlich zur katholischen Kirche überzutreten. (Schmincke, Anna]. Hass. Disp., Handschriftenslg. der Landes:
bibliothek in Cassel).
7 Schmincke, Annal. Hass. Disp. 1740-69, Handschriftenslg. d. Landesbibl. in Cassel, Bl. 117: wClemens August Churf. von Cölln
kommt nach Cassels Die drei letzten Worte sind durchstrichen und ersetzt durch: wstattet in Cassel seinen Gegenbesuch abs
Ferner Schreiben des Statthalters vom 6. 5. 1749 an den Baron von Häckel (a. a. O.): wDer H. Churfürst scheint sich länger als
höchstens bis Freitag nicht aufhalten zu wollen, sodann aber werden sie wie lch hoEe noch einige Tage bey mir zu Wabern bleiben.
Ich erwarte allda meinen lieben Häckelßr Die Teilnahme an den Besuchsfestlichkeiten hatte dieser abgelehnt. Im Anschluß an einen
Bericht über Gemäldeankäufe fügt er hinzu: vlch wollte das Ew. Durchl. die vornehme Staatsvisite überstanden hätten, die wird
Ihnen mehr als der Elzheimer Kostensr
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