Landgraf Moritz gefunden zu haben, der am 21. Februar 1605 noch anordnete, daß „der Arsenalbau dies Jahr und
bis wir den Augenschein selbsten ferner eingenommen haben, unterlassen werden" sollte, und gleichzeitig die
Anweisung gab, „sonsten das alte Zeughaus mit den Essen und Feuerstätten zu verwahren, damit es keinen
Schaden bringe." '
Das gewaltige Bauwerk, das dem Festungsbau Wilhelms IV. den rechten Abschluß geben sollte, war
hauptsächlich als Waffenkammer gedacht, die den Anforderungen auch des stärksten Krieges zu genügen im
Stande war. Seine hintere Schmalfront grenzte unmittelbar an den neuen Wall, auf dessen Krone von den
Erdgeschoßtoren des Gebäudes aus ein besonderer Böschungsweg hinaufführte. Die Pflege des Hauses und
seines Inhaltes legte der Erbauer seinem Nachfolger besonders ans Herz. „Nachdem wir beydes allhier zu
Cassel ein gewaltig Zeughaus aufgebauet und mit nothwendigen Geschützen und Munition versehen", so schrieb
er 1586 in seinem Testamente „auch noch eins zu Ziegenhayn halten, welches auch ziemlich wohl angerichtet,
so soll unser Sohn und zugeordnete Räthe dieselben Zeughäuser samt ihrer Munition in gutem Esse und Wesen
erhalten." Aber auch der Vorrat an Proviant muß erheblich gewesen seinß Bis zu 40000 Scheffel Frucht
gedachte der Landgraf daselbst aufbewahren zu können} Über hundert Jahre soll das Korn auf den Frucht-
böden alt geworden sein} An Waffen muß das Haus, dessen Inhalt vom hessischen Poeten Praetorius „sehr
schön und knallend" gefeiert wird} nicht nur zahlreiche sondern auch seltene Stücke geborgen haben. „Vber
hundert Metalline Stück, Geschütz, und Fewer-Mörser, vnd darunder halbe, gantze, vnd doppelte Carthaunen,
vnd Feldschlangen" und einen „gewaltig stattlichen Vorrath an Harnischen, Musqueten vnd allerhand Rüstungen
und Gewöhren" führt 1655 Merian " an. Als 1663 der französische Staatsrat Monconys Cassel besuchte, fand
er im Zeughaus eine Armatur für 25000 Mann und 200 Stücke Geschütz vor, unter denen mehrere von ungewöhn-
licher Größe zu verzeichnen warenß Winkelmann 9 erwähnt 1697 „das Schwert, wormit Ferdinandus Duc de Alba
zu Harlem im Jahre 1573 nach tapferer Gegenwehr und lang-geduldeten Hunger auf einen Tag 220 Bürgere
hat köpfen lassen, darauf diese Vers eingeetzet stehen:
Harlemi qvondam Albani dominante furore
Christiadum madidus saepe cruore fui.
Wolmercusano verum nunc munere tandem
Servio iustitiae, Dux Gvilielme, Tuae."
Unter den groben Geschützen befand sich der „Schwedische Hund, daran eine Runische Schrift eingegossen.
An zweyen Geschützen, so Churfürst Christian zu Sachsen im Jahre 1589 anhero verehret," stehen diese Worte:
Churfürst Christian ließ uns nennen
Die schnellen Pferd, man wird uns kennen
Auf grüner Heiden, da wir springen,
Wird man hören die Kuglen singen.
Am anderen:
Churfürst Christian ließ uns nennen
Die starken Greif, man wird uns kennen
in den Cassumatten, da wir singen,
Wird man sehen die Kugel springen."
' Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986.
' Schminke, Cassel S. 225.
' Rommel, Gesch. v. Hessen V S. 665 u. A. 160.
4 Landau, Excerpte. Landesbibliothek Cassel.
' Winkelmann, Hessen ll S. 283.
' Winkelmann, Hessen lI S. 283.
7 Topogr. Hass. Anh. S. 15.
' Monconys, Voyages ll S. 208. Piderit, Cassel S. 198.
' Hessen ll S. 282.
l" Bei Schminke, Cassel S. 229, als „Erbverbrüderungs-Kanonen" aufgeführt. Das eine Stück zeigte das Bild und Wappen des
Kurfürsten.
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