das Gebäude der Stadt jährlich 133 fl. Zinsen einbringe, daß es für Hochzeiten das einzig feuerfeste Haus sei,
daß es zahlreichen Gilden dienen müsse, daß es die einzig gegebene Stätte sei für die Musterung der Bürger-
Schützen-Kompagnien, für die Abhaltung der Geburtstagsfeier des Landesherrn, für die Speisung der Armen an
diesem Tage, für die Buß- und Bettage der französischen Refugies und für manche andere Zwecke} Nach wie
vor wurden die Räume des Hauses vermietet. 1734 verpachteten Bürgermeister und Rat den „halben sogenannten
Tanzboden, den der Herr de Quitter zwei Jahre in der Miethe gehabt, nebst der anderen Hälfte, die dem
Opticus Zahn verpachtet gewesen, dem Bürger und Handelsmann Hieronymus Holzschue auf 10 Jahre für
20 Rthl. jährlich, wogegen die 7 Rthlr., welche der Pächter für Schreiner- und Schlosserarbeit ausgegeben hat,
um eine Thüre nach der Schlacht zu, wie auch 8 Schaltern vor die Löcher machen zu lassen, bei Ablauf der
Pachtzeit wiedererstattet werden sollenf" 1737 ist zu ersehen, daß Holzschue auch ein „Gewölbe" und einen
„Altan" innehatte, für den in diesem Jahre Holz geliefert wurde} Den „großen Gang vor den zwei Stuben
auf dem Neuen Bau" vermietete der Stadtrat 1751 dem Hoffechtmeister Lange auf drei Jahre als Fechtbodenß
Wie Hoffmeister5 mitteilt, befand sich etwas später auch die Kunsthandlung des Hofkupferstechers Wolfgang
Christoph Mayr im Gebäude. An Einkünften aus dem Stadtbau brachten in den Jahren 1763 bis 1785 die
Jagdschreiberei 10 Rthlr., Hieronymus Holzschue, der Wirth, 50 Rthlr., die Stube, worinnen das Concert
pflegt gehalten zu werden, 30 Rthlr., der Organist Becker 14 Rthlr., die Wittib Böttgerin 12 Rthlr. und die
kleine Schirne 8 Rthlrß
Schminkef der 1767 den Fechtboden besonders hervorhebt und die großen Säle des Hauses erwähnt,
berichtet von Bewirtungen, die auf dem Stadtbau stattfanden. „Jährlich pfleget hier die Hansegreben-Gilde,
nach einer alten Gewohnheit, so von Herrn Landgraf Wilhelm lV. zu Hessen und dessen Durchl. Nachfolgern
jedesmal bestätigt worden, auf dem Markte nach Pfingsten 6 Tage lang öffentlich Wein verschenken zu lassen,
binnen welcher Zeit den Wirthen in der Stadt der Weinverkauf untersagt ist. Im Jahre 17328 den löten May
wurden hierselbst 240 Personen von denen Salzburgischen Emigranten von hiesigem Stadtrathe gespeiset und
mit Nachtlager versehen." Die Benutzung des Hauses durch die Gilden und Bruderschaften in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Abhaltung ihres Jahrestages ist anderweitig überliefert? Die Ortschronik 10
hält es für erwähnenswert, daß 1751 und 1785 der Rat der Stadt, als er zur Huldigungsfeier für den neuen
Landesherrn schritt, auf dem Stadtbau antrat.
Bauliche Änderungen sind für die Zeit kurz nach 1780 vermerkt. Die Große Stube, die 50 Jahre wüst
gelegen hatte, wurde 1785 instand gesetzt; Stadtbaumeister Wolff legte darin einen großen Bogen mit Auf-
zeichnungen aus der Regierung Landgraf Friedrichs verschlossen und versiegelt nieder." An die Neuausstattung
des Hauses erinnerte in der Neuzeit nach Schwarzkopf" „noch ein mächtiges, in Stein gehauenes Kapital, das
früher eine Säule krönte und mit einst farbig gewesenen Engelsköpfen und Blumengewinde verziert" war.
Nähere Angaben über die Umbauten macht Stückßß der weitere Einzelheiten über die Inneneinrichtung berichtet.
„1786 bis 1788 erfolgte unter Landgraf Wilhelm IX. eine völlige Umgestaltung der inneren Räume. Der
Hochzeitssaal im seitherigen Obergeschoß wurde ausgebaut und die beiden Säulen mit den Engelskapitälen
entfernt; das eine Kapitäl blieb unter dem Deckenunterzug erhalten, es ist dasjenige von dem Dr. Schwarzkopf
1 Stadtarchiv Cassel C 74.
4 Stadtarchiv Cassel C 74.
3 Stadtarchiv Cassel D 956.
4 Stadtarchiv Cassel C 74.
5 Künstler S. 73.
' Stadtarchiv Cassel C 10.
7 Cassel S. 241.
8 Bei Losch, Chroniken S. 18, findet sich das Jahr 1731.
' Stadtarchiv Cassel C 74.
l" Losch, Chroniken S. 34 u. 58.
" Stadtarchiv Cassel C 74.
1' Alt-Kassel S. 137.
1' Stadtbau S. 213.
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