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Noch heute sind bei Kirchditmold am Fuße des Lindenberges zwei Quellen festzustellen, die mit den
vorgenannten Wasserleitungen zusammenhängen und beide noch die alten Brunnenkammern aufweisen. Die
eine, bereits auf Wilhelmshöher Gebiet gelegen, führt den Namen der Prinzenquelle oder des Prinzenbrunnensß
Die andere, näher am ehemaligen Dorfe entspringend, heißt der Dietrichsbrunnen, welcher Name aus Diedich-
brunnen entstellt sein soll? Die vereinigten Abflüsse beider Quellen sammelten sich in einem am Südrande
des Dorfes am Hochzeitswege gelegenen, jetzt zugeworfenen Teiche, auf dessen vierpaßähnlicher Mittelinsel
noch heute eine Gruppe von Pyramideneichen und Taxusbäumen auffällt, die möglicherweise mit dem benach-
barten Park des Harnack'schen Gutes, heutigen Kirchditmolder Hofes, zusammenhängen. Der weitere Abfluß
lief in den alten, mittlerweile trocken gelegten herrschaftlichen Fischteich an der Südostecke des Dorfesß dessen
unregelmäßige Umrißlinien sich noch heute südlich der Teichstraße feststellen lassen; Dieser Teich nahm auch
den Abfluß des Schuppachsbrunnens, den Schuppachsgraben, auf, um die gesammelten Wassermassen in einer
offenen, am Westrande der Tannenkuppe hergeleiteten Rinne an den Druselgraben abzugeben. Der Schuppachs-
brunnen selbst, der heute nicht mehr sichtbar ist, lag nördlich Kirchditmolds} Noelä zeichnet seine Stelle
am Schnittpunkt des Haardtweges mit dem Todenhäuser Graben. Wieweit der bis vor wenigen Jahren im
Dorfe selbst sprudelnde Quell, welcher der Brunnenstraße den Namen gab, mit der Wasserleitung zusammen-
hängt, ist nicht ermittelt. Ebenso wenig bekannt ist, ob der Glockenbrunnen, dessen Wasser in die Angersbach
floß und dessen Einbeziehung in die Leitung zur Zeit der französischen Fremdherrschaft der Oberingenieur
Ganzer beantragt hatte}; wirklich für die Leitung nutzbar gemacht wurde.
Welchen Umfang in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Wasserversorgung der Stadt besaß,
geht aus einer im Jahr 1731 auf landgräflichen Befehl durch den Ingenieur-Capitain Leopold "ausgeführten Auf-
nahme der Wasserauslaßstellen hervor. Danach bestanden in der Altstadt, in der Oberneustadt, im Schloß und
in der Aue 155 Zeuten und Wasserhähne} Zwei neue Laufbrunnen, einer auf dem Karlsplatz und einer auf
dem Meßplatz, sollten 1835 angelegt werden, als man eine Quelle auf dem Ständeplatz entdeckte. Zur Aus-
führung gelangte jedoch nur der Auslaß auf dem Meßplatz, der 1838 fertiggestellt wurde. Auf einen älteren
Plan, von der Prinzenquelle her sechs weitere Laufbrunnen zu erschließen, kam man 1837 zurück, ohne ihn
zu verwirklichen} Von 1867 an machte sich der Wunsch nach einer gründlichen Verbesserung der veralteten
Leitungsverhältnisse bemerkbar. Mit der Anlage der Nieste-Quellwasserleitung in den Jahren 1870 bis 1872
erhielt Cassel eine Wasserversorgung in neuzeitlichem Sinne.
' Cassel u. Wilhelmshoehe 1828 S. 3. Noel, Wasserversorgung S. 18 u. 38.
f Bei Noel, Wasserversorgung, Karte, führen beide Quellen den Namen Prinzenbornf
3 Vgl. Abschnitt „Stadtanlage. Kirchditmold" S. 61.
4 Noel, Wasserversorgung S. 28 f.: „Der heute noch mit dem Druselgraben verbundene Schuppachsbrunnen liegt nördlich vom
Dorf Kirchditmold innerhalb eines sumpfigen Geländes, aus dem er neben einem Feldwege zu Tage tritt. Sein Wassergebiet erstreckt sich
weiter aufwärts nach dem Habichtswalde hin und reicht bis zu dem großen Wiesengelände unterhalb der ,Elf Buchen' und der Landstraße
nach Wilhelmstal. Das Sumpfgelände, in dem der Brunnen entspringt, erhält namentlich in den nassen Jahreszeiten Zuflüsse aus höher
liegenden Wald- und Wiesenflächen und bildet außer dem Suppachsbrunnen den Angersbach".
5 Wasserversorgung, Karte. R-
6 Noel, Wasserversorgung S. 48.
" Noel, Wasserversorgung S. 26.
' Noel, Wasserversorgung S. 49 ff.
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