und gegenüber im Bruch zu fassen und sie in die Aue zu leiten. Antonius ließ aber beide Brunnen verfallen
und nahm der Stadt das Wasser weg, indem er auch den zur Speisung der Drusel bestimmten Abfluß des
in Kirchditmold „unter der Linde" stehenden Brunnens in den landgräflichen Teich vor dem Dorfe ableitete.
gegen welches Verfahren die Stadt bei Kanzler und Räten Beschwerde erhob} Aus den Verhandlungen ergibt
sich, daß der Brunnenmeister 1613 „der stadt wasser bei Kirchditmold zunächst beim pfarrhof" abgeleitet und
„an 2 orten zur aue" zugeleitet hatte; Arbeiten an einer Kirchditmolder Wasserleitung lassen sich bereits
1569 feststellen, in welchem Jahre Michel Nußpicker vom Bürgermeister 50 Gulden aus dem Zollgelde erhielt
„zum baw des newen brunnen, so von Kirchditmold gein Cassel pracht werden soll? Wie Georg von Scholley
dem Landgrafen berichtete, hatte sich die Stadt sogar erboten, außer weiteren 50 Gulden noch 300 bis
350 Gulden zu geben. Da der Landgraf darauf drängte, daß „der brunnen vor winter in die stat gehe", be-
eilte sich Scholley mit den Arbeiten. „Was den bronnen, so in den garten und in die stat gelegt soll werden,
anlangt", schrieb er am 25. September „werden als morgen 50 personen uf wenigst mit macht anfahen zu
arbeiten und graben"?
Auch später ist von dem Kirchditmolder Wasser die Rede. 1733 gab der Statthalter Prinz Wilhelm
die Erlaubnis dazu, daß unweit Kirchditmold ein Teich gegraben und daß sein Wasser in die Stadt-Drusel ge-
leitet würde, um dem Wassermangel, den die Oberneustadt erlitten habe, abzuhelfen. Zur Deckung der Kosten
wurde, da keine anderen Mittel zur Verfügung standen, eine öffentliche Sammlung veranstaltet. Ein Jahr später
beschloß man den Bachbrunnen oder die Schubbachsquelle bei Kirchditmold der Drusel zuzuführenß Die neue
Leitung, die in der Folgezeitmdurchweg als Schuppachsbrunnen erscheint und ungefähr ein Drittel der Gesamt-
wassermenge des Druselgrabens lieferte, sollte den Ausgleich bilden für das der Altstadt durch den Anschluß
der Oberneustadt an den Druselgraben entzogene Wasser, gleichzeitig aber auch der Oberneustadt ein unbestreit-
bares Recht auf das von ihr benötigte und benutzte Wasser gewähren. Schminke-f spricht 1767 von „dem
Dudingsbrunnen, so über dem Dorfe Kirchditmold an dem Fus des Lindenbergs gelegen, durch Röhren neben
der Neuenthorsbrücke in die Stadt, Orangerie und in das Schloß geleitet" wurde und bemerkt,'daß die Leitung
den Namen des Schloßwassers führte. Dieses Schloßwasser oder Prinzenwasser diente hauptsächlich zur Ver-
sorgung der herrschaftlichen Gebäude, war einer Anzahl von Staatsbeamten zur Mitbenutzung bewilligt und
hatte in späteren Zeiten auch einige freie Ausläufe in der Altstadt und Oberneustadtß Am bekanntesten ist
der noch heute bestehende Auslaß in der Balustrade vor dem Waitzschen Hause am Opernplatz} dessen wasser-
speiender Löwenkopf in der Neuzeit durch eine von Gerhardt geschaffene Kinderfigur ersetzt wurde. Das
Schloß selbst besaß schon vor 1560 eine Wasserleitung} deren Herkunft jedoch nicht näher bekannt ist. In
einer auf Veranlassung des Landgrafen Moritz gemachten „Ausgabe und Arbeit, so vom 1. Januarii auf den
24, Februarii Anno 1605 in 8 Wochen geschehen ist", findet sich auch ein „Brunnenleiter" vermerkt. Er
hatte, wie sein Amt und Beruf es erforderte, wöchentlich wie auch alle Tage und Stunde zu Einführung des
Wassers in die Stadt, ins Schloß und in die Aue an den Gängen, Röhren und Zeiten flicken, bessern und
reinigen müssen, welche dann hie, dann da durch Stauden, Wurzelgewächs und andere Materien verstopft oder
(in welchem) Mangel der Röhren ausgebrochenß.
f Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg.
2 Stadtarchiv Cassel G 154.
3 Staatsarchiv Marburg, O W S. 104.
4 Stadtarchiv Cassel G 154. Nach Noel, Wasserversorgung S. 27 ff., rührt die Benennung der Quelle wahrscheinlich vom Familien-
namen eines Besitzers des Grundstückes her, worin sie entspringt.
5 Cassel S. 11 f. _
6 Auslaufstellen bei Rockwitz, Wasserversorgung S. 133. In einem Bericht des Kammerrats Grimmel von 1744 interessiert die
Mitteilung, daß das Schloßwasser aus dem Brunnen neben Weißenstein komme, daß dieser Brunnen dem Staate gehöre, daß das Schloß-
wasser durch Röhren nach Cassel geleitet würde und daß das Wasser, das die Röhren nicht fassen könnten, in den herrschaftlichen Teich
bei Kirchditmold und von da aus nach Cassel flösse. Noel, Wasserversorgung S. 38.
7 Garküche S. 37.
s Knetsch, Landgrafenschloß S. 320.
9 Hessenland XIV S. 103.
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