rein gehalten und mit Carpen besetzt werden könnte"? Als 1657 der Rat der Stadt es versäumt hatte, den
Teich ausfischen und reinigen zu lassen, wurde er bei Androhung von 100 Gulden Strafe an seine Pflicht er-
innert? Vom Druselteich gelangte das Wasser in unterirdischen Röhrenß in den nur wenig kleineren Pferde-
teich auf dem Ledermarkte} dem somit die Eigenschaft eines zweiten Staubeckens zugedacht werden könnte,
und in die Brauhäuser sowie in die öffentlichen und privaten Röhren- oder Zeutenstöcke. Diese Laufbrunnen,
auchekurz „Zaiten"5 genannt, waren, wie Noelß angibt, durchbohrte Holzsäulen, in denen sich das Steigrohr
der Leitung befand; sie besaßen eiserne Ausläufe und standen in Schächten; später wurden sie aus Werkstein
und zuletzt aus Gußeisen hergestellt. Schmidtmannf beschreibt die „Zaiten", die er in Gegensatz zu den
Brunnen, den „Bumpeln", setzt, als „Ständer, die mit Holz umkleidet nach vorn einen Ausfließarm mit
messingenem Druckknopf hatten, aus dem je nach den Witterungsverhältnissen das Wasser mehr oder
weniger trübe langsam herauslief". Die Bezeichnung „Zeutenstock" deutet auf Abgaben. Die Zeutengefälle
wurden von den innerhalb der Privatgrundstücke aufgestellten Laufbrunnen erhoben, die jedoch nur in
seltenen Fällen sich in einem andern Stockwerk als dem Erdgeschoß oder dem ersten Obergeschoß
oder aber im Garten befanden, weil der Druck gering war. Nach der Stadtrechnung von 14688 zahlte an
Truselgeld jeder Brauer 1 Bohem, jeder Leineweber ebensoviel, das Spital 5 B, die Badestube auf der Freiheit
5 B, jeder Priester 1 B und jeder Bürger 2 bis 4 A}. Die öffentlichen Laufbrunnen waren „Freizaiten".
Aus ihnen eilte das Druselwasser in Rinnen, die daher selbst auch „Drauseln" oder „Druseln" hießen, durch
die Straßen der Stadt der Fulda zu, „durch welches Mittel", wie Schminke 17679 berichtet, „einer einbrechenden
Feuersgefahr nicht nur gesteuert werden kan, sondern auch die Reinhaltung der Straßen befördert wird". Die
Aufsicht über die Wasserläufe führte der in den Stadtrechnungen oft genannte Druselmeister. Nach der Stadt-
rechnung von 1549 erhielt er einen Jahreslohn von 6 Gulden und 12 Albus für ein Paar Schuhe." Aus einer
Urkunde von 169211 ergibt sich, daß vom Stadtbornmann die Drusel von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und
von 11 Uhr Vormittags bis 1 Uhr nachmittags durch die Stadt geleitet wurde, während sie von 6 bis 11 Uhr
Vormittags und von 1 bis 6. Uhr nachmittags die landgräfliche Mühle im Schloßgraben trieb. Ausgaben für
die Unterhaltung der Leitungen und Rinnen sind in den Stadtrechnungen ständig wiederkehrende Posten,
die insbesondere insoweit interessieren, als sie sich auf die Eintrittsstelle der Drusel in die Festung beziehen.
So finden sich 1518 „24alb. herman batsober vf der freyheit vor ein rennesal bie den truseltorn In die trusel"
und 1520 mehrere Beträge für „Rinden Zwischen den Truselthorn vnnd den Stadtgraben" sowie für Rinden
„bei dem Truselthorne lm Stadtgraben" verbucht. ilm selben Jahre 1520 erhielt Meister Hans der Steinwege-
' Stadtarchiv Cassel G 154.
2 Stadtarchiv Cassel G 154.
' Schminke, Cassel S. 9f., wo auch gesagt wird, daß bei den nachmittelalterlichen Festungswerken der Druselgraben „in eiserne
Röhren, so quer über den Stadtgraben liegen, zwischen dem Neuen und Todtenthor in ein unter dem Wall befindliches Gewölbe geleitet"
wurde. Mit diesem Gewölbe ist nach Noel, Wasserversorgung S. 9 „jedenfalls die oberhalb des Druselturms liegende Reinigungskammer
gemeint". Nach Noel, Wasserversorgung S. 10 f., lagen 1890 in den mit Druselwasser versehenen Straßen noch die im 18. Jahrhundert aus
der Eisenhütte zu Veckerhagen beschafften eisernen Röhren, über die interessante technische Mitteilungen gemacht werden.
4 Vgl. Abschnitt „Stadtanlage. Freiheit" S. 42. Nebelthau, Druselteich, hält den Pferdeteich auf dem Ledermarkte für weit älter
als den Druselteich. Genannt wird der Teich auf der Freiheit zuerst 1471, wo von Setzfischen die Rede ist, für die 1520 Brot beschafft
wurde. Steinmetz- und Reiniguugsarbeiten lassen sich zum Jahre 1526 feststellen. Vgl. Stölzel, Stadtrechnungen S. 60 Nr. 59, S. 183
Nr. 122 u. S. 200 Nr. 97. 1761 wurde auf dem Ledermarkt ein Gaak oder Drillhaus für die Gartendiebe aufgebaut. Stadtarchiv Cassel H 312.
5 Nach Vilmar, Idiotikon S. 466 f. bedeutet Zeite (Zaite in Cassel) die hervorragende Mündung der Brunnenröhre aber auch die
,Schnauze' eines Gefäßes. Der Name fand auf den ganzen Brunnen Anwendung. Zeitenwasser galt, im Gegensatz zu den wirklichen Ver-
hältnissen, als schlechter wie Brunnenwasser und zwar deshalb, weil es durch Röhren lief. Nach Stölzel, Anl. Cassels S. 182, wurde wahrschein-
lich die erste Zeute Cassels in der unteren Druselgasse gesetzt und verhalf deshalb diesem Teile der genannten Gasse zum Namen Zeutengasse".
Über Zeutengasse vgl. Abschnitt „Stadtanlage. Altstadt" S. 33.
6 Wasserversorguxng S. 9 u. 13.
7 Erinnerungsbilder S. 4.
' Stölzel, Stadtrechnungen S. 2 Nr. 4.
9 Cassel S. 10.
1" Stadtarchiv Cassel D 200.
u Stadtarchiv Cassel G. 154.
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Bau- und Knnstdenkmäler 1m Regierungsbezlrk Cassel. _Vl. CasseI-Stadt. 100