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Brücken.
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ergießenden Nebenarm des Wahlebaches, des sogenannten „faulen Grabens".1 Ihr Name wird von den Bettlern
abgeleitet, die hier Aufstellung nahmen. Ob die Nähe des Siechenhofes oder des vor dem alten Unterneustädter
Tore stehenden Bildstockes den Platz zum Einsammeln von Gaben besonders geeignet erscheinen ließ, ist
nicht bekannt? Auf einem „Auszug aus der Katasterkarte vom Jahre 1686" erscheint die Brücke als einfacher
Durchlaß mit gemauerten Wangen und wagerechter Fahrbahn, die eine massive Brüstung abschließt. Ihre Lage
wurde für die Richtung der neuen Leipziger Straße maßgebend, die sich vor der Brücke mit der alten Leipziger
Straße, der heutigen Kaufunger Straße, vereinigt.
Zweiter Bau.
Ein völliger Neubau erfolgte unter Kurfürst Wilhelm l. Veranlassung gab vermutlich die unzureichende
Breite des alten Bauwerkes, die so weit vergrößert wurde, daß sie den Verkehr an der Straßengabelung bequem
bewältigen konnte. Die Überwölbung erfolgte in Form der Segmenttonne. Der in Quaderwerk errichtete Bau,
dessen Stirnmauern unmittelbar in die steinerne Brüstung übergehen, ist vollkommen erhalten. Die im Schluß-
stein des südlichen Schildbogens angebrachte Inschrift „W. K. 1820" nennt den fürstlichen Bauherrn und das
Jahr der Erbauung}
Töngesbrücke.
Von den weiter abgelegenen Brücken muß die Töngesbrücke genannt werden, die lediglich ihres Namens
wegen Erwähnung verdient. Sie lag am Gabelpunkte der Holländischen und der Niedervellmarer Straße. Ihre
Bezeichnung trug sie nach einem hier befindlichen, dem heiligen Antonius geweihten Heiligtum, das in nach-
mittelalterlicher Zeit in den Flurbezeichnungen „Auf dem St. Tönies durch den Mühlenweg" von 1707 und
„Vom St. Töies an der Vellmarischen Straße" von 1765 fortlebteö und nach Nebelthauß ein Bildstock gewesen
sein soll. Aus der Geschichte der Brücke ist bekannt, daß 1506 auf der Stadt Kosten 11 Albus 8 Heller ver-
ausgabt wurden „vor 10 halbs wins den Steynmitzen Z0 winkauff als die brucke bey Sanct Anthonius verdinget
wortf" Bauliche Spuren sind nicht mehr zu erkennen.
1 Woringer, Flurnamen. Handschrift Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
2 Casseler Tages-Anzeiger 1878 Nr. 61: „Die ,Bettelbrücke' dürfte wohl von gleichem Alter wie der ursprüngliche Siechenhof
sein und ihre Benennung damit in Verbindung stehen. Da sie nur wenige Schritte davon entfernt ist, so steht anzunehmen, daß hier zur Zeit
des Bestandes des Sondersiechenhauses der Bettel zu Gunsten der Aussätzigen, und vielleicht theilweise von ihnen selbst, besonders stark
betrieben worden ist. Das Wort an und für sich hatte damals noch nicht die heutige verächtliche Bedeutung. Es gibt aber noch eine andere
Ableitung für die Bezeichnung Bettelbrücke. Danach hätten die Casseler Bettelvögte die in der Stadt aufgegriffenen fremden Bettler bis zu diesem
brückenartigen Straßenübergang geführt und ihnen hier den Laufpaß gegeben. Doch dürfte die erstgedachte Erklärung die begründetere sein".
' Handzeichnung. Murhardbiblothek Cassel.
4 Neuerdings wird vielfach die weiter östlich im Zuge der Leipziger Straße gelegene Brücke über den Hauptarm des Wahlebaches
als Bettelbrücke bezeichnet. Diese irrtümliche Benennung scheint ihren Grund darin zu haben, weil die wahre Bettelbrücke infolge der großen
Straßenbreite als Brücke nicht auffällig in die Erscheinung tritt.
"' Woringer, Flurnamen. Handschrift Bibliothek d. Ver. f. hess. Gesch. Cassel.
6 Denkwürdigkeiten l S. 101.
7 Stölzel, Stadtrechnungen S. 123 Nr. 29.
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