feste und dauerhafte steinerne Brücke von vier Schwibbögen" rühmend erwähnt, berichtet 1767, daß „auf deren
grossen Pfeilern drey steinerne Häuser erbaut" seien. Die Länge der Brückenbahn gibt er mit 120 Schritt an,
was sich offenbar mit Apellsl Angabe von 1792, die auf 265 Fuß lautet, deckt. Daß am Ende der Brücke
nach der Unterneustadt zu sich eine Treppe befand, erwähnt beiläufig Kirchhof in seinem Wendunmuthß
Lehrreicher sind die überkommenen Abbildungen. Bedauerlich bleibt, daß man gerade der ältesten Wiedergabe
des Bauwerkes mit einem gewissen Mißtrauen gegenübertreten muß. Der Stadtplan von Müller aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts-" bringt den Unterbau der in schwacher Wölbung ansteigenden Fahrbahn als Arkade von
fünf Rundbögen, deren Stirnquaderung sich bündig nach oben als Brüstung der Straße fortsetzt. Als Verstrebungen
nach dem Flusse zu sind bei. zwei Mittelpfeilern, aber auch nur bei diesen, sowohl stromaufwärts wie strom-
abwärts, halbkreisförmige Ausbauten angegeben, deren Umriß das Brücken-Geländer folgt, so daß auf jeder
Längsseite der Straßenbahn zwei Ausweichstellen entstehen. Für das System ergibt sich das unsymmetrische
Bild von zwei gekuppelten und einem einfachen Bogen, welch' letzterer an das Altstädter Ende der Brücke
gelegt ist. Selbst wenn die allgemeine Glaubwürdigkeit von Müllers Plan in Bezug auf ein der Betrachtung so
leicht zugängliches Bauwerk nicht bezweifelt werden könnte, wäre nicht zu verkennen, daß die ungeläufige
Kuppelung der Bögen sowie die schwache Abmessung der unbewehrten Zwischenpfeiler außerhalb der mittel-
alterlichen Bauübung lägen. Das Bedenken gegen die Richtigkeit der Zeichnung wiegt um so schwerer, als
keine der späteren Abbildungen, die im System der Bogenstellungen untereinander vollkommen übereinstimmen,
sich mit Müllers befremdender Konstruktion deckt. Bei Dilichf erscheinen 1605, bei Merianb um 1646, bei
Wessels 1673, bei Leopold" 1742, bei Seligß 1781 _ um nur einige Autoren zu nennen - drei beiderseits
mit Ausbuchtungen versehene Zwischenpfeiler und vier Bögen. Selbst auf der flüchtigen Wiedergabe der Brücke
von Braun und I-logenbergf aus dem Jahre 1572 lassen sich deutlich die drei halbkreisförmigen Ausbauten der
Pfeiler erkennen. Bei alledem ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß das oft ausgebesserte Bauwerk im
Laufe der Zeit seine Gestalt geändert hat. Der Umstand, daß in späterer Zeit der äußerste Bogen nach der
Altstadt zu kleiner war, als die übrigen, darf nicht verschwiegen werden, wenngleich er seine Erklärung auch
ungezwungen darin findet, daß die Breite des Bogens für die Überdeckung des Uferstreifens, der Schlagd, aus-
reichte. Von erhöhtem Belang für den späteren Zustand der Brückenstützen ist Wessels Plan, der den strom-
aufwärts gerichteten Vorbau des besonders oft wiederhergestellten Mittelpfeilers in der neuen Form des mit einer
Abweisspitze versehenen Rechteckes zeichnet, mit dem sich der Grundriß eines einräumigen Hauses deckt. Trapez-
förmige Grundform der beiden benachbarten Pfeilervorbauten, ebenfalls mit Eisspitze, lassen sich kurz nach
Wessels Aufnahme feststellen" und bis zum Untergang der Brücke verfolgen." Von den verschiedenen Abbildungen
des Aufrisses aus späterer Zeit 1' geben die stromabwärts aufgenommenen Handzeichnungen von P. Rudolph aus
dem Jahre 1769" und von H. Eisenträger" aus dem Jahre 1772 die beste Übersicht über das interessante
Bauwerk und zugleich über die drei Häuser auf den Pfeilervorbauten, die, an sich bescheidene Bauten, dem
Ganzen eine überaus malerische Note verliehen. Eine aus dem Jahre 1780 herrührende „Ansicht von der alten
Fulda-Brücke zu Cassel von der O_stseite, nach der Natur gezeichnet von C. Jordis" 15 ist insofern lehrreich, als
1 Cassel 1792 S. 2.
2 Kirchhof, Wendunmuth II S. 182. Vgl. Abschnitt „Nikolauskapelle" S. 238.
3 Stadtplan v. Müller 1547 u. 1548.
4 Stadtansicht v. Dilich 1605.
5 Stadtplan v. Merian 1646.
' Stadtplan v. Wessel 1673.
7 Stadtplan v. Leopold 1742.
' Stadtplan v. Selig 1781.
9 Stadtansicht v. Braun u. Hogenberg 1572. l" Stadtplan um 1680.
" l-Iandzeichnung v. Jussow 1788. Landesbibliothek Cassel.
" Handzeichnungen Staatsarchiv Marburg, Landesbibliothek Cassel, Murhardbibliothek Cassel u. Bibl. d. Verf. f. hess. Gesch. Cassel.
13 Tuschzeichnung. Staatsarchiv Marburg.
" Aquarell, im Besitze des Archivrats Dr. Knetsch in Marburg.
15 l-landzeichnung. Murhardbibliothek Cassel.
Tafel 4-1
Tafel 25 u. 8
Tafel 9, 13 u 15
Tafel 23,1
Tafel 474, 1