und 2,65 m hohe Fresco gibt den Augenblick wieder, wo der Landgraf, in der Mitte des Bildes auf einem Throne
sitzend und von seinen Räten umgeben, aus den Händen des Kanzlers Reinhard Schefer und des Vizekanzlers
Heinrich Hund Urkunden entgegennimmt, die sich vermutlich auf die Weihe des Hauses beziehen. Außer den
beiden genannten hohen Beamten, die unmittelbar vor dem Throne stehen, sind dargestellt der alte Statthalter
Heiderich von Calenberg, der damalige Statthalter Eckbrecht von der Malsburg, der Oberst Friedrich von R0ls-
hausen und der Oberst Georg von Scholley, die als Räte erster Klasse die nächse Nachbarschaft des Fürsten
bilden, ferner als Räte zweiter Klasse der Kammermeister Eitel von Berlepsch, der Geheime Rat Hans von
Berlepsch, der Hofrat Bernhard Keudel, der Rat Jost Didamar, der Hofrat Nikolaus Theophilus, der Rat und
Professor Regnerus Sixtinus, der Rat und Secretarius Christoph Harsack sowie der Rat und Secretarius Heinrich
Heßberg, des weiteren die Mitglieder des Hofstaates der Hofmarschall Adam von Baumbach, der Hofmeister
des jungen Landgrafen Moritz Hofrat Burkhard von Calenberg, des F rauenzimmers Hofmeister Cammerer genannt
Preuß, der Jägermeister Georg Schetzel, der Sammthofrichter Arndt von Viermünden, gewissermaßen der
Vertreter des Gerichtswesens, sowie der Erbmarschall von Riedesel und die Landräte Jost von Buttlar und
Johann Schwertzell, die wohl als Vertreter der Landstände angesehen werden dürfen, endlich als oberste Beamte
einzelner Landesteile Jost von Meysenbug, Landvogt an der Werra, Heinrich von Calenberg, Drost zu Plesse,
Johann Meckbach, Amtmann zu Landeck, Johann von Ratzenberg, Amtmann zu Rotenburg, Anton von Wersabe,
Amtmann zu Schmalkalden, und Simon Bing, Hauptmann zu Ziegenhain} Über Wilhelms lV. Thron findet sich
außer dem Namen des Fürsten der Denkspruch „Was Gott beschert Bleibt unerwerth" und die Jahreszahl 1580.
Die barocken Türummalungen des Vorraums des zweiten Stockwerks gleichen weder in der Art noch
in der Feinheit der Technik den Werken des unteren Stockwerkes und scheinen zeitlich später hervorgegangen
zu sein. Sie fassen in schwülstigem Schnörkelwerk Männer-, Ritter- und Löwenfiguren und sind nur noch in den
oberen Hälften erhalten. Ähnlich wie diese Türgewände war eine Fensternische im Erdgeschoß ausgemalt, die
aber wieder überstrichen worden ist. i
Auch insofern interessieren die Innentüren des ersten und zweiten Stockwerkes des Kanzleibaues, als
ihre Steingewände neben Steinmetzzeichen in eingeritzten Buchstaben die abgekürzten oder ausgeschriebenen
Namen einiger anscheinend am Bau beteiligt gewesener Personen nebst Jahreszahlen tragen. Deutlich zu
lesen sind „HENRKUS HUGO DARMSTATIN9 ANNO 1583", „IOHAN WEIGEL 15 B - 92 G - I -M - T",
„HANS WEIGEL 1593 den 2. Junij", „MICHEL WINCKELMAN OSTERWINCEL 1596" und „I F H 1619".
Von Instandsetzungen des im zweiten Stockwerk gelegenen Sitzungssaales berichten die auf den Krag-
steinen des Deckenunterzuges sich findenden Jahreszahlen 1689, 1883 und 1905, von denen die erste eingemeißelt,
die beiden letzten aufgemalt sind.
Das einen einzigen Raum bildende Erdgeschoß des Kanzleibaues, dessen kreuzgewölbte Decke auf sechs
quadratischen Mittelpfeilern ruht, dient jetzt Lagerzwecken; die beiden Obergeschosse, von Anfang an durch
Wände aufgeteilt und nur in einzelnen Räumen überwölbt, nehmen die Amtszimmer des Konsistoriums auf.
Der östliche Erweiterungsflügel enthält Katasterämter und Wohnungen wie denn auch der ganze Mittelbau mit
Amts- und Wohnräumen belegt ist. Im Treppenhaus blieb ein gußeisernes Geländerstück aus der Zeit des
Rokoko erhalten. Polizeigewahrsam, Kindersolbad und Polizeirevier im Klosterflügel, Kreiskasse und moderne
Wohnungen im Eckhaus an der Brüderkirche, die mit ihrer Orgel in ein Zimmer des zweiten Stockwerkes
hineinragt, haben den ursprünglichen Zustand dieser ältesten Teile des Lageplanes im Innern vollkommen verändert.
1 Über die dargestellten Persönlichkeiten vgl. Bernhardi, Cassel S. 26 ff und Wandgemälde. Die fürstliche Kanzlei bestand im
Ganzen aus dem Statthalter (Eckbrecht von der Malsburg), dem Kanzler (Reinhard Schefer), dem Vizekanzler (Heinrich Hund), zwei adeligen
Räten (Hans von Berlepsch und Bernhard Keudel), drei gelehrten Richtern (Jost Didamar, Nikolaus Theophilus und Regnerus Sixtinus), einem
Kammersekretarius (Heinrich Heßberg), einem Landsekretarius (Christoph Harsack), einem Kanzleisekretarius, einem Gerichtssekretarius, einem
Registrator, einem Fiscalis, acht Schreibern und drei Dienem. Die Rentkammer bestand aus dem Kammermeister (Eitel von Berlepsch), einem
Kammerrat, einem Kammerschreiber, einem Pfennigmeister, einem Gegenschreiber, einem Buchhalter, einem Registratur und zwei Schreibern.
Der Hofstaat bestand aus dem Hofmarschall (Adam von Baumbach), dem Kämmerer, dem Hausmarschall, dem Futtermarschall, dem Forstmeister,
dem Stallmeister, vier Kammerjunkern, zwölf „zweirosser Junkern" und acht Edelknaben. Zum Hofstaat der Landgräfin gehörten der Frauen-
zimmers-Hofmeister (Georg Cammerer), die Hofmeisterin, die Kindshofmeisterin und eine Reihe weiblicher Bediensteter.
Tafel 309, 1 u. 2
Tafel 303, S u. 9
Tafel 470,9
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Bau- und Kunsldenkmäler im Regierungsbezirk Casxel. VI. Cassel-Stadt. 57