Qäääääääääää Gebäude.
Merkwürdigste, daß die Verhältnisse so genau im Kleinen in Acht genommen sind, als der Berg im Grossen ist,
wie dann die abhängige Lage des Gerüstes mit der Abhängigkeit des Berges und Erdreiches auf das genaueste
übereinstimmet. Zu beyden Seiten kann man auf und nieder gehen, darneben sind Galerien angelegt, worauf
die nachher verfertigte Modelle aufgestellet worden". Als weitere Stücke werden aufgeführt die Modelle der
Stadt Karlshafen, des Kanals daselbst} der Karlsaue, der Orangerie, des Marmorbades, des Prinz-Georg-Gartens,
des „in der Au zu verfertigenden Lusthauses mit einer Maschinentafel", der auf dem Forst geplanten Vorstadt
und des Gartens zu Freienhagen, womit die Reihe keineswegs erschöpft ist. Zu den Modellen des Marmorbades
gehörten gewiß auch die noch heute im Landesmuseum aufbewahrten Wachsmodelle des Marmorreliefs an den
Wänden} Unter dem von Schminke aufgeführten Modell „von einem Theil der hiesigen Stadt" wird man
wohl nur eine plastische Darstellung der Oberneustadt zu verstehen haben. Sonstige Stücke des Modellhauses
erwähnt 1785 der Kieler Professor Hirschfeldß „Außer den Schlössern, die für die Aue und Weißenstein bestimmt
waren, zeichnen sich vorzüglich durch ihre Architektur aus: ein heitres und offenes Lusthaus, das auf der
Insel im Augarten aufgeführet werden sollte; ein großes, prächtiges und geräumiges Jagdschloß; ein leicht
gebautes Vogelhaus; ein ansehnliches und weitläufiges Palais für den Garten Bellevüe; ein kleines sehr nettes
Jagdhaus oder auch Landhaus von einem Viereck, mit einem flachen Dache und einer runden Kugel in der
Mitte, in einem anmutigen Stil. Diese Gebäude ruhen hier noch bloß als Modellstücke und erwarten das Glück
der Ausführung, oder doch wenigstens den Ruhm, durch Zeichnungen und Kupferstiche den Architecturfreunden
bekannter zu werden. Sie beweisen zugleich den edlen und reinen Geschmack der Baukunst, den der Landgraf
Carl nährte, nach dessen Anleitung sie alle gemacht sind. Hätte dieser zu großen Unternehmungen gebildete
Fürst länger gelebt, oder die Einkünfte seiner Nachfolger gehabt, so würden gewiß seine Schlösser und Garten-
gebäude durch die hohe Schönheit der Architektur ganz Deutschland erleuchtet haben." Auch das Modell zu
einem Brunnenhause für Wiesbaden führt l-lirschfeld4 auf. „Dieses Gebäude hat eine vorteilhafte, seiner Bestimmung
sehr gemäße Anordnung, indem um beyde Stockwerke in der Runde zwey große Arcadengänge laufen, die durch
sechs gerade bedeckte Gallerien mit dem eigentlichen Brunnenhause, das in der Mitte liegt, verbunden sind.
Auch das geräumige flache Dach dieser Arcaden und Gallerien dient bey kühlem Wetter zum Spazieren, und hat
in seiner Mitte eine Kuppel in Form eines antiken Tempels, die Ruhesitze enthält. An den Arcaden, die im
ersten und zweyten Stockwerk rund um das Brunnenhaus sich winden, und es gleichsam einfassen, sind, als
Wohnungen für die Brunnengäste zwey lange Flügel ebenfalls mit einem flachen Dach angehängt, und diese
endigen sich mit zwey Pavillons, die ein gebrochenes Dach haben. Bequeme Treppen und Thüren verbinden
alle Theile zu einem vollständigen Zusammenhang. Man wird nicht leicht einen Entwurf zu einem Brunnenhaus
finden, der mit der Schönheit des äußeren Ansehens zugleich so viel gute Anordnung zu seinem Zweck, so
viel Bequemlichkeit, so viel Anmuth und Heiterkeit der inneren Einrichtung vereinigte. Wie viel hätte nicht
Wiesbaden durch die Ausführung eines solchen Gebäudes gewinnen müssen!" Hohes Lob spendet dem
Modellhause eine Beschreibung des Jahres 1789? Das Gebäude selbst wird zwar als „das gemeinste in seiner
Art" bezeichnet. Allein die Modelle Landgraf Karls, die „Städte, Gärten, Schlösser, Brücken" finden eine
warme Würdigung. „Wer mit diesen neuen ldeen, den Anblick der alten, in denen von Korkholz nach der
Natur verfertigten Ruinen des ehemaligen Roms, den vielleicht Rußlands Catharina noch so vollständig hat, im
Museum verbindet, der hat altes und neues großer und schöner Baukunst, auch ohne die Gebäude selbst zu sehen,
vor sich. Dieß, deucht mich, sollte ein Campe, an statt schiefer Urteile von Cassel und der Kunst daselbst, den
Kindern in seinen für sie geschriebenen Reisen sagen."
Die ungünstige Lage des Hauses, wie es scheint, und seine Unzulänglichkeit wurden die Veranlassung,
daß im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ein Neubau geplant wurde. Er sollte am Ende der oberen
1 Vgl. Hoffmeister, Künstler S. 18.
' Rommel, Gesch. v. Hessen X S. 155. Vgl. Abschnitt „Marmorbad" S. 340 u. 344.
3 Gartenkunst V S. 321 f.
4 Ganenkunst V S. 112.
5 Bibra, Cassel S. 14. Danach Zwenger, Kassel S. 42.