Gebäude.
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wählt, die wiederum den Absatz zeigt. Hier tritt auch der östliche Altan in die Erscheinung. Die Architektur
ist die gleiche, wie auf der Südwestfront, nur findet sich außer den beiden Seitengiebeln noch ein größerer
Mittelgiebel, während die Zwischenräume noch mal durch kleinere Aufbauten unterbrochen werden. Die Achse
des Mittelgiebels wird durch einen polygonalen Erker betont, der im Erdgeschoß ansetzt und bis ins Giebel-
feld hinaufreicht. Eine jüngere geometrische Aufnahmezeichnung} die wohl als Unterlage für Umbauten an-
gefertigt wurde, gib. die Einzelheiten hinreichend klar wieder. Die gotische Auskragung des Erkers, die Re-
naissancepilaster und -voluten der Giebel und die Barockbalustraden der Altane zeigen, daß der Rotenstein
weder seine mittelalterlichen Bestandteile ganz verloren hatte noch in der Folgezeit sich von Zutaten ganz
frei hielt.
Auch bei den übrigen Fronten läßt sich der Grundsatz feststellen, die Ecken durch größere Giebel-
bauten hervorzuheben. Dilich zeichnet auch noch Zwischengiebel. Auf seiner Skizze von 1605 erscheinen
auf der Nordwest- und Nordostfront erkerartige Ausbauten von rechteckigem Grundriß, die teils bis zum Erd-
boden hinabreichen, teils aber erst in Stockwerkshöhe ansetzen. Besonders deutlich erkennbar ist der südliche
Erker des Nordwestflügels, ein fensterloser, über Dach reichender und mit einem Ziergiebel abgeschlossener
Ausbau, auf einer recht sorgfältigen Zeichnung aus dem Jahre 1663} die auch deshalb interessiert, weil in un-
mittelbarer Nähe auf dem Dache des Schlosses ein Brandgiebel mit geschwungener Umrißlinie, wohl die Grenz-
mauer des alten Ludwigsbaues, festzustellen ist. Auch in anderen Fällen erscheinen die Erker fensterlos. lm
Grundriß enthalten sie auf den älteren Zeichnungen kleine in sich abgeschlossene Räume. Auf den späteren
Blättern sind sie als voller Mauerkörper dargestellt; auf den Abbildungen des 18. Jahrhunderts fehlen sie gänz-
lich. Man darf in diesen Vorbauten zum Teil die alten Aborte vermuten.
Tafel 168,:
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Einige Ansichten der lnnenräume finden sich in den üppig ausgestatteten Gedächtnisschriften, die zur
Zeit der Renaissance den verstorbenen Fürsten gewidmet wurdenß Daß die Abbildungen in allen Punkten
auf Genauigkeit Anspruch machen, ist nicht wahrscheinlich. Dem Maler kam es offenbar mehr auf die Dar-
stellung der Personen oder Vorgänge als auf die naturgetreue Wiedergabe der Räume an, die nur die Folie
bildeten. Hervorgehoben werden muß die Darstellung des Rotensteinst und des in diesem Saale befindlichen
Stammbaumes ' des Fürstenhauses. Auch die in diesen Schriften wiedergegebenen Ansichten des Schloßhofes
wird man mit Vorsicht aufnehmen müssen trotz der oft in großem Maßstabe gezeichneten Einzelheiten.
Entwürfe zum Umbau oder zur Erwz- ;crung des Schlosses sind mehrere überkommen. Von Landgraf
Moritz' Hand rührt die Zeichnung eines Anbaues her, der die Verlängerung des Fuldaflügels bilden sollte und
ganz im Geiste des Altbaues gehalten ist}; Den Entwurf zu einem Turm mit oberer Galerie und Schweif-
haube bringt ein Blatt unbekannter Herkunft." Da die Darstellung des Turmes auf einer losen Klappe der
Außenfront des Frauenzimmerbaues sich befindet, ist nicht klar, an welcher Stelle dieser Front der neue Bau-
teil geplant war. Ersichtlich ist, daß er frei vortreten sollte. Vielleicht war er als Ersatz des Altans an der
Ostecke gedacht. Vermutlich handelte es sich um die Umwandlung der nicht mehr zeitgemäßen Sternwarte
in ein moderneres Observatorium. Ebenso gut denkbar wäre es freilich, daß der Turm in der Mitte der Front
seinen Platz finden sollte. Auf seine Zeichnung oder eine verloren gegangene Variante wird man vielleicht
ein Schreiben des Leibmedicus Hermann Wolff an Landgraf Moritz vom Jahre 1603 beziehen dürfen, in dem
es heißt: „Turris medietati domus principalis ex nova inventione imposita tam placet, ut eam toti aedificio
maximo ornamento futuram esse censeam. in primis si horologium ei imponitur, altera facies aulam spectans
' Handzeichnung. Staatsarchiv Marburg.
' Ehren-Seule Bl. 28.
' Monum. Maurit. Ehren-Seule.
f Monum. Maurit. f. 61-63.
' Monum. Maurit. f. 60.
' Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel.
' Vorschlagk wie man einen Thurn, an vnser Gn. H. vndt frauven gemach zwischen dem Fl. Schlo: Cahzell, vndt dem wall an
der seiten nach dem Fl. Ritter Collegio erbauven könte. Handzeichnung. Staatsarchiv Marburg.