Jahres vornahm} Die Bezeichnung des Kirchleins als capella trinitatis scheint keine Neuerung zu bedeuten;
man wird vielmehr eine Neuweihe des Baues nach Beendigung der Umbauarbeiten anzunehmen haben. Die
Wahrnehmung des Gottesdienstes wurde zwei Weltgeistlichen übertragen} Als Altäre der Kirche finden sich,
gelegentlich erst später genannt, der Dreifaltigkeitsaltar, der wohl der Hochaltar warp" der Altar Unserer lieben
Frau} der Elisabeth-5 und der Annenaltar." Das Altargerät, ebenfalls erst später aufgeführt, bestand aus
3 Kelchen nebst Patenen, 2 Monstranzen, von denen eine aus Ziegenhain stammte, 1 silbernen Kruzifix,
2 silbernen Meßkannen und 1 vergoldeten SakramentsbüchseF
Auch noch nach Wilhelms des Mittleren Tode lassen sich Bauarbeiten an der Burg feststellen. in
Baurechnungen des Jahres 1513 kommen Maurer, Steinbrecher, Kalkbrenner, Zimmerleute und Tagelöhner vor};
1515 wurde von der Landgräfin Anna sogar ein neuer Baumeister, Balthasar von Germesheim, angenommen,
dem 1522 Jakob von Ettlingen, der Werkmeister beim Domturmbau in Frankfurtß folgte)" und 1525 trat in
Landgraf Philipps Dienste Jost Riemenschneider, der Festungsbaumeister, mit der Bestimmung, daß „er unsern
angefangenen bau unsers schlos zu Cassel allenthalben mit vleis und getrulich obsein" sollte." indessen des
Landgrafen Sinn war im allgemeinen doch weniger auf die Vervollkommnung der alten Burg, als auf die
Erbauung eines neuen Schlosses gerichtet. im November 1556 begann er damit, „alte bheue" abzubrechen."
1559 fiel der Frauenzimmerbau. Die Unterspülung der Grundmauern des Bierkellers infolge Rohrbruches
einer Wasserleitung wurde 1560 Veranlassung, das ganze alte Gebäude niederzulegen. Die meisten anderen
Bauten fielen gleichzeitig oder kurz darauf. Nur die Kapelle erhielt sich verhältnismäßig lange und vom
Rotenstein sind die steilen Rippenkonsolen eines polygonalen Erkers auch noch in der Zeit des Barocks
festzustellen.
Lageplan und Aufbau sind nicht unbekannt. Die Burg Landgraf Ludwigs ll. bildete im Grundriß ein
ungenaues, mit der Längsachse von Nordosten nach Südwesten gerichtetes Rechteck, das im Wesentlichen wohl
schon den früheren Anlagen eigen war und auch in der Folgezeit bei allen Veränderungen sich hielt. Sie
bestand wie die meisten mittelalterlichen Herrensitze aus einer Reihe von Einzelgebäuden, die um einen Binnen-
hof gruppiert waren. Der Ludwigsbau, der Palas, hatte seinen Platz an der Nordwestseite und stand parallel
zum alten Steinweg, dem jetzigen Schloßplatz. Eine deutliche Abbildung bringt Dilichßß der zwar selbst den 'l'afel 2a.
' Schultze, Klöster, Urk. No. 1290.
2 Schultze, Klöster, Urk. No. 1291.
3 Schultze, Klöster, Urk. 1518 No. 1293.
4 Urk. d. Hofpfarrei 1531. Staatsarchiv Marburg.
' Repertorium der Pfarrei-Urk. H 74 l. S. 207. "Staatsarchiv Marburg.
' Kasseler Renterei-Rechnung 1534. Staatsarchiv Marburg.
7 Schultze, Klöster, Urk. No. 1294.
8 Küchenregister 1518. Staatsarchiv Marburg.
' Knetsch, Landgrafenschloß Nachtrag.
" Dienerbuch Landgraf Philipps. Staatsarchiv Marburg.
" Dienerbuch Landgraf Philipps. Staatsarchiv Marburg.
" Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
" Arx vetus Cassellae 1490. Handzeichnung. Landesbibliothek Cassel. Die Zeichnung trägt die Nr. 15, gehört also einer
Folge von Bildern an. Unter der Zeichnung steht der Reim:
Das alde schloß zue Caßel in der gestaldt,
welches due alhier sichst abe gemaldt,
sampt dem Bruder-Closter undt kirchen auch,
wies dazumahl ist gewesen im gebrauch,
als man hat geschrieben 1490 iahr,
ihn stein undt holtz gebawet wahr.
das castehl . . -. so nicht so weidt wahr noch
so g . . . t . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . ewider, wie das newe ist . . . . . . . . . .
Die Lücken sind durch das abgerissene Papier entstanden. Verkleinerte Wiedergabe der Zeichnung auf Stadtansicht v. Dilich 1605.
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