Full text: Kreis Cassel-Stadt : Text, Teil 1 (6)

Harleshausen übergehen. Die Kosten des Baues, die der Landgraf allein bestritten haben soll, werden auf 
24000 Taler angegeben} Am 3. Juni 1792, dem Geburtstage des Fürsten, fand die Weihe des neuen Gottes- 
hauses statt} Der abwesende Landesherr wurde bei der Feier durch den Staatsminister von Wittorf ver- 
tretenß Der Friedhof, der die Kirche umgibt, wurde drei Jahre später angelegt. 
Das Gotteshausf ist wohlerhalten überkommm bis auf den Turm, dessen Spitze am Pfingsttage 1910, 
vom Blitz getroffen, in Flammen aufging und unter Anlehnung an du Rys ersten Entwurf in anderer, als der 
untergegangenen Form, erneuert wurde." Das Langhaus des ungenau orientierten Baues bildet im Grundriß 
ein Rechteck von 32,30 m lichter Länge und 14,85 m Breite. Von den Emporen, die das Innere auf allen 
vier Seiten umziehen und im Unter- wie Obergeschoß schlichte Holzpfeiler mit rohen toskanischen Kapitellen 
aufweisen, ist .die östliche, die den Hintergrund des Altares bildet und die achteckige Hängekanzel trägt, im 
Unterteil zugesetzt. Die glatt verputzte Decke läuft im Mittelfelde in Kehlen zu den Emporen ab. Unter dem 
einfachen Gestühl des anspruchslosen lnnenraumes zeichnet sich der sonst ebenfalls schlichte, an der Nordseite 
des Altares befindliche Stand der Familievon Wittorf dadurch aus, daß er drei aufgemalte Familienwappen 
trägt. Die Längsfront des auf abfallendemeGelände gelegenen Schiffes zeigt fünf, die Schmalfront drei Achsen 
mit unteren Rechteck- und oberen Rundbogenfenstern, die durch eine flache Nische zusammengezogen werden. 
Zwischen den Achsen sind breite, nur wenig aufliegende Pilasterstreifen angeordnet, die sich auch an den 
Ecken finden, wo sie mit den" Untergliedern des Gebälkes sich verkröpfen. Die in der Mittelachse der Süd-, 
Ost- und Nordfront angeordneten rechteckigen Türen krönt das schulmäßige Horizontalgesims. Das weit aus- 
ladende Hauptgesims ist kräftig, der schmale Architrav feiner gegliedert. Der Westseite legt sich der recht- 
eckige Turm vor, dessen Unterbau in Fenster, Tür und Hauptgesims die Architektur des Langhauses wiederholt 
und dessen freier Oberteil größere Rundbogenöffnungen mit darüber liegenden kleineren Rechteckfenstern 
besitzt. Die über einem eleganten Abschlußgesimse ansetzende Spitze zeigte ehedem die Form des Zeltdaches. 
Die Sandsteinfronten des Baues weisen mit Ausnahme der fein scharierten Portale rauh bearbeitete Oberfläche 
auf, die vielleicht ursprünglich für Putz bestimmt war. Das Hauptgesims des Langhauses, dessen flaches, am 
Ostende abgewalmtes Satteldach mit Biberschwänzen gedeckt ist, besteht aus Holz, das in der Farbe der 
Sandsteine rötlich-grau gestrichen ist. Den rechteckigen Friedhof umgibt eine niedrige Tuffsteinmauer. 
Orgel, am Prospekt einreihige Pfeifenstellung in fünf Feldern, mit geschnitzten Zwickeln und Wangen. 
Louis seize. 
Glocken. 
1 Südliche Glocke. Unterer Durchmesser 1,29 m, Höhe 1,20 m. Acht senkrechte Henkel. Auf 
Flanke „UMGEGOSSEN FÜR DAS KlRCHSPlEL KIRCHDITMOLD VON HENSCHEL ZU CASSEL 
IM lAHR 1831". Ton: dis. 
Z Mittlere Glocke. Unterer Durchmesser 1,09 m, Höhe 1,08 m. Vier geschwungene Henkel. 
Auf Flanke „NACH DER ElNAESCHERUNG DES TURMES DURCH EINEN BLITZSTRAHL 
ZU PFlNGSTEN 1910" und „O LAND LAND LAND HOERE DES HERRN WORT. JEREMlA 
22. 29". ln Stempelfassung „FRANZ SCHlLLlNG APOLDA GOSS MICH". Am Schlag „A. D. 1911"_ 
Ton: fis. 
') Nördliche Glocke. Unterer Durchmesser 0,95 m, Höhe 0,94 m. Vier geschwungene Henkel. 
dAuf Flanke „DlE GNADE DES HERRN WAEHRET VON EWIGKEIT ZU EWlGKElT". In 
Stempelfassung „FRANZ SCHlLLlNG APOLDA GOSS MICH". Am Schlag „A. D. 1911". Ton: ais. 
' Hillebrand u. Lorenz, Kirchditmold S. 75. Die Kompetenz der Pfarrei gibt die Baukosten auf 42000 Taler an, welcher 
Betrag für die Zeit und Umstände zu hoch erscheint. 
2, Hessische Zeitung v. 7. Juni 1792. Hillebrand u. Lorenz, Kirchditmold S. 75 f. 
3 Lebenslauf Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Etats-Ministre Ober-Cammerherrn und Ober-Stallmeisters Julius Jürgen v. Wittorf. 
Handschrift. Landesbibliothek Cassel. Heidelbach, Weißenstein. 
f Wittekindt, Cassel S. 88. Heßler, Landeskunde l: S. 66. 
5 Heidelbach, Kirchditmold. 
'l'afel 168,1 u. 2 
E. 
3'312 
L. 
Ban- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. VI. 
Cassel-Sladt. 
283 

	        

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