dies nach zwei Jahren nicht erreicht wäre, mit anderen frommen Personen sorgen} 1455 war- der Einzug
der Hildesheimer Kolonie in den Casseler Hof erfolgt! Die Geschichte der Siedelung' bietet nichts
Besonderes. Die Stiftung war der Mutter Gottes geweihtf als eigentlicher Patron erscheint indessen der hl.
Georg. Belehnt war der Konvent mit dem Altare des hl. Kreuzes im Kloster Ahnabergu" 1459 wurde die
Anstalt auf Antrag von Papst Pius ll. zu einem Kanonikerstift erhoben, das von aller Abhängigkeit dem
Martinsstift gegenüber, indessen Pfarrei der Weiße Hof lag, befreit war und nur die Verpflichtung hatte,
jährlich dem Kapitel von St. Martin 1 Pfund Geld zu zahlen}; ln den Urkunden findet sich die Niederlassung,
die auch als curia alba oder Kugelhaus erscheint, meist als Collegium presbyterorum et clericorum in curia
vulgariter zu dem Weissenhof aufgeführt. Mit einer wüsten Pfarrkirche zu lmmenhausen wurde das Stift 1468
belehnt." Ein Jahr später erhielt es Güter in Amelgottessen, wo es 1491 Neubauten vornahm." Bestätigt
wurde die Stiftung 1498 durch Erzbischof Berthold von Mainz} Die Beschäftigung der Kugelherren bestand
vorzugsweise in Gebet und Erziehung der Jugend." Insbesondere scheinen sie sich beim Unterrichte in der
Neustädter Schule betätigt zu haben. Daß sich die Konventualen, wie anderswo, so auch in Cassel mit Ab-
schreiben und Einbinden von Büchern befaßten, ergibt eine Notiz des Martinsstiftes aus den Jahre 1494,
wonach „den Herren im Weißen Hof für 2 Historien zu schreiben de transfixione beate virginis und einzu-
binden" sowie für das Einbinden zweier Breviarien ein Betrag angewiesen wurde." Auch das Backen der
Hostien für die Kirchen und Klöster gehörte zu den Obliegenheiten der Kugelherren." 1527 wurde die Kon-
gregation aufgehoben. ln diesem Jahre scheint die Anstalt nur noch von vierzehn Personen, elf Klerikern
und drei Laienbrüdern, bewohnt gewesen zu sein, denn nur so viele stellten Verzichtbriefe aus."
Als Siegelbild des Stiftes erscheint der hl. Georg als Drachentöter. H
Kirche.
Daß eine Kapelle auf dem Weißenhofe erbaut werden sollte, war bei Berufung des Konventes 1454
bestimmt worden. Die Verpflichtung zur Errichtung von Kapelle und Altar cum necessariis edificiis et officinis
wird 1458 erneut erwähnt mit dem Bemerken, daß die Kapelle bereits erbaut und zu Ehren des hl. Georg
geweiht sei. Die in diesem Jahre von den Konventualen an Papst Pius ll. gerichtete Bitte lautete dahin, die
Kapelle zu einer Stiftskirche zu erheben, was im folgenden Jahre durch den Abt des Petersklosters zu Erfurt
auch geschah." Die Kirche, die 1520 als basilica St. Georgii fratrum albe curie in Cassel bezeichnet wird, 16
fand ihren Platz nicht auf sondern neben dem Grundstücke des eigentlichen Weißen Hofes, des alten Hofes Vor dem
l Schnitze, Klöster Urk. No. 120.
2 Dersch, Klosterbuch S. 16.
' Nebelthau, Congeries S. 340. Hartmann, Hist. Hass. I. S. 196. Haas, Kirchengeschichte S. 399 f. Schmincke, Cassel S. 347 f.
Piderit, Cassel S. 66, 88, 99 u. 170. Nebelthau, Denkwürdigkeiten ll. S. 98 f., Rady, Kath. Kirche. Doebner, Annalen S. 25 f. u. 166 f.
Rommel, Gesch. v. Hessen ll S. 888. Stoff, Katholiken S. 2. Wittekindt, Cassel S. 21 u. 25. Wolff, Unterrichtswesen. Hochhuth, Statistik
S. 10, nimmt irrtümlich an, daß die Kolonie aus Münster kam. Nach Gerland, Kugelherren S. 219, war die Niederlassung der Kugelherren_
im Weißen Hofe zu Cassel die erste in Hessen.
4 Schultze, Klöster Urk. No. 1202.
5 Schultze, Klöster Urk. No. 1202 u. 1203.
' Schultze, Klöster Urk. No. 1205 u. 1206.
' Schultze, Klöster Urk. No. 1208 u. 1209.
8 Schultze, Klöster Urk. No. 1210, 1224 u. 1225.
9 Gudenus, Cod. dipl. IV S. 525 f. Über die angebliche Bestätigungsurkunde durch Papst lnnocentius Vlll., (Schmincke, Cassel
S. 847 f.,) vergl. Schultze, Klöster Urk. No. 1227 Anm. 2.
l" Knetsch, Genealogie S. 307. Knetsch, Stammbaum lll.
" Ofl. cust. d. St. Martinsstiftes.
" Schultze, Klöster, Urk. No. 1229.
1' Schultze, Klöster, Urk. No. 1285.
" Urk. d. Klosters Breitenau v. 11. Nov. 1503. Staatsarchiv Marburg.
" Schultze, Klöster Urk. No. 1205 u. 1206.
" Schultze, Klöster Urk. No. 547.
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