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Gebäude.
hinzog. Reichte diese Besitzung nicht bis an die Stadtmauer, so kann der Klosterhof in der Nordwestecke des
Platzes an einer Stelle gelegen haben, die jetzt der Marstall einnimmtl. Andernfalls muß sein Standort an
der Tränkepforte gesucht werden, etwa da, wo jetzt das Pfarrhaus steht.
Durch die Urkunde von 1323 wurde der Hof, den bis dahin Heynemannus Syfridi innegehabt hatte,
vom Kloster dem Kleriker Konrad von Hohynberg unter der Bedingung verliehen, daß er darauf ein Haus
baue, um mit Haus und Hof einen von ihm zu stiftenden Altar der Pfarrkirche zu begaben. Als 1328 Konrad
das Haus gebaut und den Altar gestiftet hatte, stellte ihm das Kloster frei, Haus und Hof an den Altar zu
überweisen oder anderweitig zu vergeben bezw. zu vererben, in welch' letzterem Falle der an das Kloster zu
zahlende Jahreszins von 5 auf 25 Schillinge erhöht werden sollte '. Von Interesse ist, daß bei den Verleihungs-
urkunden die Schöffen der Stadt ihre Zustimmung gaben, was wohl mit der Lage des Grundstücks an der
Stadtmauer zusammenhängt 3.
Schäferhof.
Als außerhalb der Stadt gelegenes Vorwerk gehörte zum Kloster der Schäferhof oder Schafhof. Er
lag im Zuge der Mönchebergstraße. Seine Stelle ist dort zu suchen, wo jetzt die l-lenscheYsche Maschinen-
fabrik steht. Geschichtlich erwähnt wird der Hof erst verhältnismäßig spät. 1521 verkaufte der Konvent einen
Garten gegenüber dem Schoiffhobe, gelegen vor dem Ahnaberger Tore am Wege nach der Scheibenmühleä
Bei Aufhebung des Klosters wurde der Schäferhof ein herrschaftliches Vorwerk. Nach Zerstörung der Anlage
im siebenjährigen Kriege kam die Liegenschaft an den Fasanenhof bei Wolfsangerö.
Mühlen.
Wie die meisten Klöster besaß auch der Ahnaberger Konvent seine Mühlen. Das Regal war den
Nonnen von dem Landgrafen eingeräumt worden, ging aber nach der Säkularisierung des Klosters wieder an
den Landesherrn über. Als eigentliche Klostermühle ist die Mühle „auf der Ahna", die sogenannte Kleine
Ahnaberger Mühle, anzusehen. Wichtiger ifür das Wirtschaftsleben der Stadt wurden die am Wehr der Fulda
gelegenen Mühlen, die Große Ahnaberger Mühle, die Unterneustädter Mühle und die Walkmühle, die wie das
Wehr den Nonnen zustanden, von diesen aber wohl ständig „ausgetan" wurden 6.
l Nebelthau, Denkwürdigkeiten l, S. 275, erblickt im Ahnaberger Hof den „Hof, der in späterer Zeit den von Scholley_ gehörte
und schließlich zum Bau der lutherischen Kirche angekauft wurde". Wenn damit gesagt sein soll, daß der Ahnaberger Hof den Platz der
lutherischen Kirche einnahm, so ist die Annahme nicht zutreffend, da die Stelle 1323 noch Stadtgraben war.
2 Schultze, Klöster, Urk. No. 122.
' Brunner, Cyriakuskirche. S. 67: „Vielleicht ist es nicht allzu gewagt, eine Schlußfolgerung zu ziehen. lm Jahre 1842 verleiht
das Kloster Herrn .Henricus genannt Segewize und seinem Bruder Hartung die ,domus et area dotales parochie nostre in veteri opido
Casselei Die dos, zu deutsch Wideme, Wittum, begreift das zur Ausstattung einer Kirche geschenkte Gut; dos heißt geradezu der Pfarrhof,
was in unserer Urkunde mit ,domus et area dotales' ausgedrückt ist. Sollten nicht die Höfe der Urkunden von 1323 (1328) und 1342
identisch sein? Allerdings zahlt Heinrich Segewize 5 Schillinge Jahreszins weniger als Conrad von Hohynbergs Rechtsnachfolger zahlen
sollten, nämlich ein Pfund. Doch könnten diese nachgelassen sein. Merkwürdig wäre nur, daß bis zum Jahre 1323 der Hof kein Haus
gehabt hätte. Doch gerade der Umstand, daß jetzt, bezw. 1328 die Stadtschöfien ihre Zustimmung zur Erbauung eines solchen gaben, ist
nicht ohne Bedeutung. Die Erweiterung durch die dritte Stadt. die s. g. Freiheit, stand in Aussicht. Die Altstadt brauchte also hinsichtlich
der Sicherheit keine Bedenken mehr zu haben und mochte daraufhin den Bau gestatten. So erklärt sich der son_st nicht übliche Konsens am
einfachsten. Als die St. Cyriakuskirche dem Kloster einverleibt wurde, war unsere Stadt noch ein offener Ort. Mit der Ummauerung verfiel
das ohnehin jetzt nicht mehr nötige Pfarrhaus. Nun wurde es neu aufgebaut. Auf alle Fälle haben wir in der 1342 vergabten area dotalis
den alten Pfarrhof vor uns. Wenn Nebelthau Recht hat, so ist der Hof derselbe, der später in den Besitz der adeligen Familie von Scholley
überging und dann vor der Mitte des 18. Jahrhunderts als Bauplatz der lutherischen Kirche am Graben samt dem dazu gehörigen Pfarrhause
am Marställerplatz angekauft wurde."
f Schultze, Klöster, Urk. No. 551-554.
5 Über den Zustand nach Aufhebung des Klosters vgl. S. 45 u. 71.
' Vgl. Abschnitt „Mühlen".