Bereits 1567 begannen die Arbeiten, die zunächst sich auf Ausbesserungen beschränkten. In diesem
Jahre wurde an den Landgrafen berichtet: „Das Wasser im Graben vor dem Ahnaberge unter dem Bollwerke,
so an die neue Schleuse stößt, ist kürzlich (dies ist das 3. Mal) wieder durchgebrochen. (Simon Bing) acht
aus dieser Ursache, daß gleichwohl ehe die eine Schleuse gebaut, das Wasser unter demselbigen Bolwerk ein
Loch wohl mannstief gebrochen, also daß das Bolwerk derozeit daran gerissen und beinahe gar in den Graben
gefallen wäre; derowegen mans damals unten mit Steinwellen ausgefüllet, oben mit Erde bestoßen, darnach
mit Rasen besetzet. -- Hat aber keinen Bestand gehabt. Der Hauptmann Wigand Hess, der Baumeister Antonius
Rimenschneider und der Werkmeister Joist von Eschwege haben die Ansicht: man sollte zum fundament des
Bolwerks räumen, das Erdwerk abführen, die Steinwellen aus dem Grund herauslangen, das Bollwerk unter-
fahren und dann dasselbe im Grund den Graben herunter, nämlich von der neuen Schleuse an bis an die
Streichwehr mit einer ziemlichen, starken Mauer umfahren, die über dem Erdwerk nicht höher als bis zu 2 Ellen
schar- oder verdachungsweise gegen das Bolwerk auslaufen" 1. .
Fortgesetzt wurde an der Umwandlung der Basteien in Bastionen gearbeitet. 1569 arbeiteten nach
dem Bericht des Obersten G. v. Scholley an der Bastion vor dem Ahnaberg 50 Mann aus dem Amt Gudens-
berg und 54 Tagelöhner einschl. der Schachtmeister". Desgleichen konnte genannter Oberst berichten: „Die
Bäu gehen allenthalben wohl von Statten. Was die Ahne belanget, daselbst ist die Mauer zusamt dem fliegel
bis aufs flutloch so hoch und lang gemacht, wie es der Landgraf befohlen". Die Gesamtausgaben „auf die
Ahne und Wallbau" beliefen sich auf 2912 fl. 25 alb. 1112 HLß Dilich4 und Schmincke5 lassen den Land-
grafen 1571 „die Bastionen, welche vorher rund waren, in die gegenwärtige Form bringen, um sie zur Gegen-
wehr geschickter zu machen". ln diesem Jahre berichtete Christoph Müller zum 18. Nov. an den Landgrafen:
„mit dem Bau zu dem Ahnenberg geht es wohl vor, das eine Gewölbe wird bis zum Dienstag fertig werden
und das andere wird die Woche auch zukommen" 6. 1573 bewilligte die Landschaft 20000 fl. Bausteuer „wegen
der Festung Caßel und sonsten" 7. Am 22. Aug. desselben Jahres berichtete v. Scholley an den Landgrafen: „Vor
dem Ahnaberge wird man mit dem Mauerwerk in der Kasematte die zukünftige Woche fertig. Man wird auch
künftigen Montag am Wall vor dem Ahnaberge wieder anfangen zu setzen". Bei der neuen Bastei hätte man
gern angefangen zu mauern, aber die Fulda sei plötzlich so gestiegen, daß sie über den wohlgemachten Damm
in die Arbeit fiel S. Unter dieser neuen Bastei kann nur der Finkenherd am Ahnaberge gemeint sein. 1574
wurde der Zeugmantel erbaut 9. i
lm Jahre 1575 muß Linar nach Cassel gekommen sein in der Absicht, sich hier länger aufzuhalten.
Am 10. Juli bat er den Kurfürsten August von Sachsen um Urlaub nach der hessischen Hauptstadt, wohin er
einige Leute bestellt hatte „von wegenn das ich eine Resolution thun will, wo Ich werde mit weib und Kindt
meine wohnung haben". Wie es hiernach scheint, war Linar von einer Übersiedelung seiner Familie nach
Heidelberg, die er vorher ins Auge gefaßt hatte, ganz abgekommen und erwog dafür seine Niederlassung an
dem Orte, der seine Anwesenheit wohl am meisten erforderte. Kurfürst August war mit dem in Aussicht ge_
nommenen Wohnsitze seines Festungsbaumeisters einverstanden, wollte aber von ihm vor der Abreise noch die
versprochene Beschreibung über die Belagerung und Verteidigung der von ihm entworfenen Festungen haben.
Am 7. September teilte Landgraf Wilhelm dem Kurfürsten mit, daß Linar vor „vngeuehr vier wochenn bey
vnns alhier angekommen vndt vnns allerhandt notwendige vndt nutzliche vorschlege gethann hat. Nachdem
wir dann von ihme verstandenn, daß lhnenn E. L. der muhe des Zeug vnndt Baumeister ampts gnediglichenn
1 Staatsarchiv Marburg. M. St., S. 816.
2 Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 104.
8 Staatsarchiv Marburg. M. St.. S. 517.
4 Chronica, S. 160.
5 Cassel, S. 77.
' Staatsarchiv Marburg. O. St. S. 8663.
7 Landesbibliothek Cassel. Msc. Hass. 4" 258 S. 4.
8 Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 817.
9 Schmincke, Cassel, S. 97.
Bau- und Kunstdenkmiler im Regierungsbezirk Cassel. VI.
Cassel -Stadt.
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