die als Parallelzüge in ihrer Nähe entstanden. Die Schwierigkeit, die schrägen Linien mit der Rechteckteilung
der Stadterweiterung in Einklang zu bringen ist weder bei Eberhards Stadtplan noch bei den künftigen
Entwürfen einwandfrei gelöst. Nur an zwei Stellen ist der spitze Winkel einfach und geschickt durch Einlage
eines Platzes vermieden, an den beiden Enden der Königsstraße, bei dem bereits genannten, von S. L. du Ry
angelegten runden Königsplatz, in dessen westlichen Auslaß seit 1788 die Cölnische Allee fluchtrecht einlief,
und beim Weißensteiner Platz, auf dem die neue Weißensteiner Allee, die jetzige Wilhelmshöher
Allee, mündete. Dieser schon außerhalb der Stadtmauer gelegene Platz, der jetzige Wilhelmshöher Platz,
war von S. L. du Ry ebenfalls kreisförmig entworfen und angelegt worden} Ein Entwurf vom Jahre 1786'
zeigt als Abschluß des Platzes nach der Königsstraße hin einen dreitorigen Triumphbogen, das Königstor, und
auf der freien Außenseite die strahlenförmige Einmündigung dreier symmetrischer Straßen, von denen eine die
Wilhelmshöher Allee ist. Auch eine achteckige Gestalt weist der Platz in einem Entwurf auf, der wahrscheinlich
ebenfalls von S. L. du Ry herrührt! Als Rechteck mit zwei abgeschrägten Ecken, in die die Wilhelmshöher
Allee und eine entsprechende Straße, die Carolinenstraße, einmünden, erscheint der Platz, in der Mitte durch
ein Standbild des Kurfürsten Wilhelms l. bereichert, auf einer mit v. S. unterzeichneten Skizzef, die das ganze
Viertel als Wilhelmsstadt bezeichnet. Bei Anlage der einfassenden Häuser, insbesondere des Fürstenhauses,
erhielt der Platz einen sechseckigen Grundriß, der gleichfalls eine künstlerische und zweckmäßige Straßenanlage
gestattete. Als erstes Haus war am Kopfende des Rondels genau in der Achse der Königsstraße das Wohn-
haus für du Rys Schwager Philipp Kopp entstanden, das später in den Besitz der Fürstin von Hanau, dann
in das Eigentum der Stadt überging und beim Neubau des Landesmuseums fiel. Einen großartigen Abschluß
sah Eberhard in seinem Stadtplan vor, indem er im Hintergründe des Platzes einen Schloßbau annahm," dessen
Wirkung im Straßenbilde noch dadurch verstärkt wurde, daß die Königsstraße über den Königsplatz geradlinig
verlängert werden sollte. Auf den guten Zustand des Platzes scheint man besonderen Wert gelegt zu haben.
Bereits 1812 wurde eine Neupflasterung in Erwägung gezogen." Später erscheinen die inneren Teile des Platzes
mit Rasen belegt und mit einer Allee von Kugelakazien umgebenf
Du Rys sowohl wie Eberhards Stadterweiterungsplan blieb auf dem Papier stehen. Von den Gebäuden,
die König Jeröme in dem neuen Vorgelände vorgesehen hatte, kam nur die Kaserne an der alten Weißensteiner
Chaussee in den Jahren 1811 bis 1813 zur Ausführung. Auch ein unabhängig von Eberhards Entwurf 1812
auftauchender Plan zu einer Grande Aubergeß oder einem Hötel de Franceg auf dem Meßplatz zerschlug sich.
Überhaupt scheint die Zahl der zur Zeit der Fremdherrschaft entstandenen Gebäude gering gewesen zu sein.
„Es sind derer" heißt es in einer Beschreibung von 1814" „vielleicht kaum zwanzig, worunter das von Lennepsche
an der Königsstraßen-Ecke, dem Kurfürstlichen Hoftheater gegenüber, das_Riviersche neben der Post in der
unteren Königsstraße, das von Malsburgsche (dem Eigenthümer für 109,880 Franken vom König abgekauft und
zum Lyceum bestimmt), das Zülch-, Hensberg- und Fabriziussche Haus, mit welchen vier Häusern das Ende
der Ludwigs- jetzt wieder Carlsstraße ausgebaut und verschönert worden, das Schäfersche am Markt, das
' Stadtplan v. Selig 1781.
' Project wie das Modell Hauß am ende der Königsstraße versetzet werden Könte.
Staatsarchiv Marburg. Vgl. Abschnitt „Stadtbefestigung. Königstor."
' Project wie die rundung außerhalb dem Königs Thore zur Stadt gezogen werden, und mit Hallen bebaut werden könte.
Handzeichnung, Staatsarchiv Marburg.
' Handzeichnung, Staatsarchiv Marburg.
' Nach Garküche, S. 82 f. bestand der Plan, „den Weinberg entlang, zwischen der Napoleonshöher und Frankfurter Straße einen
neuen Palast aufzuführen, der die ganze Gegend nach dem Süden behenschen, und von der Nordseite her, wie das Schloß in Manheim und
Carlsruhe, mitttelst der Aussicht in alle Hauptstraßen, das Wohl und Weh der Einwohner leichter übersehen sollte". Der Plan eines Schloßbaues
wurde in lturhessischer Zeit wieder aufgenommen, ebenfalls ohne ausgeführt zu werden. 1828 stellte C. Rudolph, 1886 Ruhl Entwürfe auf.
' Plan von dem am Napoleonshoeher Thore in Cassel belegenen Platze behufs Anlegung eine: neuen Steinpflasters und Trottoirs
am Amortisations-Caßen-Gebäude daselbst. 1812. Handzeichnung. Murhardbibliothelt, Cassel.
' Apell, Cassel 1831, S. 25. Vgl. Abbildung bei Abschnitt „Stadtbefestigung. Königstor."
' Handzeichnung. Stadtbauamt Cassel.
' Garltüche, S. 24. Nach Rogge-Ludwig, Hausbau, waren zwei große Gasthäuser auf dem Meßplatz geplant.
" Garltüche, S. 29f.
S. L. Du Ry 1786. Handzeichnung.
Tafel 1b
Tafel 22,2
Tafel 2,0
Tafel 17,1
Bu- und Kuuudmkmllcr 1m Rqiurunpbuiri Casul. VI CISlCl-Sildl.
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