Im Winkel zwischen Unterer Königsstraße und Kornmarkt lag das Vauxhall, vom Volksmund später die
„Faxhalle" genannt, ein vom Gastwirt Schäffer im „Hof von England" angelegter Vergnügungsgartenh in dessen
veränderten Anlagen jetzt die Synagoge steht.
Eine amtliche Numerierung der Häuser, mit der die Franzosen im Siebenjährigen Kriege zum Zwecke
der Einquartierung den Anfang gemacht hatten, wurde durch den Erlaß vom 27. April 1767 angeordnet, durch
den Friedrich Il. die Brandversicherungskasse ins Leben rief. Die Anbringung von Straßenschildern an den
Eckhäusern ordnete ein Erlaß des Jahres 1775 an.' lm gleichen Jahre erfolgte eine behördliche Festlegung
der bis dahin mehrfach veränderten Straßennamen, die sich 1781 und 1782 wiederholte." Eine gründliche
Umbenennung nahm Jeröme vor. Der Königsplatz wurde zum Napoleonsplatz, der Friedrichsplatz zum
Ständeplatz. Wie es eine Napoleonshöhe gab, so gab es auch eine Napoleonshöher Allee, einen Napoleonshöher
Platzf und eine Napoleonshöher Straße, bis der zurückgekehrte Kurfürst den alten Zustand wieder herstellte.
lm Aufbau der Oberneustadt erfolgte unter Kurfürst Wilhelm ll. dadurch eine Änderung, daß ein großer
Teil der ursprünglich zweigeschossigen Häuser um ein drittes Geschoß erhöht wurde. Insbesondere erging an
die Hauseigentümer am Friedrichsplatz die Aufforderung, die Giebel zu entfernen und ein Stockwerk aufzu-
bauenß Auch sonst ließ sich der Fürst die Modernisierung der Stadt sehr angelegen sein. Eine eigene Ver-
schönerungs-Kommission trat in Tätigkeit. „Seit ihrer Ernennung" heißt es in einem zeitgenössischen Berichtes
„sehen wir alle Treppen vor den Häusern verschwinden, die Straßen werden durch Errichtung von kleinen
Kanälen, statt der Rinnen, eben gemacht, und bekommen dadurch ein breiteres und die Häuser ein höheres
Ansehn; die Mansardendächer werden weggeschaift, die Häuser selbst durch frischen Anstrich neu und schön
erhalten u. s. w. Auch haben Se. K. H. die öffentlichen Plätze durch die großen Glasglocken-Laternen besetzen,
' Piderit, Cassel, S. 296.
' Losch, Chroniken, S. 142. Bibra, Cassel, S. 11: „Landgraf Friedrich der zweyte änderte die alten Namen der Straßen und
Gassen der Stadt, in die von den Namen seiner Vorfahren, von Hauptgebäuden und Heiligen um. Jede ist deswegen mit einem Blech
bezeichnet, auf welchem solcher steht, so wie alle Häuser mit dem Namen und Zeichen des darin wohnenden Kaufmanns, Künstlers oder
Handwerkers, auch ihrer Numer, Deutsch u. Französisch, auch wohl Englisch bezeichnet sind."
' Vgl. Abschnitt „Geschichtliche Einleitung" S. 17, Schmincke, Cassel, S. 296, Dehn-Rotfelser, Kunstschöpfungen, S. 4, und
Stadtpläne v. Selig 1781 u. 1822. Losch, Chroniken, S. 158, führt einen Plan von Selig an, auf dem die Königsstraße als Prinz-Max-Straße,
die Karlsstraße als Apothekenstraße, die Frankfurter Straße als Weinbergstraße und die Bellevue als Prinz-Georgenstraße aufgeführt sind.
Nach dem Avertissement von 1775 sollten heißen: „Der große runde Platz vor dem Posthause und denen Hallen - Der Königs-Platz, Die
Straße vom Königsthor herunter bis an die Caserne - Die Königs-Straße, Die ehemalige Esplanade - Der Friedrichs-Platz, Die Straße
rechts an dem Friedrichs-Platz herunter - Die Friedrichs-Straße, Die Straße links an demselben vor der Bibliothek herunter - Die Bibliotheks-
Straße, Der Platz hinter der Französischen Kirche -- Der Carls-Platz, Die Straße vom Carlsthor herunter bis hinter die Hallen - Die
Carls-Straße, Das Quarre vor dem Französ. Rath-Haus - Der Wilhelms-Platz, Die Quer-Straße vom Wilhelms-Thor herunter bis neben das
Meßhaus - Die Wilhelms-Straße, Die Querstraße längst dem ehemaligen Französischen Hospital - Die Philips-Straße, Die Straße vom
Frankfurther Thor herunter bis vor den Friedrichs-Platz - Die Frankfurther Straße, Die Quer-Straße vom Weissensteinerthor bis nach
Bellevue - Die Weissensteiner Straße, Der Platz beym Weissensteinerthor -- Der Gens Warmes-Platz." Nach dem Avertissement von 1782
wurden benannt der Platz „längst dem Landständischen Hause, dem Musaeo und der Catholischen Capelle - Der Friedrichs-Platz, Der runde
Platz beym Posthause und den Hallen - Der Königs-Platz, Zwischen dem Opem- und dem von Rouxischen Hause - Der Opem-Platz,
Bey der Ober-Neustädter Kirche -- Der Carls-Platz, Längst dem von Bernerischen- und Meßhause - Der Wilhelms-Platz, Das Rondel vor
dem Königs-Thor - Der Weissensteiner Platz, Längst dem von Wittorfischen Garten und dem von Wintzigerodischen Hause - Der Gens
Warmen-Platz, Die Promenade zwischen dem Königs- und Weissensteiner Thor - Die Elisäische Felder, les Champs Elisees, Vor den
Casernen - Der Casernen-Platz, Gegen dem Schäfferischen Vauxhall über - Das Korn Markt, Vom Carls-Thor herunter bis vor den
Friedrichs-Platz - Die Carls-Straße, Vom Bellevue-Garten bis an die Frankfurter, ehemalige Weinberg-Straße - Die Max-Straße, Die Quer-
Straße längst dem ehemaligen Französischen Hospital - Die Georgien-Straße, Längst dem von Bernerischen- und dem Meßhause - Die
Philipps-Straße, Die ehemalige Garten-Straße -- Die Bellevue-Straße, Die Quer-Straße vorn Weissensteiner-Thor bis an die Weinberger- oder
Frankfurter-Straße - Die Weissensteiner-Straße, Von der Ecke des Musäi bis an die Gamisons-Kirche - Die Ludwigs-Straße, Von der
Gamisons-Kirche bis an das Cöllnische Thor - Die Cöllnische-Straße, Vom Lederrnarkt oder Gouvemements-Platz bis an die Stadtmauer -
Die Hedwigs-Straße, Vom Carls-Platz bis an die Königs-Straße - Die Amalien-Straße, Von der Frankfurter-Straße bis an das Königs-Thor
- Die Müntz-Straße, Vorn Weissensteiner- bis an das Wilhelms-Thor - Die Gens Warmen-Straße, Vom Wilhelms- bis an das Cöllnische-
Thor -- Die Süster-Straße, Vom Cöllnischen- bis an das Hohe-Thor - Die Post-Straße."
' Nach Garküche, S. 31, war die Bezeichnung Elisaplatz nach dem Namen von Napoleons Schwester geplant.
' Apell, Cassel, S. 21 f. Lobe, Wanderungen, S. 10. Hess. Erinnerungen, S. 146 f.
' Cassel u. Wilhelmshoehe, S. 25. Nach Stadtchronik erging am 26. September 1825 „allerhöchster Befehl, daß alle Treppen vor
den Häusern der Ober-Neustadt zu entfernen seien."