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zeigt das Denkmal, das er seiner 1773 verstorbenen Gattin in seinem Zimmer setzte, ein als Schrank
dienender klassizistischer, mit einer Vase bekrönter Obelisk, dem der ältere Tischbein das in Öl gemalte
Brustbild der Entschlafenen einfügte. Wie mächtig und schnell der englische Stil leitende Geister ergriff,
tritt kaum auffallender zutage als gerade bei diesem begabten Architekten, der in Paris bei Blondel in die
Schule gegangen war. Schloß Wilhelmstal, die reizvolle Rokokoschöpfung, und die katholische Schloß-
kirche in Cassel, ein Kabinettstück im Stile von Versailles, zeigen den Künstler vor der Wandlung.
Du Ry ward der Auftrag zuteil, die beiden Schloßflügel zu Weißenstein im Sinne der neuen Theorien
zu entwerfen. Ein kleineres und ein größeres Projekt war das Ergebnis, das der Baumeister Anfang 1786
vorlegte} Ganz englisch fiel die Lösung aus, nicht nur klassizistisch, sondern auch ruinös, Gequaderte
Frontflächen ohne Verzierung, von rechteckigen Fenstern durchbrochen, durchgehendes Hauptgesims, Säulen
und Fassadengiebel, alles in ionischem Geschmack, sind die Elemente, aus denen sich das schlichte Haus
zusammensetzt, gebrochene Stützen, fehlende Dächer, zerbröckelte Gesimse, trümmerhaftes Gebälk, Felsen-
partie am Sockel und Graswuchs auf der Attika die Zugeständnisse, zu denen sich der Architekt unter dem
Einflusse der sentimentalen Zeitrichtung und mehr wohl noch auf Wunsch des Bauherrn verstand. Geläufig
mußten dem Meister antike Ruinen sein, er hatte Pompeji und Herkulaneum gesehen. Daß A er sich aber
als ernster Künstler mit der Modetorheit nicht einverstanden erklären konnte, ist glaubhaft?
Verfiel der Entwurf auch dem Schicksal der Arbeiten Waillys und jussows, nicht ausgeführt zu
werden, so sollte er doch klärend wirken. Und im wesentlichen ist man weder über den Grundplan noch
den Aufriß hinausgekommen. Der rechteckige Baukörper, an den Schmalseiten durch eine Apsis mit frei-
stehendem Säulenkranze geschlossen, trägt in der Mitte der Längsfront den Vorbau einer Tempelfront.
Umfaßt der kleinere Entwurf, der ältere von beiden, im Mittelteil nur sieben Achsen, so ist das größere
Projekt bereits um zwei Achsen gewachsen und erreicht damit die Ausdehnung der später wirklich aus-
geführten Nebenflügel. Alleh dadllreh kommt der jüngere Vorschlag dem später genehmigten Riß näher,
daß er nicht mehr, wie die erste Zeichnung, als Abschluß des Vorbaues einen Flachgiebel, sondern die
durchgehende Attika zeigt. Für die Höhe allerdings konnte der zweigeschossige Aufbau des Vorentwurfs
nicht bestimmend werden, weil auch das größere Projekt den Bedarf an Räumen nicht entfernt deckte. Es
bedurfte weder einer tiefen Überlegung noch einer längeren technischen Vorarbeit, den Entwurf zu gewinnen,
der für die Ausführung reif war. Frühjahr 1786 lagen die neuen Pläne zu dreigeschossigen Seitenflügeln
vor, so daß im Mai mit den Arbeiten auf der Baustelle begonnen werden konnte.
Noch ehe die Ausführung des zweiten Schloßflügels beendet war, rang sich die Klarheit darüber
durch, daß die Lücke zwischen den beiden Neubauten nicht bleiben konnte. Ein Portalbau sollte sie
schließen, und wirklich wurde 1791 ein Modell zu einem triumphbogenartigen Zwischenbau hergestelltß
Der Plan zerschlug sich. Man dachte an ein Monument, das seinen Platz zwischen den Schloßflügeln er-
halten sollte. War es nur groß genug, so konnte es das gewünschte Bindeglied bilden. indessen die
Schwierigkeit, ein rein dekoratives Werk zu schaffen, das sich im Maßstabe den Gebäuden anpaßte, ohne
sie wiederum zu erdrücken, war nicht zu verkennen. Zwei Entwürfe liegen in den Urzeichnungen vor.
Sind die Namen der Verfasser unbekannt, so darf doch angenommen werdenpdaß die ldee vom Fürsten
Tafel 136, 2
1 Plans, Elevations et Coupe d'un Chateau en ruine ä bätir ä Weisenstein sur les idees de Son Altesse Serenissime
Monseigneur le Landgrave Guillaume lX du dessein de S. L. Dury en 1786. 10 Blatt Zeichnungen. Schloßbibliothek
Wilhelmshöhe.
2 Gerland, P., Ch. u. S. L. Du Ry, S. 163: „Der Landgraf, von dem Gedanken der Neuzeit durchdrungen, hatte vor
allem an Stelle des Schlosses. . . eine Ritterburg erbauen wollen, in welcher gleichzeitig seine Grabstätte angebracht werden
sollte. Eine solche Burg an Stelle des Schlosses zu erbauen, hatte Du Ry einfach als geschmacklos erklärt und war damit
durchgedrungen; der Landgraf hat sogar später einmal mit Bezug hierauf seinem Leibarzt Hofrat Dr. Grandidier, einem
Schwiegersohn Du Rys, gegenüber geäußert: ,Der alte Du Ry hatte doch recht". (Nach mündlichen Mitteilungen von
Du Rys Tochter Amalie Rothe.)" Danach Gurlitt, Die deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, S. 136.
3 Acta der Kurf. Hess. Oberrentkammer in Cassel, die zu dem Weißensteiner Schloß-Bau und denen Erd-Arbeiten
daselbst gnädigst verwilligten Gelder btr. 1786-1805, S. 316. St.-Arch. Marburg.
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