Full text: Kreis Cassel-Land : Text (4)

99999 999999999999999999999 Wilhelmshöhe. EESQESSEQEEEEQQQEEEQEEQE389 
hohen Arkaden hineinkomponiert. Auf den Hofseiten finden sich, wie im Zwischenstock so auch hier, die 
Zumauerungen nur im Östlichen Teil, diesmal wegen der verringerten Auflast in kleinerem Umfange und mit 
Ziernischen versehen. Die Verstrebungswände unter der Pyramide nehmen im oberen Umgang dieselbe 
Stelle ein wie unten. Zu den älteren Zugankern in Höhe des Gewölbekämpfers, die sich über das ganze 
Geschoß verteilen, gesellt sich unter dem Herkules eine moderne Trägerkonstruktion. Die spärlichen Reste 
der von ovalen Öffnungen durchbrochenen Steinbrüstung am Rande der Plattform und die Lücken im 
Hauptgesimse geben auch dem obersten Geschosse einen, vom Erbauer freilich nicht beabsichtigten, kleinen 
romantischen Zug. 
Auf quadratischem Unterbau erhebt sich die viergeschossige Pyramide, die als Bekrönung den 
Heros trägt. Die giebelartig verlaufenden Ausladungen auf der Ostfront, die den Fuß künstlich auf die 
Breite des Oktogon-Mittelfeldes bringen, können ebensowenig wie das auch für die Nebenfronten über- 
nommene geschwungene Hauptgesims des Sockelgeschosses darüber hinwegtäuschen, daß es sich um einen 
Aufbau handelt, der nicht im Ursprungsplan stand. Mag nun aber auch bei dem Zentralbau die einseitige 
Betonung einer Frontseite an sich nicht unbedenklich erscheinen, die beabsichtigte Wirkung, die Bereicherung 
des Denkmals um ein weithin sichtbares Wahrzeichen von charakteristischer Silhouette, ist erreicht. Noch 
verstärkt wird der Eindruck der ragenden Spitze durch die nach oben vorgenommene Verkleinerung der 
Maueröffnungen, die auf der Vorder- und Rückseite mit Halbkreisbögen geschlossen sind und auf den Seiten- 
fronten aus länglichen Achteckluken bestehen. Den ringförmigen Ausschnitt unter der Spitze fassen auf der 
Vorderfront zwei in Kupfer getriebene, Heroldstrompeten haltende Genien ein} Das ausgerundete lnnere 
der Pyramide wird in jedem Geschosse durch ein Kuppelgewölbe abgeschlossen, das an den Fenstern 
halbkreisförmige Stichkappen und in der Mitte eine achteckige Öffnung für die Durchführung der ehedem 
von einem Fachwerkgehäuse eingeschlossenen hölzernen, jetzt freien eisernen Wendeltreppe besitzt. Ein 
kleineres Scheitelloch im achtseitigen Klostergewölbe des Sockelraumes ist zugemauert. Hier, im untersten 
Geschoß, befindet sich die Treppe nicht in der Mittelachse, sondern in einem der vier mit Nischen ver- 
sehenen Eck-Zwickel, die dem lnnern den oktogonalen Grundriß geben. 
Der obere Aufsatz der Pyramide, der als würfelförmiger Fuß den Herkules aufnimmt, besteht, wie 
die Statue selbst, aus Kupferblechplatten, die über ein Eisengerüst montiert sind. Leitern führen bis in die 
Keule, auf welcher der hohle Riese, „der große Christoph", wie er im Volksmunde wegen seiner Größe und 
der mit dem belaubten Stabe verwechselten Waffe heißt, seinen Arm stützt und deren lnneres für mehrere 
Personen Platz bietet. Dem Wind und Wetter von fast zweihundert Jahren ausgesetzt, hat sich die 9,50 m 
hohe Figur längst mit hellgrüner Patina überzogen, dem altersgrauen Bau einen freundlichen Abschluß gebend. 
Vor dem Oktogon befindet sich, durch einen Weg von dessen Ostfront getrennt, die Vexierwasser- 
grotte, der Mittelteil und das Hauptstück einer größeren Grottenanlage, die, an den Berg angelehnt, einen 
Hof einschließt und nach Osten sich öffnet. Dem Gefälle des Abhanges entsprechend ist die hufeisenförmige 
Baugruppe bereits so weit gesenkt, daß ihre Oberkante unterhalb des Oktogonfußes liegt. Durch eine Frei- 
treppe steigt man von dem Vorplatz vor dem Oktogoneingange auf die Plattform hinab, die den oberen Ab- 
schluß der Vexierwassergrotte bildet. Seinen Namen hat dieser im Äußern wie im lnnern in Zyklopenmauer- 
werk errichtete Hallenbau von den im Fußboden versenkten und über den ganzen Raum verteilten feinen 
Röhren, aus denen bei plötzlichem Einstellen das Wasser in dünnen Strahlen hervorschießt und solange den 
arglosen Besucher benäßt, bis er die einzig trockene Stelle im Hintergrunde der Grotte gefunden hat. Nach 
Osten Öffnet sich die geräumige Laube in drei Bögen, von denen der mittlere an Breite und Höhe betont 
ist. Der rechteckige Grundriß wird von einer Längstonne mit Stichkappen in den Achsen der Vorderbögen 
überdeckt. Die Mitte der Rückwand nimmt eine Nische ein, in der eine Gipsfigur des sitzenden, die Hirten- 
flöte blasenden Pan ihren Platz gefunden hat; in zwei kleineren seitlichen Wandblenden stehen, ebenfalls aus 
Gips geformt, Kleopatra, die Schlange am Busen haltend, und Chronos mit Stundenglas und Sense. Daß die 
Tafel 192, 1 u. 2 
Tafel 193, 1-7 
Tafel 194, x-A 
1 Nach Döring, Beschreibung des Lanudsitzes Wilhelmshöhe, S. 35, Statuen der Fama. 
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Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. IV. 
Kr. Cassel-Land.
	        

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