QCWQQUÜQQQQQEQQQUQ99999999
Oberkaufungen.
QQQQQEQEQQQQQQQEQQQQQQQQS
Errichtung des Kreuzganges, um den alten Wohnbau mit dem neuen Gotteshause in die vorgeschriebene
Verbindung zu bringen. Die von diesem Portikus berührte Pfalzkapelle als das Heiligtum Sankt Benedikts
anzusprechen, hält nicht mehr schwer. Diesem Heiligen schenkte Kunigunde die ganze Besitzung mit dem
Gelöbnisse, Schwestern seines Ordens in die fertige Anlage zu berufen. jene merkwürdigen Pfarrrechte der
Kapelle erklären sich am einfachsten, wenn man sie für das Gotteshaus der alten Pfalzgemeinde hält. Und
wenn oben angenommen wurde, der Kaiser habe während der in Kaufungen zugebrachten Bitttage seine
Andacht in der Pfalzkapelle verrichtet, so darf vielleicht als Bestätigung genommen werden, daß noch in
späterer Zeit die Nonnen in rogacionibus die Kapelle des heiligen Benedikt aufsuchten}
Fielen Palas und Kapelle der Veränderungstätigkeit späterer Zeiten zum Opfer, so hat sich ein Bau-
werk fast unversehrt erhalten, dessen Vorhandensein genügen würde, die Existenz einer Kaufunger Pfalz außer
Zweifel zu stellen. Bereits oben ist der Nachweis geliefert, daß der Nebenturm der Stiftskirche älter ist als
das Glockenhaus, an dessen Nordseite er sich anlehnt. Wenn seine Benutzung während der Klosterzeit als
Archiv und Schatzkammer auch so gut wie sicher ist, so muß der viergeschossige Bau doch im Anfang eine
andere Bestimmung gehabt haben. Seine ursprüngliche Gestalt ist unschwer zu erkennen. Streicht man die
nachträglich zugefügten Gewölbe des ersten und dritten Obergeschosses, so ergibt sich ein Bauwerk von vier
Geschossen, von denen nur das untere gewölbt war, die übrigen aber Holzböden besaßen. Nimmt man
noch hinzu, daß die Wandungen eine Stärke von 1,65 rn besitzen, in sorgfältigster Quadertechnik errichtet
sind und nur von Schlitzen" durchbrochen werden, so kann wohl kein Zweifel bestehen, daß ein Bauwerk
vorliegt, das ursprünglich für Verteidigungszwecke bestimmt war. Als Bestätigung mag der Platz des Turmes
genommen werden. Auf die Nordwestecke des Plateaus vorgeschoben, hatte er - das besagt auch die Lage
der Schießscharten - die vom Berge kommenden Angriffe von einer Gruppe von Bauten abzuhalten, die
auf der Süd- und Ostseite das scharf abfallende Gelände schützte.
Auch Meyer-Schwartauf, der den Nebenturm in seiner jetzigen Form zwar für jünger hält, aber die
Möglichkeit zugibt, daß „auch ursprünglich bereits ein Flankenturm vorhanden war", glaubt an den Defensiv-
charakter des Bauwerkes. Wenn er aber meint, daß „für eine etwaige Verteidigung des Klosters der ganzen
Lage nach ein starker Turm an der Nordseite besonders günstig" war, und für die Richtigkeit dieser Ansicht
ins Feld führt, daß „auch der Hauptturm im Schaft sehr geschlossen ist", so muß dem entgegengehalten
werden, daß von einem geschlossenen Charakter des Hauptturmes bei der in bau- wie militärtechnischer
Hinsicht mehr als bedenklichen Auflösung der Ostwand, bei dem großen Westeingange, bei den Durchgangs-
Öffnungen zum Süd- und Nordschiffe sowie bei dem Fehlen eines Gewölbes über dem Erdgeschoß nur sehr
bedingt die Rede sein kann und daß die Vereinigung beider Türme ihre Bedeutung als Wehrwerke mehr auf-
hob als verstärkte. Wert als Trutzbau konnte der sechseckige Turm nur haben, wenn er frei stand. Und
nimmt man an, daß er frei stand, so ist seine ursprüngliche Bestimmung klargestellt. Er war der Berchfrit Tafel so, 10
der Pfalz.
Setzt man voraus, daß die Warte des Königshofes, ebenso wie der Palas und die Kapelle, erhalten
blieb, als die Anlage in die Hände der Nonnen überging, so klären sich alle die Unstimmigkeiten auf, die
sich bei Untersuchung des Verhältnisses von Glockenhaus und Nebenturm fanden: der Mangel eines Mauer-
verbandes, die Verschiedenheit der Technik, die Ungleichheit der Stockwerkhöhen und die Verkümmerung
der Schallöffnungen auf der Nordseite der Glockenstube. Auch die Merkwürdigkeit wird verständlich, daß
die Schwelle des Einganges zum obersten Geschoß des Nebenturmes höher liegt als der zugehörige Fuß-
boden. Diese Tür wurde nachträglich eingebrochen als Verbindungsöffnung mit dem zweiten Obergeschoß
des Glockenhauses, dessen Fußbodenhöhe einerseits durch die Balkenlage des Kirchenlanghauses festgelegt
wurde, andrerseits selbst wiederdie Schwelle des Durchganges zum Nebenturm bestimmte. Zu vermeiden
war dieser Durchbruch nicht, da er den Zugang zu den Obergeschossen des Hauptturmes ermöglichte. Vor
allem aber findet der eigentümliche Abstand zwischen dem Fußboden der Nonnenempore und der Decke des
' Statut, S. 544.
2 Speyer, s. 12:.
9999999999999999UUQQUÜQQQQUQQ185 E)QQEEQQQEQEQEEQESEQEQQQQEE SEE
Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel.
IV. Kr. Cassel-Land.