Stadt
Gelnhausen.
Geschichtlicher
Ueberblick.
Wo die Ausläufer des Vogelsbergs und des Spessarts vom Ufer der Kinzig zurück treten und eine bis zum
Main reichende Ebene beginnt, liegt am geschützten Siidabhang des Biidingerxvaldes (hier Dietrichsberg ge-
nannt), die alte Reichsstadt Gelnhausen malerisch aufgebaut, mit dem stolzen Prachtbau ihrer vielthürmigen Pfarr-
kirche weithin das Thal beherrschend. Die Stadt liegt an dem Knotenpunkt zweier alten Nüerkehrsivege, der
von Frankfurt über den Büdinger Wald in das östliche Deutschland führenden Reff- oder W ein strassc auch
Frankenweg, und der Birkenhainerstrasse, welche in (ielnhziusen von der Rctistrasse abzweigte und über
die Spessarthöhen ins Frankenland lief, und die im Mittelalter bis Gelnhzluscn schitfbarti Kinzig crmiigliclitt: den
Transport schwerer Güter, besonders des aus dem Büdingerwald gewonnenen Holzes.
Der Name in der ältesten Fassung Geilenhusen 1133; (äevlnhuscni 1170; (ielinhusen 1180; (lelen-
husen 1190; Geilnhusen 1217; (hleilinhusen 1219; ist von dem Personemiamtrii (ieilo abzuleiten (cf. Arnold
Ansiedelungen p. 399). Es bestand (lemnach schon vor der Anlage der Stadt alurch Kaiser Friedrich Barbarossa
im Jahr 1170 hier eine Ansiedlung, ein Dorf (Villa) neben der Burg der (lrafcn von Gelnhauscn, über deren Lage
und Umfang etwas Sicheres weder überliefert noch zu ermitteln ist. (ianz ilnbcrlcuitencl kann der Ort aber
nicht gewesen sein, da cr beim Aussterben der Grafen von (ielnhziusen bereits eine Kirche besass, deren Reste
noch existiren (cf. Harienkirche), wenn auch die Nachricht, dass er um 1151 zwei Kirchen besessen, ins Reich
der Fabeln verwiesen werden muss.
Das alte l)ynastengeschlecht, welches die (iratkriirechtc in der .11 a rk Selbold als Reichslehen
ausübte, nannte sich danach von Selbold, nach seinem .Xlloalialbcsitz: der Rurg- und (iüte rzu b e hör. aber
Grafen von Gclnhailsen. Ueber dies Geschlecht geben nur wenige, Urkunden kümmerliche Nachricht.
Als Stifter des Klosters Selbold wird ein comes Diedrnarus in einer Ilcstiitigungsurkunde von Papst Paschalis 1108
(Urk. I p. 46) genannt. (Seine (lemahlin Aleydis kommt in einer Sclicnkungsurkundc vom folg. Jahr vor, wonach die
Grafen auch an der Saale begütert waren). Diedmar muss 1133 (Gudenus cod. d. p. 11) noch gelebt haben.
wird aber 1158 (Urk. I p. 11) als: bone memorie Ditmarus aiuondam (iclnhustrnsis comes und Stifter des
Klosters aufgeführt. Ein lrlgbertus de (dielnhusen tritt als Zeuge 1151 auf (Urk. l p. in der gefalschten
Urkunde von 1151 wird er ebenfalls und zwar als unus ex fundatoribus ejusdem loci genannt
Wann die eomitissa Gela gelebt, welche die Kirche zu Grinda. die auf ihrem Eigen lag, dem Kloster Selbohl
geschenkt hatte, wessen Frau sie gewesen, ist nicht nachzuur'eisen. lm Jahre 1217 (Urk. I p. 103) wurden die
Rechte des Klosters an Grinda, welche durch Besetzung der Pfarre mit Wcltgeistlichen vom Kaiser verletzt
waren, durch Friedrich II. wiederhergestellt, und dabei eine (iela genannt. Sie kann nur (äräitin von (ieln-
hausen gewesen sein, da das Gericht (irinda zu dessen Gebiet gehörte.
1) cf.- Schenk, (fvorrespcandenzbl. 1874 p. 75.