1,52
Horbach.
Kempfenbrunln.
Glocken. Die grössere hat 0,60 unteren, 0,312 oberen Durchmesser, 0,42 Höhe und in lateinischen
Grossbuclistaben am Rand die Inschrift: PH. H. BACH IN WINDECKEN 1874.
Die kleinere hat 0,52 unteren, 0,267 oberen Durchmesser, 0,40 Höhe und in Frakturbuchstaben auf dem
Feld die Inschrift: Hinbengemeinbe borbad), einerseits, einen Fabrikstempel in Rähmchen: QI. Sand (Blotfem
giefgerei ßeipgig 1896, anderseits.
Kempfenbrunn.
Dorf von 500 Einwohnern, Stunden ostsiidöstlich von Gelnhausen. Gehörte früher zum Gericht
Lohrhauyrten, jetzt zum Amtsgericht Bieber.
l)er Name lautet bereits beim ersten Vorkommen kempfenhorn (1324), hat nur wenige geringe Abwand-
lungen, 1339 kempenborn und kempinborn aufzuweisen, und ist nach Arnold (p. 329) von einem Personennamen
zihzuleiten.
Der Ort gehörte den Grafen von Rieneck-Rothenfels, und kam nach deren Aussterben an die Erben,
die Grafen von Hanau, welche ihn sofort (bis auf den Zehnten) an das Kloster Schliichtem verpfändeten (1324,
Urk. II, 261). Mit dem iihrigen Besitz der von Rieneck wurde er aber von Mainz als heimgefallenes Lehen
in Anspruch genommen, und erst ein Mainzer Mannengericht entschied 1339 zu Gunsten Hanaus, welches später
auch das Pfand einlöste.
Ueher die kirchlichen Beziehungen im Mittelalter scheint nichts überliefert zu sein. Auch
Die
Piarrkirche
wird in keiner Urkunde genannt, doch muss sie einigen Detailformen nach schon im 13. Jahrhundert bestanden
haben (cf. Tab. 243 u. 242 141.).
Sie ist in ihrem jetzigen Bestand ein roher getünchter Bruchsteinbau mit etwas schmälerem nach Westen
geriohtetem, als Thurm ausgebildetem Chor, der sich mit einem unprolilirten Rundbogen gegen das Schilf
öffnet und mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe versehen ist. Die Kämpfer des Triumphbogens haben das Tab.
242, E, 2 angegebene Profil, und die alte Mensa des Altares hat eine steile Schmiege an Deckplatte und Sockel,
eine abgesetzte Fase an den Kanten.
Das Schiff scheint dem Chor gleichzeitig, doch lässt die dicke Tünche etwaige Spuren alter Fenster
nicht erkennen. Das Aeussere hat jetzt die Tab. 243 ersichtliche Form.
Im Innern umgeben Emporen mit einfachsten Holzsäulen und Rahmenwerk die Ost- und Nordseite,
auf deren Brüstungsfeldem die 13 Figuren Christi und der Apostel "in Wasserfarben gemalt sind, wobei an
Stelle des Judas, Johannes der Täufer gesetzt ist. Von dem mittelalterlichen
Altaraufsatz haben sich an den Chorwänden aufgestellt, noch die etwa halb lehensgrossen Schnitz-
tiguren eines Cmcitixtis, einer Madonna, Paulus und Anna selbdritt erhalten. Sie sind sehr beschädigt, und
ihre oberflächliche, wenn auch faustfertige Ausführung lässt erkennen, dass sie einem der vielen als Markt-
waare von grösseren Werkstätten auf Lager gefertigten Altarwerke angehört haben, wie solche z. B. auch in
Gelnhausen sich finden.
Die Kanzel steht auf der Nordseite des Triumphbogens und hat eine sechszelmseitige Brüstung aus
Sandstein von klobigem, noch an Gothik anklingendem Profil, welche auf einer viel zu dünnen runden Säule
mit rundem protilirtem Kapitäl und jetzt verdeckter Basis ruht. Die dem Schilf zugekehrte Polygonseite
trägt ein Hanauer Wappen. In die Kirchhofmauer ist ein runder Stein mit ähnlichem Wappen eingesetzt,
welcher das Datum 1526 trägt, und wohl mit der Kanzel gleichzeitig ist, dessen ursprüngliche Bestimmung
ob Schlussstein oder Theil einer Thürbekröming nicht zu ermitteln ist.