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Burgjossa.
Isenburgischen Theil von den Hütten pfandschaftlich erlangt haben. Bei dem Verkauf im Jahre 1541 wird der
eine Theil als Fuldischer, der andere als Mainzischer bezeichnet. Die Grafen von Jülich müssten also, durch
die weite Entfernung veranlasst, ihre Lehnsherrlichkeit an Mainz abgetreten haben, welches bereits 1396 als
Lehnsherr genannt wird (cf. „Beurkundete Darstellung" p. 16, p. 17 und p. 98-110).
Der Ort war stets unbedeutend und gehörte in kirchlicher Beziehung als eingepfarrt zu Oberndorf
(s. Er besitzt weder eine Capelle noch ist eine solche urkundlich nachweisbar.
Die Burg, welche vielfach verändert und ihres Charakters als Wasserburg entkleidet noch als
Oberförsterwolmung dient, liegt mitten in dem wasserreichen ursprünglich wohl durchaus sumpfigen, jetzt
aber durch eine intensive Wiesencultur bekannten Jossathal. Sie hat eine rundliche Gesammtform wie der
kleine Situationsplan auf Tab. 223 zeigt (dessen Nordseite oben liegt) und ist mit einer verschieden hoben und
starken thurmlosen Ringmauer umgeben. Diese ist in den unteren Schichten auf der Süd- und Ostseite noch
aus Bilkelquadern errichtet, während die höheren Schichten einer Erneuerung des 16. Jahrhunderts etwa an-
gehören dürften. Auf der Südostseite ist ein vermauerter Stichbogen aus grossen Quadern und links davon der
Rest von zwei grossen Kragsteinen in etwa 2 m Höhe zu sehen, wohl die Spuren einer Fenstemische mit
Kamin daneben. Das Eingangsthor muss an gleicher Stelle gelegen haben wie die jetzige formlose Einfahrt,
da nur hier ein die Landstrasse durch das sumpfige Thal führender fester Damm Zugang gewährte.
Der interessanteste aber räthselhafteste Theil der Burg ist eine annähernd halbrunde Mauermasse,
welche bis zu der Höhe aus Bukelquadern grossen Formates errichtet, jetzt den Hof nach Norden abschliesst.
Wie die Risse der Haupttheile auf Tab. 123 zeigen, hat dieselbe im Erdgeschoss durchschnittlich 4m starke
Wände und einen mit einem späteren Tonnengewölbe gedeckten kleinen excentrischen Hohlraum. Auf der
Hofseite ist im 16. Jahrhundert eine neue Faeade vorgesetzt, und der Bau in der Höhe des dritten Stockes
des anstossenden Hauptwohnhauses mit dünnen Mauern zu Wohnräumen eingerichtet worden.
Es liegt nahe, in diesem halbruiideii Wehrbau des 12. Jahrhunderts die Reste eines kräftigenFBerg-
frits zu vermuthen. Um Sicherheit zu schaffen, wurde in der Axenrichtung senkrecht zur geraden Front ein
Versuchsgraben gezogen, welcher aber keine Spur von Fundament oder Bauschutt ergab. Da nicht anzunehmen
ist, dass man die Fiuulamtante ausgebrochen hat, was bei der feuchten Lage der Burg überdies sehr unzweckmässig
gewesen wäre, scheint die lilauermasse eine Schildmauer allerdings von ganz ungewöhnlicher Form gewesen
zu sein. 'I'hatsächlich ist der Thalrand auf der gegenüberliegenden Seite erheblich näher als im Süden, sodass
gegen eine läesirhiessung hier Schlitz gesucht werden musste. Ein halbrunder Thurm ist nicht anzunehmen, da
die tihnehin viel zu schwache gerade Seite ihrer Technik nach von den untersten Schichten an dem Neubau
des 16. Jahrhunderts angehört. Irgend welches burgliches Detail an Schiessseharten, Gusserkern u. dgl. ist an
Rundbau und Ringmauer nicht vorhanden, da die oberen Schichten fehlen, wie die Ansichten 224 u. 225 zeigen.
Es fehlen scheinbar auch Steinmetzzeichen gänzlich.
Das neue Herren haus hat einen runden Treppentliurrn mit äusserer Freitreppe, da die Keller des
Sumpfes halber über der Erde liegen. Ueber dem Portal des Thurmes ist eine Tafel mit dem Mainzer Wappen
eingesetzt, welches in einem von Candelabersäiulchen getragenen Bogen steht, und die Jahreszahl 1573 trägt.
Das tiuadrirte in 1 und 4 das Mainzer Rad, in 2 und 3 eine Zackenbinde tragende Schild liegt auf dem
gekreuzten Krunnnstab und Schwert auf. Am Rand ist das auf Tab. 223 wiedergegebene Steinmetzenzeichen
eingehauen, welches auch an den Thürgewänden mehrfach vorkommt. Das Schloss ist also von" Mainz nach
dem Kauf von 1541 umgebaut worden. Wenn auch das Innere des Herrenhauses durch seine fortwährende
Benutzung vielfach entstellt ist, hat doch das Erdgeschoss noch seine ursprüngliche, auch für die Oberstock-
werke massgebende Disposition bewahrt, und enthält noch die durch einen grossen Rauchfang mit gut durch-
gebildetem starkem Gebälk ausgezeichnete Küche. Die tiefen Fensternisclien enthalten noch gemauerte Sitz-
bänke, und überall liegen die Aborte in der Wanddicke. Einige Zimmer haben einfache gute Stuckdeeken
aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Das im zweiten Stecke an den Rundbau stossende Zimmer hateinen
starken gekehlten Ijnterzug, dessen Profil auf Tab. 223 neben demKamin abgebildet ist.
Die übrigen den Hof umgebenden Wirthschaftsbauten sind theils modern, theils ohne alles Interesse.
Von den ehemals die Wasserburg schützenden Gräben haben sich einige Stücke als grosse Teiche erhalten,
an anderen Stellen ist ihr Verlauf deutlich erkennbar.