und zierlicher Mittelsäule erhalten (cf. Tab. 153 und 154). Auf der Stadtansicht von Merian und von 1728
tritt das Haus sehr hervor, und hat wie der Arnslnurgerhof einen umfangreichen auf hohen Futtermauern
ruhenden Garten. Ein an der Ecke der Kuhgasse angebrachte als Traube geformte Console, soll einen runden
Erker getragen haben (cf. Tab. 155).
2) Langgasse Nr. 264, sogen. Mehlwaage. Die Umfassungswände sind noch vollständig die alten
romanischen, aber auf der Strassenseite mit neuer Thüre und Fenstern versehen, von denen erstere Tab. 156.
abgebildet ist. An der von einem engen Gässchen begrenzten Westwand sind dagegen sämmtliche alte
Fenster erhalten (Tab. 155). Nach Süden ist ein Anbau angefügt, der im 15. Jahrhundert grössere Stock-
werkhöhe und Kreuzstockfenster in der Mitteletage erhielt, den aber in der obersten ein kleines Rundbogen-
fensterchen als noch romanisch bezeichnet. Na.ch Süden schloss sich dann ein weiterer Fachwerkanbau an,
von dem nur Spuren eines einfachen frühgothischen Kamines und die Consolen für die mittlere Balkenlage
nebst 'l'hüröffnungen an der alten Aussenwanci erhalten sind.
Der Keller ist wie das in unserer Gegend noch bis zum vorigen Jahrhundert üblich war, ein grosses,
die ganze Haustläche einnehmendes Tonnengewölbe, in dessen Mitte aber hier eine starke Rundsäule steht, die
das Gewölbe (lurchrlriirgt und die in allen Stockwerken angeordneten starken Holzsäulen trägt, welche mit einem
Längsunterzug die Balkenlagen stützen.
Der Dachstuhl ist ein stehender mit einfachem Kehlgebälk.
3) Obermarkt Nr. 101, die sogenannte Halle, Stadtplan Nr. 19. Der in auffälliger, eine hervor-
ragende Bestimmung andeutender Weise auf einer besonders hergerichteten Terasse liegende Bau, war ähnlich
wie das romanische Rathaus von einem Faelnverkvorbau, der zu seiner Benennung den Anlass gab, so völlig
verdeckt, dass von der hochinteressanten Architektur der Giebelseite nichts zu sehen war.
hn Jahre 1895 kam das Haus in andere Hände und wurde niedergelegt, ohne dass es möglich war,
den Besitzer zu der Erhaltung desselben zu bewegen, sodass sich Verfasser auch hier darauf beschränken
musste, die sämmtliehen Theile der auf Tab. 158 dargestellten Fensteranlage zu erwerben und in der Burg zu
(leponiren. Tab. 157 giebt. den Zustand nach Beseitigung der „Halle" eines zweistöckigen rechteckigen Vorbaues,
welcher auf Säulen (Tab. 160. Fig. 5.) ruhend, im Oberstock eine durch die erweiterten Bogenödnungeil
zugängliche Stube enthielt.
Das Innere des alten Baues, welcher ausser der grossen Fensterstellung nur kleine leis spitzbogige
Fensterchen aufwies, und der alten TFhiire beraubt war, zeigte keine Spur der alten Eintheilung mehr. Die Wände
des niedrigen Oberstoekes waren, wie das in Gelnhausen oft vorkommt (unter anderem bei Nr. 15 dieses Ab-
sehnittes), mit Stichbogeirblentlen versehen, um Raum zu gewinnen.
Das Detail der Arkaden erinnert sehr an das der Wandblenden im Chor der Marienkirche, und ist
sicher gleichzeitig mit denselben, vielleicht von demselben Steinmetz erbaut. Leider ist die Mittelconsole, welche
die Umsehlargg-ersimse trug, (lurch Saumseligkeit des mit der Ueberführung Beauftragten Während des Abbruches
gestohlen worden. An der Nordseite trug eine Auskragung von dem Profil Tab. 160. Fig. 6. die Traufrinne.
Es ist schwer rerklärlich, wie ein so kleiner Bau mit so niedrig'en Stockhöhen zu einer solchen beispiellos
reichen Fensterarehitektur kam, und welches seine Bestimmung war. Am wahrscheinlichsten dürfte die An-
nahme sein, dass der Erbauer des Chores ihn für sich schuf.
4) Lang-gasse Nr. 285. Reste eines spätronlanischerl Steinhauses, von dem nur die unteren Theile
des Erdgeschosses aus schönen grossen Quadern mit abgerundeter Strassenecke und eine räthselhafte Sculptur
'l'ab. 162 sich erhalten haben, welche wohl als Stiitze einer Auskragung anzusehen ist.
5) Untermarkt Nr. 451, sogenannte Kratzhacke (Kreuzhacke), Stadtplan 29.
Den Unterbau des im übrigen modernen Hauses bildet ein Quaderbau mit gratigen Kreuzgewölben,
welcher sich in zwei grossen, jetzt mit leichten Wänden ausgesetzten Rundbogen gegen die Strasse öffnet und
offenbar ehemals als Kaufhalle diente. Die Gurtbögen zwischen denen die Gewölbe gespannt sind, ruhen auf
Wandpilastern mit einfacher Selnniege an Sockel und Kämpfer. Die scherzhaft volksthiimliche Bezeichnung
des mit dem romanischen ltathaus die obere Marktseite begrenzenden Hauses ist dadurch entstanden, dass der
Besitz des Hauses in der Weise getheilt ist, dass zu der Halle nur ein einfenstriger dreistöekiger schmaler
Streifen desselben gehört (der Stiel), das Uebrige zum Nebenhaus (die Hacke).
6) Untermarkt Nr. 2, Stadtplan 23. ehemals Hof der von Breidenbach, nach deren Aussterben der
Schelm von Bergen, jetzt Restauration zur Kaiserpfalz.