Einführung
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Bogen herum geführt werden mußte, weitere karolingische Straßenfestungcn oder Neichshöfc
haben wahrscheinlich bei Fürstenkirchen, ferner auf dem noch heute „Hofstadt" benannten oberen
Burghügel in Sachsenberg gelegen. Ausgrabungen eines karolingischen Gräberfeldes bewiesen das
Vorhandensein einer karolingischen Siedlung in Goddelsheim. Eine Volksburg aus gleicher
Zeit, der sog. „Burgring" bei Goddelsheim, eine auf einem Bergrücken zwischen Aar und
Kessel-(—Taste!!) bach gelegene umfangreiche Burganlage, schützte den Aarübergang der von
Goddelsheim nach Medebach führenden Duerverbindungsstraße. Die auf einem Nordostvorsprung
des Eisenberges gelegene „Königsburg" scheint eine noch im 9. Jahrhundert erbaute kleinere
befestigte Anlage eines königlichen Beamten gewesen zu sein, aus der sich ein „Königsstuhl",
eine unter Königsbann stehende Fehmgerichtsstätte, entwickelte. Diese Fehmgerichtsstätte hat
später nicht weit davon entfernt auf der Kuppe des Klusenberges gelegen, wo wahrscheinlich
an der Stelle einer altheidnischen Kult- und Begräbnisstätte ein Gerichtsplatz und eine Nicht
stätte entstanden war, auf der noch im 17. Jahrhundert ein Galgen sich befand.
Line andere von West nach Dst führende karolingische Heerstraße berührte das Kreisgebict in
seiner nordwestlichen Ecke. Diese noch heute als „Frankenpfad" bezeichnete Verbindungsstraße
vom Nuhrtal zur Diemel führte bei Schwalefeld vorüber. Auch hier befand sich zu ihrem Schutze
eine wahrscheinlich von Kaiser Karl angelegte weiträumige Volksburg auf einer Bergkuppe
oberhalb des Dorfes Schwalefeld mit dreifacher Ninganlage, die sog. „Schwalenburg".
Neben diesen befestigten Neichshöfen legte Karl in dem eroberten Gebiet der Sachsen eine
Neihe fränkischer Siedlungen an. Auf solche Siedlungen fränkischen Ursprungs lassen inner
halb unseres Gebietes Namensformen wie Goddelsheim, Erlheim und Sudeck schließen. Die
neueroberte Grenzmark teilte Karl in einzelne Gaue ein, die ein königlicher Beamter, der
Gaugraf, verwaltete. Der heutige Kreis des Lisenberges gehörte fast in seiner ganzen Aus
dehnung dem Ittergau an, nur in seiner Nordostecke ragte ein Teil des Gaues Gembeck
in unser Gebiet. Vieser schob sich zwischen Ittergau und den sächsischen Hessengau. vielleicht
leiten sich die in Goddelsheim ehemals ansässigen und begüterten von Go- oder Gaugrebe, die
in enger verwandtschaftlicher Beziehung zu den Herren von Itter gestanden haben, von diesen
ehemaligen Gaugrafen ab.
Mit der politischen Eroberung des Landes ging die Missionstätigkeit der Kirche
und die Christianisierung der Bewohner Hand in Hand. Schon im Sendschreiben des Papstes
Gregors III. an Vonifatius von etwa 738 waren die „Nitresi" oder „Niftharsi", also die Be
wohner des Ittergaues, unter den zu missionierenden Stämmen genannt worden. 741 gründete
Vonifatius das Bistum Vüraberg, das seinen Verwaltungsbezirk an der unteren Eder gehabt
hat und auch den hessischen Teil Waldecks, also den heutigen Kreis der Eder, umschloß, von
hier aus begann die Missionierung unserer Gegend. Sie wurde nach dem Tode des vonifatius
und nach der Aufhebung des Bistums Vüraberg sowie seiner Einverleibung in das Erzstift
Mainz durch seinen Schüler und Nachfolger, den Fuldaer Abt Sturm, der von der Eresburg
aus den sächsischen Teil des Waldecker Landes, also auch den Ittergau, missionierte, fortge
führt. Anläßlich der neuen kirchlichen Einteilung durch Kaiser Karl und der Gründung des
Bistums Paderborn im Jahre 777 kam der Ittergau auf kurze Zeit an das Bistum würz-
burg. Wahrscheinlich in diese Zeit fallen die ältesten Kirchengründungen im sächsischen wal
deck, nämlich diejenigen der Korbacher Altstadt und Usselns, worauf ihr Namensheiligcr Kilian
schließen läßt, der der ehemalige Bischof und Namenspatron des Stiftes Würzburg gewesen
ist. Schon um 800 jedoch wurde das Gebiet dem Bistum Paderborn zugeteilt. Bei der kirchlichen
Neuordnung im Jahre 1231 wurde das Bistum Paderborn der Erzdiözese Köln unterstellt.
Das gesamte Gebiet des Eisenberger Kreises wurde dem Archidiakonat horhusen (Nieder-
marsberg) zugeteilt und die Korbacher Altstadtpfarrei sowie die Pfarrei von Adorf zu vize-
archidiakonaten erhoben. Nur das zur Freigrafschaft Düdenhausen gehörende Kirchspiel Eppe
mit den Filialen in Niederschleidern und Hillershausen sowie die Pfarrei Münden mit den
Filialen in Neukirchen und Nhadern gehörten zum Dekanat Medebach des westfälischen Archi-
diakonats des Dompropstes von Köln.
Schon früh gelang es dem Kloster T o r v e p, umfangreichen Territorialbesitz im Ittergau zu
erwerben. Um 830 hatte es in Flechtdorf Besitz. 838 vermachte die Gräfin Ida, Witwe des
Grafen Esiko, ihre Besitzungen in Immighausen und Helmscheidt dem Kloster Torvey. Um 860