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Korbach
4. Die hl. Kreuzkapelle war eine zweigeschossige gotische Kapelle an -er Südseite des
Langhauses vor dem westlichen Seitenschiffjoch, links vom Weltgerichtsportal. Sie diente als
Totenkapelle für die um die Kirche befindliche Begräbnisstätte von St. Kilian. Die Kapelle wird
1383 zuerst genannt. Der gleichnamige Altar ist eine Stiftung des Priesters Gottschalk von
Astenfeld. Der Altar wird 1410, 1461, 1470, 1479, 1508, 1516 erwähnt. Die Kapelle war
von außen sowie von der Kirche aus zugänglich. 1687 wird sie als baufällig bezeichnet, 1706 zu
einer Begräbniskapelle für das Herrscherhaus umgebaut. Sie wurde 1836 wegen Vaufälligkeit
abgebrochen. —
Die Gestalt der Kirche ist mehrfach verändert worden. Der Turm hatte ursprünglich eine
spitze klaube. Mittelschiff und Thor waren durch ein gemeinsames Satteldach überdeckt, gegen
das je drei Ouerdächer der Seitenschiffsjoche stießen. Die Langhausfassaden trugen dement
sprechend je drei Wimperggiebel, den Abschluß der Schiffsstrebepfeiler bildeten spitze Fialen.
3m Inneren befand sich die Grgel einst auf einer am westlichen vurchgangsbogen zur Turm
halle angebrachten Empore. — 1529 brannte der Turm infolge Blitzschlages bis auf die
oberen Fenster nieder. Er wurde im folgenden Jahre durch Meister Zacharias auf der Stech
bahn wieder aufgebaut. Das gleiche Schicksal widerfuhr ihm am 15. Juni 1581. Er wurde
1582 durch die Zimmermeister Franz Lamprecht und Heinze von Liffe von neuem errichtet. Km
29. April 1685 brannte abermals infolge Blitzschlages der Turm, diesmal aber auch das ganze
Kirchendach mit ab. Vas Kirchendach wurde bis 1692 in seiner gegenwärtigen gegenüber der
ursprünglichen Form abgeänderten Gestalt von Meister Matthias aus Büren und A. Renes
aus Korbach wiederhergestellt. Auch der Turm erhielt bis 1709 an Stelle des spitzen Helmes
die gegenwärtige barocke Haube durch den Zimmermeister Ernst Reineken aus Lügde. — Wei
tere Mederherstellungsarbeiten oder bauliche Veränderungen fanden statt: 1595 wurde der
Innenraum neu geweißt. 1632 ließ Bürgermeister Johann Butterweck das Figurenportal wie
derherstellen. 1669 wurden die Gewölbe des nördlichen Seitenschiffs ausgebessert. 1677—80
wurde das nördliche Seitenschiff, das infolge Ausweichens der Strebepfeiler einzustürzen
drohte, durch den Baumeister Emanuel Brand aus Mengeringhausen wiederhergestellt. 1727
wurden die Strebepfeiler und Fialen des Thores durch Meister Eonrad Richter ausgebessert
und z. T. erneuert. 1733/34 wurden die Gewölbe wiederhergestellt. 1748 wurde das ge
samte Innere ausgebessert, geweißt und ausgemalt. 1788 erneuert der Landbaumeister H. v).
Lscher den Turmumgang. 1810 stürzte ein Teil der Gewölbe des nördlichen Seitenschiffes ein
und wurde wieder ausgebessert. 1827 wurde die Kirche vom fürstlichen Konsistorium wegen
Vaufälligkeit geschlossen. Eine grundlegende Erneuerung des nördlichen Seitenschiffes führte
1836—38 Oberbaurat Dr. Möller aus Darmstadt durch. Die letzte große Renovation der
Kirche fand 1895—99 durch Vaurat Oueisner in Arolsen und die Kreisbauführer Dissel und
Volke statt. 1896 wurde die Turmgalerie und Turmhaube erneuert. Das Äußere wurde aus
gebessert, der Innenraum umgestaltet, die Orgelempore entfernt, die Bänke erneuert und die
Orgeltribüne und Grgel im nördlichen Se-tensckiff neu geschaffen. Der Schalldeckel der Kanzel
wurde erneuert. Das gesamte Innere erhielt seinen gegenwärtigen Anstrich. Line Neugestaltung
des Innenraumes, insbesondere eine Entfernung der den Raumeindruck zerstörenden Orgel-
tribüne und ein Neuanstrich des Inneren erscheinen dringend geboten.
Bestand.
Grundrist. lAbb. 38). Gotische Anlage. Gstchor aus Vorjoch und Thorhaupt mit 5/^-Zchluß.
an seiner Nordseite gleichzeitige Kapelle von zweii Jochen (Sakristei). Jüngeres Langhaus aus drei
Schiffen zu drei Jochen; diese leicht ouerrechteckig, infolgedessen das Langhaus breiter als
lang. Wiederum älter der quadratische Westturm, etwas südlich aus der Achse verschoben,
mit halbrund vorspringendem Treppenturm in Nordwand und gleichzeitiger Kapelle (Marien
kapelle, Alte Münze) von zwei Jochen vor der Südwand.
Taf.40' Austeres. Kalksteinquaderbau, am Thor und an den ihm gleichzeitigen Teilen der östlichen
Züdschiffswand vereinzelte Bänder von rotem Sandstein. Die Profilierung des Sockels (Abb. 39)
in Keble und Fase ist von dem Thor auch für die jüngeren Bauteile übernommen, desgleichen
das sehr steil abgedeckte, in die Fenstersohlbankschräge übergeführte Kaffgesims, beides aber