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K o r b q d;
Ztadtbefestigung
(5e[d)id)te. Die Stabt Korbach wirb seit ihrer Stabtwerbung — minbejtens aber seit ber Ver
leihung bes Soester Stabtrechtes im Jahre 1188 — mit Mauern unb Toren befestigt gewesen
sein. Die Nnlage ber Stabtmauer stammt aus bem 12. unb 13. Iahrhunbert. Die Mauer ber
Neustabt ist zweifellos noch im 13. Ih. (wohl kalb nach ihrer erstmaligen Erwähnung im
Jahre 1265) begonnen unb im Verlauf bes 14. Ih. errichtet worben. Zwischen Luser unb
Lengefelber Tor stößt sie fast rechtwinklig auf bie Mauer ber Nltstabt unb ist burch ben bie-
ser vorgelagerten Graben hinburchgeführt. Mt- unb Neustabt waren burch eine Mauer von-
einanber getrennt. 1227 wirb bie Stabtbefestigung zum erstenmal erwähnt. Die Grafen volk-
win unb 5lbolf von lvalbeck müssen nach vorausgegangenem Streit mit bem Bischof lvilbranb
von paberborn versprechen, keine neue Befestigung gegen ben Bischof anzulegen. 1370 erlaubt
Graf Heinrich ber Eiserne ber Stabt, ihre Befestigung weiter auszubauen. Die ben klagen
umschließenbe äußere Mauer ist zweifellos erst nach ber Stäbtevereinigung von 1377 begonnen
worben, ba sie beibe Stäbtc gemeinsam umfaßt. Das älteste, am äußeren Enser Tor angebrachte
inschriftliche Datum von 1414 bezeichnet wahrscheinlich bas Jahr ber vollenbung ber Nußen-
mauern. Die zahlreichen von 1500 bis 1724 reichenben inschriftlichen Jahreszahlen an ben
Stabtmauern beziehen sich auf Ausbesserungen unb lvieberherstellungen. Der mit ber Iahres-
Taf. 37' zahl 1505 versehene bicke Turm am herrschaftlichen Hagen gehörte zur gräflichen Burg auf
bem oberen Herrenhof. Die zahlreichen Stabttürme waren ehemals mit Helmen unb teilweise
auch mit Lck-LrKern versehen. Der um 1300 entstanbene Thülenturm ist nach ber in Korbach
ehemals ansässigen Familie von Thülen benannt. Der sog. „Note Turm" zwischen Lengefelber
Tor unb herrschaftlichem Hagen wirb 1734 burch Nnbau eines Steinhauses zum Nmtsgefäng-
nis ausgestaltet. Der „Hexenturm" zwischen Bernborfer unb Tränketor hatte ehemals einen
Zachwerkaufbau mit spitzem Helm unb vier Lck-Trkern. Die Tore waren sämtlich Doppeltore
unb mit starken Türmen befestigt. Bei ber Mtstabt befanben sich bas Lnser Tor, bas Dal-
wigker Tor, bas Tränketor, bei ber Neustabt bas Lengefelber Tor, bas Bernborfer Tor unb
ebenfalls bas Tränketor. 5lm Dalwigker Tor befanb sich früher ein Belief mit ber Kreuz
tragung Thristi. Lin weiteres Tor mit Turm befanb sich vor bem Rathaus auf ber Stechbahn.
Ls war bie einzige birekte verbinbung zwischen ber Mt- unb Neustabt. Bis auf geringe Neste
am Lnser unb Dalwigker Tor sinb bie Stabttore von Korbach sämtlich verschwunben. Das
Tränketor würbe 1831, bas Lengefelber Tor 1836, bas Bernborfer Tor 1838, bas Dalwigker
Tor 1843 unb bas Lnser Tor 1858 z. T. wegen Baufälligkeit, z. T. auch als verkehrshinbernis
abgebrochen. Der erhaltene Teil bes Lnser Tores würbe burch Ankauf burch ben Kaufmann
Z. lv. Müller gerettet, um es „als fast letztes Denkmal ber Befestigungswerke... für bie Nach
welt zu erhalten". Die zwei Torpfeiler an Stelle bes äußeren Bernborfer Tores würben 1839
nach Entwurf von Z. v. Nheins von Kleister Tarl Lberlep errichtet. Line kleine Pforte am
oberen Herrenhof würbe erst nach 1633 angelegt. Anläßlich ber Stäbtevereinigung von 1377
würbe beschlossen, bie zwischen beiben Stäbten befinbliche Blauer bestehen zu lassen unb weiter
zu unterhalten. Sie würbe jeboch 1593 niebergelegt. Im siebenjährigen Krieg würbe ein Teil
ber Stabtmauer mit seinen Türmen, nämlich bie Mtstabtmauer zwischen Tränke- unb Dalwigker
Tor, sowie ber Butterturm von französischen Truppen niebergelegt, um von ben Steinen Back
öfen für bie Zelbbäckereien zu erbauen. Lin stehengebliebener Nest bes Butterturmes wnrbe
1859 abgetragen.
Bestand
Der Zug ber Stabtmauer ist noch heute nur an wenigen Stellen unterbrochen. Sie besteht
aus Haupt- unb Vormauer mit bazwischen liegenbem Zwinger, bem „Hagen", vornehmlich
bie Innenmauer ist burch Schalentürme gesichert, von ben alten Toranlagen sinb nur z. T.
bie Torwege erhalten. Den Zugang zur Altstabt von Sübosten her bilbete bas Dalwigker
Tor. Ls steht noch bie Sübmauer bes Torweges, 90 cm stark, aus Bruchstein mit Tua-
bern,' Schlitzscharten gegen ben Zwinger, vermauert. Im süblich anschließenben Teil ber
Hauptmauer halbrunbe Bastion mit Lochscharten (0 25 cm), je eine nach vorn unb nach ben
Seiten zum Bestreichen ber Mauer. In bem bavor liegenben Teile ber Zwingermauer (1 m