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letzte große Erwerbung Hessens, der Anfall der Graf
schaft Hanau-Münzenberg, Zu verdanken, den wir durch
den Erbvertrag Zwischen beiden Territorien mit der Un
terschrift der Landgräfin dokumentiert sehen.
Bei Fulda erregen neben dem ältesten Abtssiegel von
1057 die 1360 erfolgte kaiserliche Verleihung des Neichs-
paniers, sowie die päpstliche Bestätigung der Fuldaer
Universitätsgründung Aufmerksamkeit. Dieses Privileg
Clemens XII. von 1732 ist auch nach der formalen Seite
bin als Typ der eigenartigen späten päpstlichen Privi
legien von Interesse.
Abschließend folgen die wichtigsten Stücke dieser
Gruppe: die waldeckischen Archivalien. Bestechend ist die
monumentale noch völlig im romanischen Stilgefüge
stehende Form des Wappensiegcls von 1226 und ebenso
ausgewogen ist die künstlerische Leistung, die uns im
Siegel Graf Adolfs von 1244 das Bildnis des mit
Schwert und Schild bewehrten Edelherrn der staufischen
Kaiserzeit vor Augen führt. Kostbarkeiten sind das Ta
gebuch Graf Wolrads II. aus der Neformationszeit (wir
sehen das Blatt aus Luthers Tod) und die von dem
nachmals gefürsteten Grafen Georg Friedrich von Wal
deck an den Großen Kurfürsten gerichtete Denkschrift
über die Lage des brandenburgischen Staates bei Aus
bruch des Krieges zwischen Schweden und Polen- Stücke,
aus denen die Weite des geistigen und politischen Blick
feldes dieser weit über die engen Grenzen ihres Landes
hinausgreifenden Männer erhellt.
Die fünfte Gruppe Zeigt Dokumente und Darstellungen
aus dem Gebiete der Wappen- und Familienkunde,
überwiegend Wappenmalereien des 16. bis 18. Jahrhun
derts auf Einzelblättern oder in Form von Stammbäu
men, Ahnentafeln und Wappenbüchern. Ein Marburger
Bürgerbuch des frühen 18. Jahrhunderts, die Familien
chronik eines Marburger Geschlechtes aus den Fahren
1500 bis 1533 und das Nechnungsbuch einer Marburger
Familie aus dem 15. Jahrhundert treten u. a. ergänzend
bei. Bemerkenswert sind die frühe farbige Darstellung
des hessischen Wappens rus dem 14. und der Stamm
baum Landgraf Philipps des Großmütigen aus dem 16.
Fahrhundert. Ein noch wertvolleres Stück, der älteste hes
sische Stammbaum (aus dem späten 15. Jahrhundert)
von der Hand des bekannten hessischen Chronisten Wie
gand Gerstenberg ist bereits in der dritten Gruppe ge
zeigt worden. Diese beiden hessischen Tafeln stammen
wie eine Anzahl weiterer prächtiger Blätter des 16. Jahr
hunderts aus dem Waldecker Archiv, das auch für die
folgenden Abteilungen noch hervorragende Stücke beige
steuert hat.
Die sechste Gruppe zeigt eine Auswahl der ältesten
hessischen Karten aus dem 16. und 17. Fahrhundert. Die
in kartographischer wie in künstlerischer Hinsicht ausge
zeichneten Blätter stammen von den ersten hessischen
Geometern: Foist Moers aus Korbach, Heinz Markgraf
von Frankenberg und vor allem von dem berühmtesten
Zeichner und Kartographen Wilhelm Dilich. Er ist mit
drei zum Teil farbigen Arbeiten vertreten, darunter be
findet sich das Original der weitverbreiteten, bekannten
Ansicht Marburgs aus dem Fahre 1591.
Die siebte und letzte Gruppe endlich versucht die Ent
wicklung der mittelalterlichen Schrift vom 5. Fahrhundert
ab bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst in großen Zü
gen zur Anschauung zu bringen. Hierzu sind ausnahms
los Handschristenfragmente verwendet worden, die in
mittelalterlicher Zeit als Buch- und Akteneinbünde ge
dient haben und dann wieder abgelöst worden sind.
Wenn bei der Auswahl der Blätter auch das Haupt
augenmerk aus die Schrift und die Entwicklung ihrer For
men gerichtet war, so ist es doch möglich gewesen, auch
inhaltlich wertvolle Stücke aus der mittelhochdeutschen
Literatur und dem mittelalterlichen Nechtsleben einzu
fügen. Wir sehen Fragmente aus einem Lied auf die
heilige Elisabeth, aus dem Artusroman Lanzelot und
dem weitverbreiteten Volksbuch Salman und Morolf. Ein
bedeutendes Bruchstück aus einem römischen Geschichts-
wcrk, ein Traktat über den Meineid und ein wertvolles
Fragment des kleinen Kaiserrechtes geben dieser Reihe
der Schriftdenkmäler eine über das Formale hinaus
gehende Bedeutung und beleben in Verbindung mit
frühen Notenschriften, farbigen Initialen und Buch-
illustrationen diese gleichgerichtete Abfolge von Blättern,
die durch eine Auswahl von Wiegendrucken abgeschlossen
wird.
Die Archivausstellung, der eine Reihe ausgezeichneter
Nachbildungen der besten hessischen Landgrafenbilder von
Philipp dem Großmütigen ab in besonders glücklicher
Weise Gesicht und Leben verleiht, vermag nur eine kleine
Auswahl aus dem Reichtum der geschichtlichen Doku
mente unserer Heimat vor Augen zu führen- aber sie wird
allen, die sie betreten, einen lohnenden Blick in die klaren
und tiefen Quellen schenken, aus der die Erkenntnis und
damit der Stolz auf die Größe unseres Erbes entspringt,
dessen Hüter die deutschen Archive sind.