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bau dieser Salzvorkommen nicht in Betracht. Der Vorrat
in der Tiefe ist groß, unter der ganzen Ausdehnung
der Sandsteinschollen sind die Salze des Zechsteins in
300—400 Meter Tiefe zu erwarten, sie enthalten zwei
abbauwürdige Kaliflöze in vermutlich günstiger Lage
rung.
Das Tal der Eitra im Norden ist das Zweite Tal, das
entgegen dem Einfallen der Schichten die Sandstein-
flächen durchschneidet. Als enges Wiesental durchzieht
es die Wälder, auf einem Vergvorsprung liegt Schloß
Buchenau, heute Landerziehungsheim, im gleichnamigen
Dörfchen, dem alten Buochon. Stark geneigt sind die
dürftigen Äcker, hier scheint die Schutzlage für die Be
siedlung maßgebend gewesen zu sein. Aus der Höhe süd
westlich Buchenaus liegt übrigens ein eingebrochenes
Braunkohlenvorkommen vermutlich plozänen Alters, das
noch vor bald zwei Jahrzehnten in Abbau genommen
wurde, verfallen liegen Tagebau und Stollen da. Heute
liegt das Tal der Eitra vom Verkehr abseits, Neichs-
straße und Bahn folgen dem Tal der Haune. Im be
siedelten Nordteil folgen sie in großen Windungen den
Bogen des Tales, im Süden verlaufen sie fast schnurge
rade im engen Tal zwischen den Waldhängen nach Süd
südosten. Ein Tunnel durchbricht einen letzten Bergvor
sprung, der die Hünfelder Niederung abschließt, die
Straße allerdings muß in großem Vogen um den Berg
herum. Auf der Sandsteinplatte ist heute keinerlei Durch-
gagnsverkehr mehr, verlassen ist der alte Höhenweg, der
zwischen Fulda und Haune nach Hersfeld führte, erst die
geplante Neichsautobahn wird im Südwesten bei Schlot
zau seinem Verlauf folgen.
Die Hünfelder Niederung: Einmuldung in
älterer und jüngerer Zeit gab diesem Gebiete sein Aus
sehen. Nöt und Muschelkalk nehmen hie große Flächen
ein, ausgedehnte Lößlehmflächen geben vorzüglichen
Boden. So tritt der Wald heute, wie schon frühzeitig,
gegenüber dem Ackerland sehr zurück. Die oft breite Tal
aue der Haune mit hohem Grundwasserstand war dem
Menschen lange das größte Hindernis, erst heute wird
sie durch tiefe Gräben, die den z. T. fast torfigen Grund
durchziehen, in vorzügliche Wiesen und Weiden verwan
delt. Die um 1865 gebaute Eisenbahn war die erste Ver
kehrslinie, die sich auf die flache Talaue wagte, die heu
tige Neichsstraße zieht noch bergauf-bergab am Hange
entlang. Oie älteste Verkehrsrichtung verlief schräg zur
Laufrichtung der Haune. Oie Antsanvia, eine wichtige
Verbindung vom Rhein-Main-Gebiet nach Thüringen,
erreichte im Südwesten aus dem Sandsteinplattenbereich
kommend zunächst den Südwestvorsprung der Hünfelder
Niederung. Hier zieht eine Nötmulde, in der einzelne
eingebrochene kleine Kalkschollen kleine Küppchen bilden,
nach Westen. Eine Anzahl Siedlungen liegt hier, der
Wald weicht zurück. Steinzeitliche Funde und Hügel
gräber im Randgebiet weisen auf frühe Anwesenheit des
Menschen hin.
Der alte Hauneübergang der Antsanvia war nördlich
von Hünfeld, unweit der heutigen großen Ziegelei, die
vorzügliche Ausschlüsse in pliozäne (?) helle Aufschüt
tungsmassen gibt. In großer Ausdehnung, aber nur
gegenüber Rückers gut aufgeschlossen, erstrecken sich diese
Ablagerungen beim Eintritt der Haune in die Hünfel-
der Niederung, auf deren Westen sie beschränkt sind.
Meist liegen sie nur wenige Meter über der Talsohle,
nur bei Burghaun erscheinen sie an der Straße nach
Schlotzau als Sande mit groben Kiesen an 40 Meter
über der Haune.
Burghaun, ein altes Städtchen, das 1854 auf seine
Stadtrechte verzichtete, soll sächsischen Einfluß nach heute
erkennen lassen. Auch der Flurname Sassenfeld und die
Wüstung Sassin südlich vom Nachbardörflein Hünhan
weisen darauf hin, daß vermutlich in den Sachsenkriegen
Zwangssiedlung von aus ihrem Lande vertriebenen Sach
sen erfolgt war. Bei Burghaun endigt die Hünfelder
Niederung und die Haune beginnt in engem Tal den
Durchbruch durch die Sandsteinschollen.
Im Mittelpunkt der Niederung liegt östlich des Flusses
das Städtchen Hünfeld, mit 2800 Einwohnern ist es die
Kreisstadt des gleichnamigen Kreises. Nach Lübeck (1934)
soll es erst durch die Klostergründung in dem dem
Kloster Fulda 871 geschenkten „Haunfeld samt seinen
Wäldern" entstanden sein. Die besonders günstige Lage
auf kleiner Kuppe über dem Haunetal spricht demgegen
über sehr für ältere Besiedlung gerade an dieser Stelle.
Die beherrschende Lage der Kirche bot den Kern für
eine Befestigung, die 1310 zur Ummauerung der Stadt
erweitert wurde. Heute ist Hünfeld ein stilles Land
städtchen, ein stattliches Kloster liegt am Rande der
Stadt. Doch das Bild der Stadt — und oft auch der
Geruch — wird bestimmt durch die im Nahmen der Er
zeugungsschlacht und des Vierjahresplanes entstandene
kurhessische Flachsröste. Große Hallen sind entstanden,
und weithin stehen im Herbst auf Wiesen und Stoppel
feldern die Flachsbündel. Der Bahnhof, der einzige
Eilzugshaltepunkt des Kreises, hatte einst starken Ver
kehr durch die hier von der Frankfurt—Bebraer Haupt
strecke abzweigende Nebenbahn zum Werrakaligebiet.
Letztere wird vielleicht in nächster Zeit durch die ver
stärkte Förderung wieder zu größerer Bedeutung ge
langen. Stark ist der Verkehr auf der Neichsstraße von
Eisenach nach Fulda—Frankfurt, in die bei Hünfeld eine
Neichsstraße von Göttingen einmündet.
Hünfeld liegt an der Grenze von Muschelkalk und Nöt,
nach Osten hin herrscht in der Niederung der Kalk vor,
aber auch von ausgedehnten Lößlehmflächen bedeckt.
Nur stellenweise ist die Grenze von Muschelkalk und Nöt
im Gelände schärfer ausgeprägt, oft ist der Übergang
fast unmerklich in dem gleichmäßig mit Äckern bedeckten
Fluren. Von früher Besiedlung künden Einzelfunde aus
der Steinzeit und Hügelgräber. Besonders wertvolle
Hinweise gaben die Gräberfunde von Molzbach, über 20
Skelette gehörten hier zur ausgehenden Bronzezeit, un
gewöhnlich reich war die Ausstattung eines Fraucngra-
bes. Zwei Bestattungen gehörten in die Späthallstatt
zeit, hier fanden sich u. a. 28 Bernsteinperlen, und schließ
lich wurde noch eine Latsne-zeitliche Nachbestattung, ein
Brandgrab germanischer (?) Art aufgedeckt (v. Mer-
hardt 1936). So sind östlich der Haune sämtliche vorge
schichtlichen Zeiten vertreten, ein mittelalterlicher Herren
sitz war auf dem Schenkelsberg und ein Ortsname wie
Haselaha bezeugt, daß hier schon früh der Mensch das
Aussehen der Landschaft bedingte. Kloster Fulda und
Kloster, später Stift Nasdorf konnten daher hier ein